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Sport: Schmerzhafter Schnitt

Von Benedikt Voigt Berlin. Die unliebsame Aufgabe hat der Vizepräsident gleich selber übernommen.

Von Benedikt Voigt

Berlin. Die unliebsame Aufgabe hat der Vizepräsident gleich selber übernommen. Gemeinsam mit Trainer Emir Mutapcic traf sich Marco Baldi am vergangenen Wochenende mit Wendell Alexis, um ihm mitzuteilen, dass Alba Berlin für die kommende Basketball-Saison nicht mehr mit ihm plane. „Es war nicht so schwer“, sagt Marco Baldi, „wir hatten eine Partnerschaft, wie man sie sich wünscht: Beide Partner haben ihren Part übererfüllt.“ In so einem Falle schmerzt eine Trennung zwar, aber sie hinterlässt immerhin kein schlechtes Gewissen.

Der Umbruch bei Alba Berlin hat begonnen. „Wir wollen mittelfristig eine Mannschaft bauen“, sagt Baldi. Gegenwärtig sucht sein Klub die Spieler für die nächsten zwei, drei Jahre zusammen. Ein bald 38-Jähriger verkörpert nicht die Zukunft sondern die Vergangenheit. Deshalb hat der Deutsche Meister und Pokalsieger des Jahres 2002 mit dem schmerzhaftesten aller Schnitte den Umbruch begonnen. „Wenn wir neue Impulse brauchen, dann müssen wir auch dort ansetzen, wo die Schlüsselpositionen sind“, erklärt Baldi. Allerdings räumt der Vizepräsident ein: „Die Entscheidung hat auch irgendwo mit den Finanzen zu tun.“ Die Berliner werden voraussichtlich in der kommenden Saison von der Euroleague lediglich einen Sockelbetrag von 250 000 Dollar bekommen, ungefähr die Hälfte des Betrages vergangener Jahre. Außerdem ist aufgrund der ungewissen Zukunft des Kirch-Konzerns die Höhe der Fernseh- und Sponsoreneinnahmen in der Basketball-Bundesliga fraglich.

Die Ziele bei Alba Berlin haben sich nicht verändert. Weiterhin möchte der Klub in der Europaliga ins Viertelfinale vorstoßen, weiterhin in Deutschland den Meistertitel verteidigen. „Aber es ist schwer, über Ziele zu sprechen, solange die Mannschaft noch nicht steht“, sagt Baldi. In den vergangenen sechs Jahren war Alexis Albas wichtigster Spieler und Führungspersönlichkeit. Der Power Forward sucht nun in Italien oder Spanien nach einem neuen Verein. Nach seinem Weggang muss die Hierarchie in der Mannschaft neu geordnet werden. Dieser Effekt ist erwünscht. Doch wer in die Lücke stößt, die Alexis hinterlässt, ist noch unklar. Gegenwärtig besitzen nur Jörg Lütcke, Mithat Demirel, Teoman Öztürk, Stefano Garris und Guido Grünheid einen Vertrag für die neue Saison. „Die Gespräche laufen mit allen Spielern“, berichtet Baldi. Das Geld, das Alba womöglich auf der Position von Wendell Alexis sparen kann, dürfte der Verein im Poker um Centerspieler Dejan Koturovic sehr gut brauchen. „Wir versuchen, Koturovic zu halten“, bestätigt der Vizepräsident.

Für Wendell Alexis aber dürfte das Kapitel Berlin noch nicht ganz beendet sein. „Wendell ist nicht aus der Welt“, erklärt der Basketball-Manager, „er wird sicher das eine oder andere Mal in Berlin vorbeikommen.“ Irgendwann aber, in einem Nebensatz, gibt auch Marco Baldi zu: „Die Entscheidung tut weh.“

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