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Reifen und Punkte weg. Während Sebastian Vettel direkt nach dem Start auf und davon fuhr, ging der WM-Führende Fernando Alonso in Suzuka nach seinem Unfall in der ersten Kurve leer aus (o. r.). Foto: dpa

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Sport: Schnellster im Wohnzimmer

Sebastian Vettel siegt in Suzuka und rückt auf vier WM-Punkte an Alonso heran.

Was Wimbledon für Boris Becker und die Strecke von Spa für Michael Schumacher ist, das wird für Sebastian Vettel allmählich Suzuka. Sein Wohnzimmer, der Ort, der ihn liebt und den er liebt. So glücklich wie an diesem Sonntagabend, an dem Ort, wo er letztes Jahr den WM-Titel gewann und 2009 und 2010 bereits ganz oben auf dem Podest stand, sah man den Formel-1-Weltmeister schon lange nicht mehr. Er lächelte selbst, als ihn die Fans im Fahrerlager nach dem Rennen heftig bedrängten und sein Weg zur Red-Bull-Teamgarage fast gefährlich wurde, weil ihn die begeisterten Japaner in ihrer Euphorie fast umwarfen und auch noch ein fahrender Lkw bedrohlich nahe kam. „Aber gerade diese Begeisterung, diese Stimmung macht es ja hier so toll“, sagte Vettel strahlend. „Ich liebe diese Strecke wirklich, sie gibt mir unglaublich viel.“

Der Heppenheimer hatte auch allen Grund zur Freude. Nicht nur, dass er einen unglaublich souveränen Sieg einfuhr, den dritten in dieser Saison und den zweiten direkt hintereinander. Nicht nur, dass er seinen Rückstand in der WM-Wertung von 29 auf 4 Punkte zusammenschmolz, weil der WM-Führende Fernando Alonso in der ersten Runde ausschied. Nein, er hatte noch mehr Grund zum Jubel. „So gut wie hier war das Auto in dieser Saison noch nie“, konnte er begeistert feststellen – wofür er sich auch enthusiastisch beim Team bedankte: „53 Runden lang einfach perfekt – das ist unglaublich.“ Noch vor der Siegerehrung tätschelte er seine „Abbey“, wie er das diesjährige Modell getauft hatte. Danach leistete sich Vettel die einzige Unsicherheit des Tages. Auf der Pressekonferenz wurde er gefragt, ob er wisse, was er mit Juan-Manuel Fangio, dem legendären fünfmaligen Weltmeister aus den 50er Jahren gemeinsam habe, und musste passen. Die Aufklärung folgte sofort: Die Anzahl der Siege: 24. Mit dem nächsten Triumph wäre dann auch die Marke von Niki Lauda eingestellt, der es im Laufe seiner Karriere auf 25 Grand-Prix-Erfolge brachte.

Dass das schon im nächsten Rennen in einer Woche in Südkorea gelingen wird, darauf wollte Vettel sich trotz der Dominanz in Japan noch nicht festlegen. „Jede Strecke ist anders, Korea hat eine ganz andere Charakteristik“, sagte er. „Sicher, hier lief wirklich alles von Anfang an absolut optimal, ich hatte ein Auto, mit dem ich das Rennen absolut kontrollieren konnte. Aber wir haben in dieser Saison schon oft erlebt, dass sich Dinge sehr schnell ändern können.“

Wie Vettel in Suzuka allerdings seine Gegner förmlich deklassierte, müssen die Schlimmes befürchten. Gut, der Ferrari-Pilot Fernando Alonso schied nach einem Schubser von Kimi Räikkönen im Lotus bereits am Start aus. Gleichzeitig beförderte wieder einmal Romain Grosjean im zweiten Lotus mit Vettels Teamkollegen Mark Webber einen weiteren Toppiloten erst einmal ans Ende des Feldes. Aber weder Felipe Massa im Ferrari als Zweiter noch der von seinen japanischen Landsleuten frenetisch gefeierte Dritte Kamui Kobayashi im Sauber noch die beiden McLaren-Fahrer Jenson Button und Lewis Hamilton hatten eine Chance gegen Vettel.

Der übernahm vom Start weg aus der Poleposition die Führung, gab sie bis ins Ziel nicht mehr ab und hatte am Ende über 20 Sekunden Vorsprung. Seine schnellste Rennrunde war fast eine Sekunde schneller als die nächstbeste von Button. Damit ärgerte Vettel im übrigen mal wieder seine Chefs. Er verteidigte seine schnellen Zeiten am Rennende zwar mit einer durchaus logischen Erklärung. „Ich will nicht absichtlich nachlassen, langsamer fahren und dadurch vielleicht noch die Konzentration verlieren“, sagte er. Dennoch sehen es seine Vorgesetzten nicht so gern, wenn ihr Pilot am Ende trotz sicherer Führung nochmal Vollgas gibt. „Es zerrt ziemlich an den Nerven, wenn er das macht“, sagte Teamchef Christian Horner kopfschüttelnd. Abgesehen davon war er aber voll des Lobes für seinen Starfahrer: „Er hat wieder ein absolut perfektes Rennen abgeliefert und alles richtig gemacht.“

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