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Sport: „Schreibt uns nicht ab!“

Obwohl die Motorleistung unzureichend ist, gibt sich McLaren-Mercedes vor dem Grand Prix in Malaysia kämpferisch

Leinach. Vor den ersten Rennen der vergangenen Formel-1-Saison waren die Erwartungen bei McLaren-Mercedes eher niedrig. Was dann passierte, überraschte alle positiv. In diesem Jahr läuft es bislang genau umgekehrt: Nach sehr guten Testzeiten hatten viele bereits von einem Top-Auto und vom WM-Favoriten McLaren-Mercedes gesprochen. Als dann vor eineinhalb Wochen in Melbourne gerade einmal ein WM-Punkt für den achten Platz durch David Coulthard verbucht werden konnte, erntete das Team nur noch Hohn und Spott.

Vor dem zweiten Saisonrennen am kommenden Sonntag in Malaysia steht das Team der Silberpfeile bereits unter erheblichem Druck – ohne allerdings etwas Gravierendes ändern zu können. Bei drei Übersee-Grand-Prix hintereinander ist das schon logistisch kaum möglich. So sagt Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug: „Wir brauchen sicher mehr als zwei Rennen, um Anschluss zu finden.“ Zwar weilte McLaren-Mercedes wie die meisten anderen Teams zwischen den Rennen in Australien und Malaysia kurzzeitig in Spanien, aber mehr als Detailarbeiten und Reifentests waren nicht möglich. Ein großes Manko von McLaren-Mercedes, die unzureichende Motorleistung, konnte dort nicht behoben werden. Dennoch sagt Testfahrer Alexander Wurz: „Schreibt uns nicht ab!“

Die McLaren-Mercedes-Saison 2004 schon nach einem Rennen als Pleite zu bezeichnen und personelle Konsequenzen zu fordern, wäre tatsächlich aus drei verschiedenen Gründen verfrüht.

Erstens: Auch wenn man bei McLaren-Mercedes weiß, dass sich gerade das Motorproblem nur mittelfristig lösen lassen wird, in Malaysia könnte es trotzdem bereits wesentlich besser aussehen. In der Formel 1 hängt sehr viel auch von den Reifen ab. Sollte McLaren-Mercedes mit Michelin bei der zu erwartenden Hitze in Malaysia mit über 30 Grad Luft- und bis zu 50 Grad Streckentemperatur der Bridgestone-Konkurrenz um Ferrari erneut so überlegen sein wie im vergangenen Jahr, dann dürfte der Vorsprung von Ferrari im Vergleich zu Melbourne stark schrumpfen. Das gilt dann auch für die WM-Premiere am 4.April in Bahrein.

Zweitens: Der Motorschaden bei Kimi Räikkönen in Australien, als er auf Rang zwölf lag, hatte nichts mit grundlegenden Motorproblemen oder einem zu hohen Leistungsrisiko zu tun. Er hatte eine eher banale Ursache: Ein Wasserkühler war defekt. So kam zur fehlenden Leistung des Motors auch noch Pech dazu.

Drittens: Probleme sind bei McLaren-Mercedes bislang immer ohne viel Streit und vor allem intern gelöst worden. Am wichtigsten scheint es diesmal zu sein, die Spannungen in der Motorenabteilung zwischen dem von BMW geholten Werner Laurenz und Mario Illien zu beseitigen. Sich aus Krisen herauszuarbeiten, Probleme gemeinsam zu lösen, ein Team zusammenzuhalten und zu stärken, das war bisher eine besondere Qualität bei McLaren-Mercedes. Vor allem auch bei Teamchef Ron Dennis. Seit 1980 hat er immer wieder bewiesen, dass er in schlechten Zeiten gut reagiert. Dass bereits kolportiert wurde, Dennis sei vom Mercedes-Vorstandsmitglied Jürgen Hubbert zum Rapport nach Stuttgart bestellt worden, löste deshalb bei den Verantwortlichen eher ein Kopfschütteln aus. Denn der McLaren-Chef sieht ohnehin regelmäßig in der Konzern-Zentrale vorbei. Und schließlich hasst es der Erfolgsmensch Dennis nichts so sehr wie das Verlieren. Deshalb dürfte die Niederlage von Melbourne Motivation genug sein, es schon am Sonntag besser zu machen.

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