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Flugnummer. Fabian Hambüchen überzeugte bei der WM.

© dpa

Schrei nach Silber: Fabian Hambüchen holt Silber am Reck

Zum dritten Mal in seiner Karriere holt Fabian Hambüchen eine WM-Medaille am Reck gewonnen, dieses Mal bei den Turn-Weltmeisterschaften in Antwerpen.

Es war ein deutliches Zeichen deutsch-niederländischer Freundschaft. Der Moment, als Fabian Hambüchen seine Niederlage am Reck auf den großen Anzeigetafeln des Antwerpener Sportpalastes besiegelt sah und sich trotzdem breit grinsend zu Epke Zonderland umdrehte. Die beiden Konkurrenten klatschten einander ab, nahmen sich in die Arme. Dann sagte Silbermedaillengewinner Hambüchen zu dem neuen Weltmeister, dass er doch nun aufhören könne, da er nach Olympia- und EM-Sieg alle Titel einmal gewonnen habe. „Mir dagegen fehlt noch einer“, fügte der 25 Jahre alte Wahl-Kölner hinzu, der sich bislang bei Olympischen Spielen vergeblich nach einer Goldmedaille am Reck gestreckt hat.

Mit 15,933 Punkten hatte Hambüchen sich diesmal, wie schon in London, dem eineinhalb Jahre älteren Holländer geschlagen geben müssen. Seine mit einer Schwierigkeitsnote von 7,4 Punkten etwas leichtere Kür hatte der dreimalige Europameister und Weltmeister von 2007 an diesem Gerät exakter und sauberer ausgeturnt als der vor ihm startende Zonderland. Doch der Holländer mit dem blonden Wuschelkopf hatte mit seiner 7,7 Punkte schweren Flugshow nicht nur die zahlreichen Oranje-Fans in der 13 500 Zuschauer fassenden belgischen Halle begeistert, sondern auch die Kampfrichter überzeugt. Runde 16 Punkte legte er vor. „Da wusste ich, dass es ganz eng wird“, sagte Hambüchen.

Es hätte vielleicht trotzdem gereicht, wenn der Mehrkampfdritte nicht wieder einen kleinen Hüpfer nach dem Abgang gemacht hätte. Doch darüber wollten weder der Turner noch sein Vater und Trainer spekulieren. „Man weiß nicht, ob Epke nicht trotzdem wegen seines Heimvorteils gewonnen hätte“, sagte Wolfgang Hambüchen. „In Stuttgart wäre es andersherum ausgegangen“, vermutete sein Sohn.

Das Duell zwischen den beiden Routiniers hatte schon im Vorfeld die Gemüter von Fans und Fachleuten bewegt. Bereits 2004, bei der Junioren-Europameisterschaft in Ljubljana, hatten sich beide an die 2,80 Meter über dem Boden hängende Eisenstange heben lassen. Damals war der Deutsche mit Gold, der Holländer mit Silber heruntergekommen. Seitdem trafen die Spitzenturner immer wieder in wichtigen Wettkämpfen aufeinander. Das hat sie zusammengeschweißt. Über Facebook halten sie Kontakt, tauschen einander aus. Wie der angehende Mediziner Zonderland versucht seit einem Jahr auch Sportmanagementstudent Hambüchen, Lernen und Turnen optimal aufeinander abzustimmen.

„Wir sind Freunde“, sagt er über seine Beziehung zu Zonderland. „Wir drücken einander die Daumen“, versichert der. Zudem sehen sich die beiden Europäer als Genossen im Kampf gegen die asiatischen Turnmacht, die zuletzt dreimal den WM-Titel am Reck einkassierte und jetzt geschlagen ist. Mehrkampf-Weltmeister Kohei Uchimura belegte, obwohl als Führender der Qualifikation ins Finale gekommen, Rang drei.

Der Chemnitzer Andreas Bretschneider wurde bei seinem WM-Debüt mit 15,158 Punkten Sechster und haderte damit, dass seine E-Note im Vergleich zu der von Zonderland niedrig ausgefallen sei. Der Holländer bewahrt nicht immer die Haltung bei seinen spektakulären Elementen, leistete sich diesmal einen kleinen Drücker auf der Stange. Wie es ihm jedoch gelingt, vier hochkarätige Flugelemente aneinanderzureihen, das wollte sogar Fabian Hambüchen, der selbst gerne anderen das Turnen erklärt, von ihm wissen. „Wir haben uns darüber unterhalten, und er hat mir ein paar Tipps gegeben“, verriet der Wetzlarer. Damit sich demnächst die Reihenfolge der beiden Freunde auch wieder ändern kann.

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