zum Hauptinhalt
Pech im Spiel. Franck Ribéry (rechts) konnte sich gegen den AS Rom nur selten durchsetzen und zeigte insgesamt eine durchschnittliche Leistung. Zuvor hatte der Franzose die mangelnde Unterstützung von Seiten seines Trainers Louis van Gaal beklagt. Foto: AFP

© AFP

Sport: Schrei nach Liebe

Bayerns 2:3-Niederlage beim AS Rom wird vom Konflikt zwischen Ribéry und van Gaal überdeckt

Wie groß der Stellenwert von Franck Ribéry beim FC Bayern ist, zeigte die 2:3-Niederlage beim AS Rom. Anstatt darüber zu diskutieren, wie anfängerhaft die Mannschaft eine scheinbar sichere 2:0-Führung in dem Champions-League-Spiel noch verspielte, sprach man lieber über den wieder genesenen Franzosen. Öffentlich hatte Ribéry mit weicher Stimme von seinem Trainer Louis van Gaal mehr „Liebe“ eingefordert – im unromantischen, bisweilen gar rauen Fußballgeschäft ein ungewöhnlicher Vorgang.

Der Grund für den Konflikt zwischen van Gaal und Ribéry ist wenige Tage alt. Bei einem Testspiel gegen den Stadtrivalen SpVgg Unterhaching hatte Ribéry nach Ansicht der Münchner Medien eine ansprechende Leistung gezeigt und gegen den Drittligisten sogar zwei Treffer vorbereitet. Van Gaal hingegen hatte offenbar mehr erwartet: „Er hat sich nicht bemüht“, so das harte Fazit des Trainers. Ribéry zeigte sich getroffen: „Ich war sehr enttäuscht, das in der Presse zu erfahren. Ich hätte es besser gefunden, dass er es mir direkt sagt.“ Folglich wählte auch Ribéry nicht den persönlichen Weg der Kontaktaufnahme, sondern verkündete in einem Fernsehstudio seine viel beachteten Worte. Der Raum war abgedunkelt, der Spot allein auf Ribéry gerichtet. Er antwortete erst auf Deutsch, dann wiederholte er das Gesagte in seiner französischen Muttersprache, um sicher zu gehen, dass sein Anliegen auch korrekt verbreitet wird. „Ich gebe mein Bestes, tue alles, um wieder fit zu sein“, sagte Ribéry. „Aber wenn der Trainer immer schlecht über einen redet, wenn er einen immer wieder runterzieht, dann wird es schwierig. Weil ich ja seine Hilfe, sein Vertrauen benötige.“

Dass Ribéry ein sensibler Bursche ist, ist auch van Gaal bekannt. Der Franzose wurde immer etwas mehr als andere Spieler in Schutz genommen – von Sportdirektor Nerlinger, von Vereinspräsident Hoeneß, von Vorstandsboss Rummenigge sowieso. Als Ribéry im Sommer seinen Vertrag verlängerte, kullerten bei den Vereinsoberen die Freudentränen. Zu van Gaal ist das Verhältnis schwieriger. „Ich kann nicht sagen, dass ich viel Spaß mit ihm habe, oder dass ich eine besondere Beziehung zu ihm habe. Ich mache meinen Job, er macht seinen“, sagte Ribéry. „Ich hätte gern mehr Kontakt zu ihm und dass es mehr Wertschätzung zwischen uns gibt.“

Beim 2:3 in Rom konnte man Ribéry sein Bemühen kaum absprechen. Wirkungsvoll agierte er jedoch nicht. Seine gelungenste Aktion war ein Pass auf Thomas Müller, der zu Mario Gomez durchsteckte, der wiederum zum 1:0 traf. Ansonsten rannte Ribéry vergeblich an, dribbelte sich fest, kam so gut wie nie an Gegenspieler Marco Cassetti vorbei. Auffälligster FCB-Akteur in der Offensive war Doppeltorschütze Mario Gomez – nicht Ribéry.

Van Gaal hat die Art und Weise der ersten Niederlage der Champions-League-Saison getroffen. Mit steinernem Blick stammelte er ein paar Mal das Wort „unglaublich“, sagte dann: „Wir haben wieder einen Sieg weggegeben, wie in Gladbach, wie in Leverkusen.“

Mit Ribéry wollte sich der Niederländer an diesem Abend nicht mehr beschäftigen. Es habe eine Aussprache gegeben, verriet er jedoch knapp. „Heute haben wir miteinander gesprochen“, sagte van Gaal, „und es war Liebe auf den ersten Blick.“ Das sollte locker rüberkommen, weniger ernst als zuvor. Der General lächelte dabei. Immerhin.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false