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Sport: Schönspielerei und Schönrederei

Wie Alba Berlin mit der Niederlagen-Serie umgeht

Berlin. Nach der fünften Niederlage hintereinander feierten die Basketballer von Alba Berlin. Nie zuvor in der Geschichte des Klubs hatte die Mannschaft so viele Pflichtspiele hintereinander verloren. Es musste etwas passieren beim Deutschen Meister, und es passierte tatsächlich etwas, am Abend nach dem 90:98 in Bamberg. Spieler und Trainer ließen es sich bei Speis und Trank gut gehen. Feierlichkeit und Pleitenserie kamen jedoch eher zufällig zusammen: Der Termin für die Weihnachtsfeier stand lange fest.

Möglicherweise hat der Abend Zusammenhalt und Selbstbewusstsein gestärkt für das Euroleague-Spiel am Donnerstag gegen Skipper Bologna, einen direkten Konkurrenten um den Einzug in die Zwischenrunde. Allerdings passt die für Weihnachtsfeiern typische Stimmung von Frieden und Besinnlichkeit irgendwie zu Albas Umgang mit der sportlichen Situation, in die sich die Mannschaft manövriert hat. „Natürlich ist man beim Training nicht gut gelaunt und freut sich“, sagt Mithat Demirel, aber das Wort Krise spricht er ebenso wenig aus wie Emir Mutapcic. „Es ist ein wichtiges Spiel, aber kein entscheidendes“, sagt der Trainer. Wie Alba bei einer Niederlage die Zwischenrunde noch erreichen will, sagt er nicht.

Er hat nicht Unrecht, wenn er darauf hinweist, dass Alba in Bonn, in Barcelona und in Istanbul trotz der Niederlagen gut gespielt habe. Doch Punkte bringen weder Schönspielerei noch Schönrederei. Die Mannschaft spielt besser als vor einem Jahr, als sie in einer ähnlichen Situation war, viele Verletzte hatte und eine Niederlage nach der anderen einsteckte. Aber sie gewinnt genauso wenig wie damals.

An der Verletzungsmisere wird sich so schnell nichts ändern. Marko Pesic (Muskelfaserriss) hat das Mannschaftstraining noch nicht aufgenommen. Jörg Lütcke wurde gestern am Kreuzband operiert und fällt fünf Monate aus, DeJuan Collins (Fußverletzung) noch zwei Monate.

Für ihn holte Alba vor zwei Wochen John Celestand, der in der NBA mit den New Jersey Nets trainierte, aber keinen Vertrag erhalten hatte. Der Mann ist 25, fiel in Barcelona in der Statistik gar nicht, in Istanbul durch vier Ballverluste auf. Mitten in der Saison in eine kriselnde Mannschaft zu kommen, ist gerade auf der Position des Aufbauspielers undankbar. Doch Celestand gibt sich lässig. „Ich kann hundert Prozent besser spielen. Es gibt für mich keine Entschuldigungen mehr. Ich kenne die Mannschaft jetzt“, sagt der US-Amerikaner. Sein Landsmann Quadre Lollis, zu Saisonbeginn gekommen, wundert sich über den kecken Kollegen. „Wenn er meint – ich hatte mich nach zwei Wochen noch nicht an das Team gewöhnt.“

Mit nacktem Oberkörper steht Celestand nach dem Training in den Katakomben der Max-Schmeling-Halle, gestikuliert und demonstriert Selbstbewusstsein. Er macht sich keine Gedanken über seinen Ende Februar auslaufenden Vertrag, „was passiert, passiert, wenn man sich Sorgen macht, wird man nervös“. Ein Typ wie Celestand, der gegen Bologna nicht auf der Spielmacherposition, sondern eher auf dem Flügel agieren soll, kann Alba gut tun. Er steht als Neuling noch nicht unter Druck. Allerdings muss er sich zunächst die Akzeptanz der Kollegen erkämpfen. Auf dem Feld, nicht daneben. Celestand findet, dass Alba „eine großartige Mannschaft“ ist. Fehlen nur noch die Siege.

Helen Ruwald

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