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Sport: Schnelle Stadt

Berlin-Marathon spielt wieder seine Stärke aus

Berlin – Felix Limo hat durchgehalten, er ist nicht langsamer geworden, er hat seine Rückenschmerzen auf den letzten Kilometern ignoriert. Mark Milde hat sich da durchaus Sorgen gemacht, das gibt er zu. Es wäre auch ziemlich hart gewesen, wenn Limo nicht 2:06,44 Stunden gelaufen wäre. Wenn der Kenianer, stattdessen, zum Beispiel, den Berlin-Marathon nur in 2:08 Stunden gewonnen hätte. Es geht hier ja nicht bloß um die persönliche Enttäuschung von Milde, der Marathon-Renndirektor muss da auch strategisch denken. Er ist darauf angewiesen, dass die Topstars in Berlin stark laufen. Die schnelle Strecke zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor ist schließlich sein wichtigstes Argument im Positionskampf der bedeutendsten Marathon-Veranstalter der Welt.

Milde lockt die Top-Stars der Szene und die Spitzenleute aus der zweiten Reihe der Weltklasse mit der Aussicht auf schnelle Zeiten. Deshalb ist es auch so wichtig, dass auch die Frauen-Siegerin Yoko Shibui aus Japan in 2:19,41 Stunden die viertschnellste Zeit erreichte, die jemals erzielt worden war. Wenn sich Milde nur aufs Geld verließe, auf die Antrittssummen und die Siegprämien, die der Veranstalter SCC-Running ausschüttet, hätte er schlechte Karten. London, Chicago, Boston und New York, die großen Konkurrenten der Berliner Marathon-Veranstalter, haben viel mehr Geld für Stars zur Verfügung. London bezahlt den Szene-Größen insgesamt rund zwei Millionen Dollar, Chicago kommt auf rund 1,5 Millionen, New York und Boston immerhin noch jeweils auf rund eine Million Dollar. Und Berlin? Da blickt Milde etwas gequält und murmelt: „Ein Drittel von London.“ Rund 700000 Euro. Deshalb kann SCC-Running „pro Jahr in der Regel auch nur einen Topstar bei den Männern und Frauen finanzieren“, sagt Milde. In Berlin erhält der jeweilige Sieger 30 000 Dollar, in Chicago 100 000 Dollar.

Paul Tergat und Naoko Takahashi, die Topstars aus Kenia und Japan, liefen trotzdem in Berlin. Der Kenianer wollte den Weltrekord, den lief er 2003, und sein Marktwert stieg enorm. „Jetzt verdient er bei den reichen Marathons viel mehr“, sagt Milde. Er hätte den Läufer Tergat in diesem Jahr nicht bezahlen können. Aber Tergat hat aus persönlichen Gründen sowieso erstmals alle Starts abgesagt. „In Chicago hätte er 300 000 Dollar mehr kassieren können als bei uns“, sagt Milde. Limo war erheblich billiger.

Aber Tergat ist ein kleines Licht gegenüber Naoko Takahashi. „Die verdient ein Mehrfaches von Tergat“, sagt Milde. Die Japanerin garantiert zu Hause allerdings auch 50 Prozent TV-Quote. „Da prügeln sich die Sender um die Übertragungsrechte“, sagt Milde. Fuji-TV sendete live und überwies SCC-Running eine satte Gebühr. Damit konnte locker Takahashis Gage bezahlt werden. Yoko Shibui war dagegen sehr viel billiger zu haben.

Trotz des Geldes aus Japan, trotz Teilnehmergebühren und Sponsorengeldern „werden wir nur mit einer schwarzen Null abschließen“, sagt Rüdiger Otto, der Geschäftsführer der SCC-Running GmbH. Da sind ja auch die Ausgaben. RBB sendete zwar live, aber die Produktionskosten musste SCC-Running übernehmen.

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