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Sport: Schon hat Polen verloren

Der nächste deutsche Gegner unterliegt dem Außenseiter Ekuador 0:2 und muss nun unbedingt punkten

Noch ist Polen nicht verloren, die polnischen Fußballfans sangen es vor dem WM-Auftakt ihrer Mannschaft in Gelsenkirchen so laut, dass man die Nationalhymne wohl bis zum Schalker Markt gehört hat. Dieses erste Spiel aber ist sehr wohl verloren gegangen. 0:2 (0:1) hieß es im zweiten Spiel der deutschen Vorrundengruppe A gegen den Außenseiter Ekuador. Die Stürmer Carlos Tenorio und Agustin Delgado erzielten die Tore gegen die optisch zwar überlegenen, aber weitgehend planlos anrennenden Polen. Für sie geht es im zweiten Vorrundenspiel in Dortmund gegen Deutschland schon um alles oder nichts.

Es war eine überraschende Niederlage und ein trauriger Abend für die polnischen Fans, die den WM-Auftakt zu einem Heimspiel für ihre Mannschaft gestaltet hatten. Die im Alltag blau-weiße Schalker Arena war am Freitagabend in polnisches Rot-Weiß getaucht, gerade ein gelb-blaues Eckchen hatten die Ekuadorianer für sich erobert. Optische Überlegenheit erarbeiteten sich die Polen auch auf dem Platz, aber das allein garantiert kein gefährliches Angriffsspiel. Krzynowek zirkelte einen Freistoß weit über das Tor, Zurawski schoss aus halblinker Position genauso weit vorbei, und viel mehr gelang den Polen nicht in der von ihnen so schwungvoll begonnenen ersten Halbzeit. Ekuadors Torhüter Mora, der sich als guter Patriot über beide Wangenknochen die Landesfahne geschminkt hatte, verlebte eine gemütliche erste Halbzeit. Seine Vorderleute machten das sehr viel geschickter als die Polen. Ihr auffälligster Mann war nicht der schlaksige Sturmführer Agustin Delgado, sondern sein Nebenmann Carlos Tenorio. Das flinke Bürschchen platzierte erst einmal seinen Ellenbogen im Gesicht von Polens Kapitän Bak und hatte kurz darauf seinen ganz großen Augenblick. Einen langen Einwurf von De La Cruz verlängerte Delgado mit dem Hinterkopf, und aus dem Hintergrund kam Tenorio herangesprintet und stieß den Ball mit der Stirn in die lange Ecke.

Die ekuadorianische Führung irritierte die polnische Mannschaft so sehr, dass in ihrer Abwehr auf einmal gar nichts mehr stimmte. Scheinbar mühelos lief Tenorio fünf Minuten später auf der rechten Seite davon und spielte den Ball von der Grundlinie zurück an den Fünfmeterraum, direkt auf den Fuß von Delgado, doch der hatte den Oberkörper zu weit nach hinten gebogen und hob den Ball in Rücklage weit über das Tor. Auch De La Cruz hatte das 2:0 auf dem Fuß, doch sein Diagonalschuss flog knapp am rechten Pfosten vorbei.

Längst hatten die polnischen Fans aufgehört zu singen, zur Halbzeit waren erste Pfiffe zu hören. Mit einer derart konzentrierten Mannschaft aus Ekuador hatten sie nicht gerechnet. Es wurde ein bisschen besser in der zweiten Halbzeit. Endlich deutete Spielmacher Szymkowiak mit ein paar gescheiten Pässen an, warum er sich bei Trabzonspor den Ruf eines der besten Spieler der türkischen Liga erarbeitet hat. Gegen die defensivstarken Ekuadorianer aber ist schwer zu gewinnen, wenn man erst einmal zurückliegt. Sie brachten im Spiel nach vorn zwar nicht mehr viel zustande, aber die doppelte Viererkette hielt bis zum Ende durch. Zwar spielte sich das Geschehen mit zunehmender Spielzeit immer mehr in der ekuadorianischen Hälfe ab, aber was hilft das, wenn die Angreifer Zurawski und Smolarek kaum einen Zweikampf gewinnen? Da nutzte alles Anrennen nichts.

Ekuador genügte ein gefährlicher Angriff, die Entscheidung zu erzwingen. Zehn Minuten vor Schluss trickste Kaviedes die Abseitsfalle aus und passte zu Delgado, der ins leere Tor zum 2:0 traf. Brozek hatte Pech mit einem Pfostenschuss, dann war Schluss. An diesem Freitagabend war Polen hoffnungslos verloren.

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