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Sport: Schnellste einer Laufnation

Gete Wami siegt mit äthiopischem Landesrekord – Melanie Kraus Sechste

Berlin - Das Gefühl des Sieges war eine plötzlich auftretende Übelkeit. Als Gete Wamis Beine ins Ziel gelaufen waren, wurde es ihrem Magen auf einmal zu viel. Sie musste sich übergeben, und selbst zwei Stunden später ging es ihr noch nicht wieder richtig gut. Sie gab ein paar knappe Antworten, etwa dass sie immer auf die Uhr geschaut und bei Kilometer 35 gemerkt habe, dass sie richtig gut drauf war. Dann wollte sie sich noch einmal im Krankenhaus untersuchen lassen. Dort blieb sie allerdings nur kurz. Immerhin wusste Gete Wami, wofür sie sich auf der Marathonstrecke gequält hatte. Noch keine Äthiopierin ist so schnell gelaufen wie sie – 2:21:34 Stunden. In langen weißen Strümpfen eilte sie durch Berlin.

Ihre Übelkeit war groß genug, um ihr den Magen zu verderben, aber nicht die Lust am Marathonlaufen. „Ich habe vor, irgendwann einmal schneller als 2:20 Stunden zu laufen“, sagte die Äthiopierin. 31 Jahre ist sie jetzt alt und hat ohnehin schon einen sehr erfolgreichen Karriereabschnitt hinter sich. Bevor sie auf die Straße ging, lief Gete Wami im Stadion, gewann dabei drei olympische Medaillen und wurde 1999 über 10 000 Meter Weltmeisterin.

Zwischenzeitlich fasste sie nicht so recht Fuß, aber dafür gibt es eine einfache Erklärung: „Ich habe ein Kind bekommen, danach war ich noch verletzt und habe einfach nicht die richtige Form gefunden.“ Jetzt ist ihre Form wieder großartig, und nicht einmal die Zweitschnellste konnte ihr am Ende folgen. Gete Wami lief alleine mit ihrem Tempomacher, es gab kein Verfolgungsduell. „Das Tempo war einfach zu schnell für mich. Da bin ich lieber mein eigenes Rennen gelaufen“, sagte Salina Kosgei aus Kenia. Damit war sie allerdings auch sehr zufrieden. 2:23:22 Stunden bedeuten für sie persönliche Bestzeit.

Zum ersten Mal fuhr auch ein Auto auf der Strecke vor der besten deutschen Läuferin her, und allzu viele Starterinnen liefen gar nicht vor ihr. Melanie Kraus von Bayer Leverkusen brauchte 2:35:37 Stunden und wurde Sechste. Bei ihrem Marathondebüt in Berlin vor sechs Jahren hatte sie 2:27:58 Stunden gebraucht. Mit dieser Zeit wäre die 31-Jährige am Sonntag sogar Dritte geworden. Der Erfolg vor sechs Jahren – damals wurde sie Fünfte – kam ihr fast ein bisschen zu früh. Melanie Kraus war damals gerade einmal 26 Jahre alt, also noch lange nicht im besten Marathonalter. „Danach wollte ich zu viel. Ich war übertrainiert und verletzt“, sagte sie. Mit gesteigertem Aufwand erreichte sie auf einmal weniger als vorher. Jetzt hat sie sich immerhin stabilisiert. Für die nächste Zeit hat sie sich noch einiges vorgenommen, vor allem, noch einmal so schnell zu laufen wie bei ihrem ersten Marathon vor sechs Jahren in Berlin.

Das Wetter in Berlin kam ihr diesmal nicht besonders entgegen: „Ich bin keine Hitzeläuferin.“ Deshalb sei sie bewusst auch nicht so schnell ins Rennen gegangen. Einen Tempomacher hatte sie sich mitgebracht, ein anderer kam noch auf der Strecke dazu. „Ein polnischer Läufer hat sich uns angeschlossen und mich bis ins Ziel begleitet.“

Ihr sechster Platz war ein passables Ergebnis für eine deutsche Starterin, gerade wenn man bedenkt, dass der beste männliche Läufer aus Deutschland, Elias Sansar aus Detmold, als 31. ins Ziel kam und den Kurs in 2:30:40 Stunden zurücklegte. Überhaupt erlebt der Marathonlauf bei den deutschen Frauen im Moment einen kleinen Aufschwung. Die Hauptverantwortliche dafür stand gestern an der Strecke und gab ein paar fachliche Kommentare für das Fernsehen ab: Ulrike Maisch. Sie war im August in Göteborg überraschend Europameisterin im Marathon geworden. Über diesen Sieg hat sich auch Melanie Kraus sehr gefreut: „Ich habe es ihr wirklich gegönnt. Sie hat gezeigt, was möglich ist.“

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