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Sport: Schnelles Ende möglich

Einigung im Springstein-Prozess in Sicht

Als der Verhandlungstag im Amtsgericht Magdeburg schon fast beendet schien, überraschte der Staatsanwalt die Verteidigung mit einem Appell. „Sie sollten es sich überlegen, ob Sie den Sachverhalt nicht einräumen. Wenn wir so weiterverhandeln und in die nächste Instanz gehen, würde Herr Springstein vielleicht noch drei Jahre lang viele Tage im Gerichtssaal verbringen“, sagte Wolfram Klein. Schon vor Prozessbeginn hatte die Staatsanwaltschaft Magdeburg dem ehemaligen Leichtathletiktrainer Thomas Springstein angeboten, die Ermittlungen gegen ihn bei einem Schuldeingeständnis und einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung einzustellen. Damals hatte der Trainer noch abgelehnt. Am Freitag sagte Springsteins Verteidiger Johann Schwenn jedoch: „Wir überlegen, ob es sinnvoll ist, einen Sieg um den Preis eines jahrelangen Verhandelns auszukämpfen.“

Es könnte sein, dass der nächste Verhandlungstag gegen Springstein schon der letzte sein wird. Das Amtsgericht Magdeburg könnte am gleichen Tag ein Urteil sprechen und Springstein verurteilen – zu mindestens einem Jahr Gefängnis auf Bewährung. Springstein könnte das Urteil dann akzeptieren und auf Rechtsmittel verzichten, aber die Straftat nicht offiziell gestehen. Bei einem Geständnis drohte ihm nämlich eine weitere Anklage. Denn der Trainer hatte vor dem Landgericht Hamburg am 6. Oktober 2004 eine Erklärung eingereicht, in der er an Eides statt versichert: „Ich habe von mir betreuten Sportlern und Sportlerinnen nie Mittel verabreicht oder besorgt, deren Einnahme verboten war. Dementsprechend ist es unrichtig, dass ich Anne-Kathrin Elbe Andriol gegeben hätte.“ Weiter heißt es: „Ich habe ihnen auch sonst in keiner Weise unerlaubte Substanzen verabreicht oder offeriert.“

Dass Springstein nun dennoch eine Verurteilung für ein schnelles Ende des Verfahrens in Kauf nehmen könnte, hätte mehrere Gründe. Zum einen hätte seine Hamburger Erklärung auch bei einer strafrechtlichen Verurteilung zunächst zivilrechtlich Bestand. Die Verteidigung mit zwei namhaften Rechtsanwälten ist zum anderen teuer, zumal sich das Verfahren in die Länge zieht. Staatsanwalt Klein deutete an, bei einem Freispruch Springsteins auf jeden Fall die nächste Instanz zu bemühen. Außerdem sagte er: „Ich will das Verfahren ja nicht bewerten, aber vielleicht ist die Verurteilungswahrscheinlichkeit zuletzt nicht geringer geworden.“

Am Freitag hatte die Kriminalkommissarin Annett Wittich ausgesagt, was sie bei einer Hausdurchsuchung bei Springstein im September 2004 alles gefunden hatte. „Im Kleiderschrank lagen Kartons mit Kolbenspritzen, Einwegspritzen und Kanülen in Originalverpackung. In einer Tüte fand sich ein benutztes Injektionsbesteck.“ Daran sei weibliches Blut festgestellt worden. Springstein lebt zusammen mit der früheren Staffel-Weltmeisterin Grit Breuer. Die Polizei stellte in Ordnern Listen mit medizinischen Vergabezyklen sicher. Zudem fand sie Kapseln mit dem Hormonpräparat Andriol und im Gemüsefach des Kühlschranks Testosteronpräparate und Insulin. Zum Teil stammen die Produkte aus dem Ausland. Alle Substanzen stehen auf der Dopingliste.

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