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Sport: Schnellster Mann für sechs Minuten

Jamaikas Sprintstars Usain Bolt und Yohan Blake übertreffen sich in Brüssel gegenseitig und laufen Bestzeiten. Für Olympia entsteht eine harte Konkurrenz

Standing Ovations bekam Usain Bolt im ausverkauften König-Baudouin-Stadion von Brüssel schon eineinhalb Stunden vor seinem Rennen. Beim Finale der Diamond-League-Serie der internationalen Leichtathletik wurden der Jamaikaner und andere Stars dem Publikum zunächst in Autos präsentiert. Usain Bolt stand in einem Oldtimer, tanzte locker zur Musik und schoss etliche imaginäre Bolt-Pfeile ins Publikum. Der 100-Meter-Weltmeister Yohan Blake war unmittelbar vor ihm in einem Allrad-Fahrzeug unterwegs. Jamaikas Sprintstars sorgten dann auch sportlich für Furore und übertrumpften sich gegenseitig.

Bei den Weltmeisterschaften in Südkorea vor wenigen Wochen hatte Yohan Blake die 100 Meter gewonnen, nachdem Usain Bolt aufgrund eines Fehlstarts disqualifiziert worden war. Zumindest verteidigte Bolt daraufhin noch seinen 200-Meter-Titel mit einer Jahresweltbestzeit von 19,40 Sekunden. Für ihn sollte es in Brüssel also vornehmlich um seine Rehabilitation über 100 Meter gehen. Die Jahresweltbestzeit seines Landsmannes Asafa Powell war das Ziel. Um jene 9,78 Sekunden zu unterbieten, verzichtete er sogar auf einen greifbar nahen Diamond-League-Sieg über 200 Meter.

Kurz vor dem Start des 100-Meter-Rennens hielt es die 47 000 Zuschauer nicht mehr auf den Sitzen. Sie standen, um keinen Augenblick des Bolt-Laufs zu verpassen. Nach einem mittelprächtigen Start dauerte es 40 bis 50 Meter, bis Usain Bolt richtig ins Rennen kam. Doch dann flog er mit seinen raumgreifenden Schritten in einem schneeweißen Trikot an der Konkurrenz vorbei. In 9,76 Sekunden erreichte Usain Bolt sein Ziel: Um 20:31 Uhr war er der Schnellste des Jahres über 100 und 200 m.

„Ich muss niemandem etwas beweisen. Das war ein gutes Rennen, das ich auch bei der WM hätte laufen können“, erklärte Bolt. Noch minutenlang blieben die Zuschauer stehen. Doch die Ehrenrunde musste nach der Hälfte unterbrochen werden, weil sogleich das 200-Meter-Rennen begann. Während Usain Bolt noch Autogramme schrieb, stahl ihm sportlich sein Landsmann die Show: Yohan Blake stürmte in nur 19,26 Sekunden ins Ziel und wurde damit zum zweitschnellsten Läufer aller Zeiten. Lediglich um sieben Hundertstel verpasste er Bolts Weltrekord von 19,19. Um 20:37 Uhr, nur sechs Minuten nach seinem 100-Meter-Sieg, hatte Usain Bolt seine Jahresbestzeit über 200 Meter verloren.

Yohan Blake wird mit Blick in Richtung Olympia 2012 plötzlich zu einem ernsthaften Konkurrenten auch über die längere Distanz. „Ich wusste, dass ich gut in Form war und eine verrückte Zeit erreichen könnte. Aber als ich dann 19,26 auf der Uhr sah, war ich schon überrascht“, erklärte der erst 21-Jährige, der aus „Angst vor einem Fehlstart“ sogar noch Zeit verschenkt hatte. „Usain bleibt der beste Sprinter, aber nach dem heutigen Rennen fühle ich, dass ich sogar seinen Weltrekord brechen könnte.“

Dass Yohan Blake sich über 200 Meter, die er selten läuft, gleich um eine gute halbe Sekunde steigern konnte, verdankt er auch Usain Bolt. „Ich habe ihm erklärt, wie er die 200 Meter laufen muss, denn oft ist er die Kurve zu hart gelaufen“, sagte Bolt und fügte hinzu: „Es wäre interessant geworden, wenn auch ich heute die 200 Meter gelaufen wäre.“ Trotz der Ausnahmeleistung des Yohan Blake sieht Usain Bolt seine Position als Nummer eins nicht gefährdet. „Da gibt es noch andere wie Tyson Gay, der auch schon tolle Zeiten gelaufen ist. 2012 wird es sicher interessant werden“, erklärte Bolt.

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