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Sport: Schön verloren

Portugal spielt technisch versiert – aber Griechenland schlägt die Gastgeber im Auftatktmatch 2:1

Es lief die 50. Spielminute, als der junge portugiesische Stürmer Ronaldo nach hinten eilen musste. Gerade erst eingewechselt, hatte er vorne im Angriff angedeutet, was er für technische Fähigkeiten besitzt und warum er zu den großen Hoffnungen in Portugals Fußball gehört. Aber dann war ihm der griechische Verteidiger Seitaridis enteilt und in seinem Rücken in Position gelaufen, so dass Ronaldo nur noch ungeschickt in den Gegner laufen konnte. Aber das geschah bereits im eigenen Strafraum, und so blieb Schiedsrichter Collina nichts anderes übrig, als auf den Elfmeterpunkt zu zeigen. Es war wohl die entscheidende Szene des Spiels, Basinas verwandelte sicher zum 2:0 (51.). Der Wunsch auf einen grandiosen Auftaktsieg für Portugal rückte in zu weite Ferne für die Gastgeber.

Die portugiesischen Zeitungen hatten am Tag des erstes Matches unmissverständlich klar gemacht, was sie von ihrer Mannschaft und von den Zuschauern erwarten: Flagge zeigen! Und Portugals Fans hielten sich daran: kein Auto, kein Wohnhaus, das nicht die portugiesische Fahne gehisst hatte, in freudiger Erwartung auf ein schönes Spiel, mit einem schönen Ergebnis. Doch so schön die kurze und gefühlvolle feierliche Eröffnungszeremonie vor 52 000 Zuschauern im Stadion Dragao auch war, sie inspirierte die Portugiesen zum falschen Fußball: gefühlvoll zwar, technisch versiert, aber eben ohne zählbaren Effekt. Dabei hatte vor der Partie Portugals Trainer Scolari noch festgestellt: „Lieber gewinnen wir hässlich, als schön zu verlieren.“

Auf der griechischen Bank hüpfte der deutsche Trainer Otto Rehhagel wie zu besten Bundesliga-Zeiten auf und ab wie ein Rumpelstilzchen und malträtierte Gegenstände wie Handtücher oder Wasserflaschen. Ähnlich engagiert agierte auch seine Mannschaft auf dem Rasen. Hinten kompakt und meistens sicher, im Mittelfeld flexibel und aggressiv und vorne immer wieder überraschend, so setzten die Gäste am Anfang eine perplexe portugiesische Mannschaft unter Druck. 45 Sekunden waren gespielt, als Vryzas, schon im Strafraum der Portugiesen stehend, den Ball verstolperte. Fünf Minuten später schob Paulo Ferreira den Ball dem Griechen Karagounis brav vor die Füße, der lief drei, vier, fünf Meter ohne angegriffen zu werden auf das Tor von Ricardo zu, Abwehrchef Couto drehte sich auch noch artig weg, und so fand der Ball, scharf und flach geschossen, schnell seinen Weg in die linke Torecke. 0:1, Portugals Publikum verstummte, Griechenland feierte eine frühe Führung.

Im Champions-League-Finale hatte der FC Porto noch mit einer perfekt agierenden Viererkette nicht nur den AS Monaco nervös gemacht, sondern mit der Abwehrleistung die Basis für den Pokalsieg gelegt, Portugals Abwehr hatte sich zumindest gestern davon relativ wenig abgeschaut.

Erst zweimal waren die Griechen nach 1960 Gast bei einem großen Turnier, bei der WM 1994 und der EM 1980. Kein Sieg, ein Tor und ein Remis stehen in der Statistik. Das ist nicht viel für eine Nation, die Fußballbegeistert sein kann, zumindest, seitdem Otto Rehhagel der Trainer ist. Und nun in einem Spiel gleich zwei Tore und ein Sieg, mit dem kaum jemand gerechnet hätte. Rehhagel rannte nach dem Abpfiff in Richtung Fan-Kurve, ließ sich feiern und sagte später voller Euphorie: „Dieser Sieg ist einmalig und einer meiner größten Erfolge.“

In der zweiten Halbzeit hatte Portugal noch einmal alles versucht, hatte gekämpft, war verbissen in die Zweikämpfe gegangen. Scolari wechselte sogar Deco für Rui Costa ein und eben den jungen Ronaldo. Der köpfte sein Tor in der 90. Minute, aber es machte nicht wieder gut, was er zuvor verschuldet hatte.

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