zum Hauptinhalt
Alexander Kauschanski, Schülerreporter der "Paralympics Zeitung".

© Thilo Rückeis

Schüler schreiben: Die Sprache des Rollstuhl-Basketballs

Englisch ist nicht die Sprache dieses Wettbewerbs beim BT Paralympics Worldcup in Manchester. Es ist die Sprache des Rollstuhl-Basketballs, die den Raum füllt. Ein Workshopbericht.

Mit ansteckendem Jubel entlädt sich die Spannung auf das Basketballfeld der Manchester Arena. „Let’s go GB“ und „Defence“-Rufe fliegen durch die Halle. Die Stimmung ist voller Hoffnung auf Sieg. Zum BT Paralympics Worldcup für Rollstuhl-Basketball treffen die Nationalteams Großbritanniens und der USA zum Finale am 26. Mai aufeinander.

Doch Englisch ist nicht die Sprache dieses Wettkamps. Es ist die Sprache des Rollstuhl-Basketballs, die den Raum füllt. Das Alphabet sind die die rollenden Räder, die muskulösen Arme, die kraftvollen Bewegungen. Die Wörter finden sich in Würfen zu den Mitspielern, Dribbling mit dem Ball, dem Angriff auf den gegnerischen Korb. Die Teamarbeit, der Wettkampf beider Mannschaften bilden die Sätze. Und das Spiel, die Punkte und das Ergebnis erzählen die paralympische Geschichte. Und wegen der Geschichte sitzen die Zuschauer gespannt in ihrem roten Plastiksitzen. Immerzu bereit die Aufregung zu Applaus zu wandeln.

Die Punktetafel schwingt dabei den Takt des Jubels vor. Der Punktestand vollführt mit jeder Spielminute spannende Sprünge. Oft dominiert das amerikanische Team, doch auch Großbritannien kratzt häufig an der Führungsposition. In der zweiten Runde überholt es kurzzeitig die starken Staaten in dem Kampf um die Punkte.

Beim Event sind die Sportfans sprudelnde Quelle der Begeisterung. Jungsportler Greg Johnson unterstützt Großbritannien – abgekürzt GB. „Ich erhoffe mir ein spannendes Spiel. Das Team muss sich anstrengen, fehlerfrei auf den Korb zu werfen und eine ausgeklügelte Taktik vorlegen.“ Greg rollt selbst regelmäßig über das Basketballfeld. Seine Teamgenossen kämpfen im britischen Nationalteam. „Deshalb ist mir das Spiel besonders wichtig. Es ist nicht nur meine Nation, es sind auch meine Mannschaftskollegen die gegen Amerika antreten.“

Beide Nationen sind Alphateams von Alphatieren. Sie setzten sich gegen die Teams Japan und Deutschland durch. Der Schweiß der Anstrengung glänzt auf ihrer Stirn wie der Hallenboden, über den sie rollen. Die weiß-strahlenden Scheinwerfer der Halle schärfen jede Bewegung, Ballwurf und Korbwurf.

Je näher der Schlusspfiff rückt, desto verbissener versuchen die Teams das Gold zu erringen. Nicht nur die aufblasbaren Cheersticks, die Anfeuerstäbe knallen, auch die Rollstühle krachen beim ehrgeizigen Kampf zusammen. Beim Kampf um die beste Position auf dem Spielfeld, werden einige Rollstuhlfahrer umgehauen. Trotzdem ist nicht der Sieg, sondern der faire Wettkampf das Ziel des Paralympic World Cups.

In den vollen Zuschauerrängen verbinden sich alle Generationen, Geschlechter und Nationen der Welt zum Anfeuern. Die meisten unterstützen GB. Durch ihr enthusiastisches Anfeuern, pulsiert der Stimmungspegel mit dem Herzschlag der Sportler. Genet Hutton befindet sich in der aufgeregten Masse. Mit ihrer Familie feiert und verfolgt die Rentnerin das Spiel. Sie strotzt ihrem Alter mit schwungvollen Tanzmoves entgegen. „Seit ich ein laufender Meter war, bin ich ein Sport-Freak. Dieses Jahr haben beide Länder für das Finale zwei wirklich gute Teams aufgestellt. Die Spieler sind tapfere und fitte Männer. Die Rollstühle gehorchen jeder ihrer kraftvollen Bewegungen.“

Das Streben nach Erfolg bei den Basketballern überträgt sich über die Spannung zu den Fans. Nach immer mehr ambitionierten Spielphasen und einem wechselnden und unberechenbaren Punktestand, übernehmen auch die Zuschauer die sportliche Energie. Der Jubel wird enthusiastischer, die Enttäuschung unbeherrschter. Gespannte Still füllt vor einem Freiwurf die Halle. Abdi Jama Spitzenspieler vom britischen Team fährt vor. Er zielt präzise auf den Korb und trifft. Die Sprache des Basketballs endet ihren Satz freudevoll.

Für den Sieg von GB reicht es dennoch nicht. Die USA gewinnt knapp mit 61:57 Punkten. Die Bühne des Basketballs wird von einem schwarzen Vorhang begrenzt. Dort treffen die Sportler zu Gesprächen ein. Abdi Jama – der Freiwerfer – erzählt, dass Basketball sein Leben verändert hat. „Ich bin zufrieden, aber wir können unser Team noch verbessern. Dann werden wir auch bei den Paralympics abräumen.“ Dann wird die Sprache des Basketballs das paralympische Feuer wieder entflammen.

Alexander Kauschanski

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false