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Sport: Schrumpfendes Sponsoren-Interesse zwingt ATP zum Umdenken

Den Herren Tennisspielern geht es nach wie vor sehr gut. Die acht erfolgreichsten Hauptdarsteller, die dieser Tage beim WM-Finale in Hannover versammelt sind, kassieren bei manchen Turnieren sechsstellige Dollarbeträge - allein für ihr Antreten.

Den Herren Tennisspielern geht es nach wie vor sehr gut. Die acht erfolgreichsten Hauptdarsteller, die dieser Tage beim WM-Finale in Hannover versammelt sind, kassieren bei manchen Turnieren sechsstellige Dollarbeträge - allein für ihr Antreten. Und sie sind längst Millionäre. Dem Herren-Tennis insgesamt geht es dafür weniger gut. Die Fernsehquoten sind kräftig gesunken. Auch den Sponsoren war dieser Sport zuletzt nicht mehr so lieb und teuer wie früher. Die Spielervereinigung ATP hat deshalb Veränderungen beschlossen. Am 1. Januar 2000 wird das "Champions Race 2000" eröffnet, das Rennen um Platz eins in der neuen, bei null Punkten beginnenden Weltrangliste. Mit dieser Vereinfachung wird die ATP sicher Pluspunkte sammeln.

Ob dies auch auf eine andere, gestern offiziell bestätigte Entscheidung zutrifft, weiß man nicht: Die "Super-Neun-Turniere", das sind die neun bedeutendsten Veranstaltungen im Herren-Tennis nach den Grand-Slam-Turnieren, und die ATP-WM überträgt die nächsten zwei Jahre Premiere World und das Deutsche Sportfernsehen.

Die Rechte für die "Super-Neun-Turniere" hatte die ATP in diesem Jahr an das Schweizer Unternehmen ISL abgetreten, das auch die Fußball-WM und die Uefa-Champions-League vermarktet. Garantiesumme für zehn Jahre: Zwei Milliarden Mark. ISL-Geschäftsführer Daniel Beauvois, ein Belgier, sagte gestern, es könne zwei bis drei Jahre dauern, ehe sein Unternehmen bei diesem Deal schwarze Zahlen schreiben werde: "Das Programm ist 2000 noch nicht refinanzierbar." Das Konzept der Turnierserie werde aber von potenziellen Sponsoren begrüßt: "Ach, Sie machen die Chamions League des Tennis! Wir verhandeln derzeit mit knapp 100 Unternehmen." Zu den "Super Neun" gehören unter anderem die German Open in Hamburg und die Eurocard Classic in Stuttgart.

Carsten Schmidt, Geschäftsführer des Pay-TV-Senders Premiere World, kündigte an: "Wir zeigen Tennis live in der besten Sendezeit - zwei, drei, vier Spiele gleichzeitig." Das heißt, fast jeder Ballwechsel wird zu sehen sein. Nach Schmidts Angaben hat das - wie DSF zur Kirch-Gruppe gehörende - Unternehmen zurzeit 2,5 bis 2,6 Millionen Abonnenten in Deutschland, allein im Oktober seien 100 000 Kunden hinzugekommen. Das DSF darf auch live übertragen - bis zum Viertelfinale, danach nur in Aufzeichnungen. Premiere hat schon die Übertragungsrechte für die Turniere in Wimbledon und die US Open; in Melbourne und Paris sowie im Davis-Cup sind ARD/ZDF Erstverwerter. Die Entwicklung zum Pay-TV, sagt Beauvois, sei kein Grund zur Besorgnis: "Das ist nicht nur im Tennis so. Künftig entscheidet nicht mehr irgendein Programmdirektor, was zu sehen ist. In den nächsten zehn Jahren geht es dahin, dass der Zuschauer selbst entscheidet, was er wann und wo sehen will." Wenn ihm Tennis teuer genug ist, um draufzuzahlen.

Dietmar Wenck

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