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Schmiergeld: MDR feuert Mohren

Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) hat seinen wegen Schmiergeldvorwürfen suspendierten Sportchef Wilfried Mohren fristlos entlassen. Vorangegangen war die Auswertung der Ermittlungsakten, teilte der Sender mit.

Leipzig/Frankfurt/Main (21.07.2005, 17:44 Uhr) - Der 47- Jährige sei für den MDR untragbar geworden, sagte Intendant Udo Reiter. «Die zusammengetragenen Beweismittel und Aussagen sind erdrückend», sagte Reiter. Mohren befindet sich seit vergangener Woche in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen gegen ihn wurden durch die Schmiergeldaffäre beim Hessischen Rundfunk (hr) um den früheren Sportchef Jürgen Emig ausgelöst. Dieser soll für die Übertragung von Sportereignissen Geld genommen haben.

Emig bleibt vorerst wegen Verdunkelungsgefahr in Untersuchungshaft. Das Amtsgericht Frankfurt hat nach einem Haftprüfungstermin am Donnerstag noch keine Entscheidung gefällt, teilte ein Sprecher mit. Der Beschluss des Ermittlungsrichters soll am Freitag oder Montag verkündet werden.

Im Zuge der Ermittlungen gegen Emig geriet Mohren ebenfalls in Verdacht und die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main gab Unterlagen nach Sachsen ab. Dort ermittelt die Antikorruptionseinheit INES in Dresden. Nach bisherigen Erkenntnissen soll Mohren 150 000 Euro Schmiergelder kassiert haben. Wegen Verdunklungsgefahr befindet sich auch der 47-Jährige im Gefängnis. Ein Antrag auf Haftprüfung liegt laut Amtsgericht Leipzig bislang nicht vor.

Als einen Grund für die Kündigung nannte der MDR einen Vertrag Mohrens mit dem börsennotierten Energiedienstleiter Techem in Hessen. «Wir können bislang sicher davon ausgehen, dass der Beschuldigte über einen vom MDR nicht genehmigten Vertrag mit der Firma Techem AG deutlich über 100.000 Euro kassiert hat», sagte Reiter.

Der Vertrag war 1997 in der Verantwortung des Vorsitzenden der Stiftung Deutsche Sporthilfe, Hans-Ludwig Grüschow, abgeschlossen worden. Dieser war bis 1999 zugleich Vorstandsvorsitzender von Techem und bis 2003 Aufsichtsratschef des Unternehmens. Techem hat den Vertrag inzwischen fristlos gekündigt. Es besteht der Verdacht, dass Mohren für die Berichterstattung des MDR über den jährlichen Techem- Cup in Halle Geld bekam.

Emig soll unterdessen beim Ermittlungsrichter Angaben zur Sache gemacht haben. Weitere Einzelheiten wurden nicht bekannt. Laut Staatsanwaltschaft Frankfurt sitzt auch Emigs Geschäftspartner Harald Frahm weiterhin in Untersuchungshaft. Für den suspendierten Präsidenten des Deutschen Tanzsportverbandes und Betreiber der Marketing-Agentur SMP stehe derzeit keine Haftprüfung an. Emigs Ehefrau bleibe hingegen weiter auf freiem Fuß, weil die Vorwürfe gegen sie weit weniger schwer wiegend seien als gegen den ARD- Reporter. (tso)

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