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Sport: Schönheit

Gebräunte Haut gleich schöne Haut? Nicht in China. Dort gilt: Schick ist, wer blass ist. Zur Not wird mit Bleiche nachgeholfen

Was kann man tun, wenn die Sonne im Sommer strahlend hell, und die Wohnung dunkel ist? „Lass uns in den Park gehen“, sagt die Berliner Gastgeberin zu ihrer chinesischen Freundin.

„Ach nein“, antwortet diese, „ich würde lieber zu Hause bleiben.“ Weil aber die Aussicht auf einen Sommertag in den eigenen vier Wänden nicht besonders verlockend wirkt, kämpft die Gastgeberin weiter um den Ausflug ins Freie. Irgendwann lenkt der Besuch ein: „Okay“, sagt sie, „dann gehen wir eben ins Museum.“

Chinesische Frauen fürchten die Sonne. „Wenn man zu lange draußen ist, wird die Haut braun“, erklärt Wang Junxiu ihre Abneigung gegen einen Aufenthalt an der frischen Luft. Was im Westen erstrebenswert ist, widerspricht dem asiatischen Schönheitsideal. „Wir mögen weiße Haut“, sagt Wang Junxiu, „das entspricht unserer Tradition.“

Warum das so ist, weiß die 28-Jährige auch nicht. Eine gängige Erklärung lautet: Helle Haut gilt in China als nobel und aristokratisch, während Arbeiter und Bauern, die lange im Freien arbeiten müssen, dunkle Haut besitzen. Die helle Haut als Statussymbol.

Eine andere Erklärung besagt, dass der Einfluss hellhäutiger Eroberer wie der Mongolen und der Europäer ihre Spuren im Schönheitsideal hinterlassen hat. Beides hat die gleichen Konsequenzen für die Chinesinnen: Sonnenstrahlen gilt es zu vermeiden.

Im Sommer schützen sich chinesische Frauen mit großen Sonnenschirmen vor den schädlichen UV-Strahlen. Auf Fahrrädern tragen viele einen herunterklappbaren Sonnenschutz aus Plastik, der das gesamte Gesicht verbirgt. Die Arme stecken in abnehmbaren Ärmeln, die Hände werden von Handschuhen verborgen.

Für die Kosmetikindustrie ist das chinesische Schönheitsideal ein lukratives Geschäft. Whitening-Creams werden vor allem an die immer reicher werdende Mittelschicht in China verkauft. Auch in zahlreichen anderen Kosmetika befinden sich Bleichmittel – bis hin zum Whitening-Deo. Das ist für Frauen gedacht, die erst die Haare epilieren und dann die Haut bleichen wollen. Gelegentlich sieht man auch weiß gepuderte Frauen.

Abgesehen von der Hautfarbe orientieren sich die Chinesinnen ansonsten aber am westlichen Schönheitsideal. Das lässt sich in den Praxen der Schönheitschirurgen gut erkennen. Dort sind Brustvergrößerungen und Augenoperationen die beliebtesten Behandlungen. Mandelaugen sind nicht mehr gefragt, die Frau im Reich der Mitte strebt nach großen Augen. Auch Nasenvergrößerungen stehen auf dem chirurgischen Programm.

Für westliche Urlauber in China hat das asiatische Schönheitsideal einen großen Vorteil. Auf der Insel Hainan beispielsweise können sie sich tagsüber zumeist ungestört auf den Liegen breitmachen oder im Pool schwimmen. Bis in den späten Nachmittag hinein können sie unter sich bleiben und braun werden. Die chinesischen Familien kommen erst am Abend. Wenn die Sonne nicht mehr so stark ist.

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