zum Hauptinhalt
Wo bitte geht’s nach oben? Lewan Kobiaschwili (vorn) und Alfredo Morales sind mit Hertha voll im Negativtrend. 1:14 Tore und null Punkte gab es in den sechs Spielen nach der Winterpause.

© dapd

Schwarze Serien in der Bundesliga: Geschichten, die Hertha nicht erleben will

Hertha BSC hat seit 13 Bundesligaspielen nicht mehr gewonnen. Mit so einer Serie kann man eigentlich nur absteigen - oder doch nicht? Neben vielen negativen Beispielen, gibt es auch solche, die durchaus Mut machen.

Otto Rehhagel schaut nicht gern auf die Tabelle der Bundesliga, sagt er. Seit seinem Debüt als Trainer von Hertha BSC kann er auch keine Freude mehr daran haben. Die Mannschaft des 73-Jährigen ist auf Platz 16 abgerutscht. Am Ende der Hinrunde hieß es dagegen noch Rang elf, doch es folgten sechs Pleiten in Serie, seit 13 Spielen hat Hertha nicht gewonnen. Wie also den Relegationsplatz wieder verlassen? Rehhagel fürchtet: „Wir werden noch bis zum Ende da unten stehen.“ Wichtig sei nur, dass „unten“ am Ende Platz 15 sei.

Die Geschichte der Fußball-Bundesliga kann statistisch gesehen als ermutigend für Hertha interpretiert werden, denn meist stand am Ende unten, wer nach der Hinrunde unten stand. Allerdings kam es oft vor, dass ein Aufsteiger nach solider Hinrunde abrutschte und schließlich abstieg. Im Folgenden einige Beispiele für Abstürze von Klubs und auch solche, die nach negativen Serien doch noch die Klasse gehalten haben:

Herthas Debakel von Augsburg in Bildern:

Hertha BSC. Otto Rehhagel ist schon mal mit Hertha abgestiegen – aber nicht sportlich. Nach der Saison 1964/65 wurde der Klub zum Zwangsabstieg verurteilt. An einige Spieler, darunter Nationaltorhüter Wolfgang Fahrian und Jürgen Sundermann waren unerlaubt hohe Handgelder geflossen, um sie zu einem Wechsel nach Berlin zu bewegen. Sportlich hat es Hertha danach vier Mal nicht geschafft, die Klasse zu halten. In der Saison 1982/83 gab es mit Beginn der Rückrunde eine Parallele zur jetzigen Situation, fünf Spiele in Serie blieben die Berliner sieglos. Am Ende stieg Hertha als 18. ab. Dass die momentane Negativserie kein Rekord ist, liegt an der Saison 2009/2010: Damals stieg das Team nach Entlassung von Lucien Favre unter Friedhelm Funkel ab. Die unschönen Rekorde teilten sich die Trainer: 16 Spiele hintereinander ohne Sieg und acht Niederlagen in Folge.

Rot-Weiss Essen. Vor der ersten Bundesligasaison wechselte Rehhagel von Essen zu Hertha, um erstklassig zu spielen. Dahin kam der Klub aus seiner Heimatstadt erst 1966 und stieg sofort wieder ab: Essen blieb 15 mal in Serie sieglos. Vier Jahre später kam es bunter: Hinrunde Platz acht, am Ende Platz 18. Tragisch daran: Die Essener wurden Opfer von verschobenen Begegnungen. Oder von Spielen, in denen der Gegner besonders motiviert war: So hatte vor dem Spiel 1. FC Köln gegen Essen (3:2) Kölns Torwart Manfred Manglitz von Offenbachs Präsidenten Horst-Gregorio Canellas 25 000 Mark gefordert. Sonst würde er gegen Offenbachs Abstiegskonkurrenten „einige Dinger durchlassen“. Cannellas wurde später gesperrt, weil er zum Schein auf Bestechungsanfragen eingegangen war. Bielefeld und Offenbach wurde die Lizenz entzogen. Etliche Profis wurden bestraft, mit 15 involvierten Spielern war Hertha im sogenannten Bundesliga-Skandal besonders betroffen.

Rostock, St. Pauli, Bielefeld - aber auch Hannover und Gladbach

Hansa Rostock. 1991 spielten nach der politischen Wende mit Dresden und Hansa zwei Klubs aus dem Osten in der Bundesliga. Die Euphorie war in Rostock groß, die ersten sieben Spieltage stand die Mannschaft an der Tabellenspitze oder auf Platz zwei – doch am Ende fehlte Hansa ein Punkt zum Klassenerhalt.

FC St. Pauli. Inzwischen ist der Klub fünf Mal abgestiegen, dabei verlief es besonders in der Saison 1996/97 abenteuerlich. Nach guter Hinrunde, die St. Pauli auf dem dem elften Rang sogar vor dem Hamburger SV beendet, fällt das Team nach der Winterpause auseinander. Trainer Uli Maslo hat sich mit den Spielern zerstritten und muss im April gehen. Für die letzten sechs Begegnungen übernimmt Assistent Klaus-Peter Nemet. Dessen Bilanz – sechs Niederlagen, 1:18 Tore – bedeutet am Ende Platz 18. St. Pauli hatte nach 17 Spielen sogar einen Punkt mehr als Hertha jetzt, holte dann nur noch sechs Punkte.

Arminia Bielefeld ist mit dem 1. FC Nürnberg mit sieben Abstiegen Rekordabsteiger. Beide Klubs lieferten die ungewöhnlichsten Abstiege ab: Nürnberg stieg 1969 als Meister der Vorsaison ab, Bielefeld 1972 als Zwangsabsteiger. Sportlich war die Saison 2002/2003 das größte Abenteuer. Da spielten die Westfalen ähnlich wie Hertha jetzt eine gute Hinrunde (Platz 11, 22 Punkte), dann blieben sie nach Rückrundenstart sieben Spiele ohne Sieg und stiegen ab. Wie Essen, Bielefeld oder St. Pauli erwischte es auch Aufsteiger Alemannia Aachen nach guter Hinrunde in der Saison 2006/2007 noch.

Hannover 96. Nach dem Suizid von Torwart Robert Enke im November 2009 taumelte die geschockte Mannschaft in Richtung Abstiegszone, 13 Spiele ohne Sieg. Erst am 25. Spieltag gelang dem neuen Trainer Mirko Slomka die Wende, erst am letzten Spieltag der Klassenerhalt.

Borussia Mönchengladbach. Es war bislang das Meisterwerk des Lucien Favre in der Bundesliga – obwohl es dafür keinen Titel gab. Am 14. Februar 2011 wurde Favre Cheftrainer der Borussia, nachdem Michael Frontzeck entlassen worden war. Er übernahm einen Tabellenletzten – mit 16 Punkten am 22 Spieltag. Am Ende schaffte der ehemalige Hertha-Trainer nicht nur den Sprung auf Platz 16, sondern überstand auch die Relegation.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false