zum Hauptinhalt

Sport: „Schweinchen Dick und Al Capone“

Der deutsche Torwart Lutz Pfannenstiel über seinen Wechsel nach Brasilien

Herr Pfannenstiel, wie geht es Ihnen in Brasilien?

Gut, das war ja mein Kindheitstraum: einmal in Brasilien Fußball zu spielen. Eigentlich wollte ich zu Flamengo Rio de Janeiro. Als dann jetzt die Angebote aus Brasilien kamen, war die Sache interessant für mich. Jetzt schließt sich der Kreis.

Sie haben 26 Vereinswechsel hinter sich. Gerade haben Sie bei Clube Atletico Hermann Aichinger in Santa Catarina unterschrieben.

Im vergangenen Jahr habe ich gemerkt, dass ich auf fast allen Kontinenten gespielt hatte. Nur Südamerika fehlte mir noch. Ich hatte zwar noch einen Vertrag in Vancouver in Kanada, nur wäre die Möglichkeit, nach Brasilien zu wechseln, so schnell nicht wieder gekommen. Ich hätte bereits vorher bei Esportive Macae in Rio de Janeiro anfangen können, hatte schon einen Vorvertrag unterschrieben. Als es um das Finanzielle ging, wollte mich der Verein aber betrügen. Außerdem wurde mir ein Apartment im Elendsviertel angeboten. Absolut skandalös! Der Präsident von Macae war eine Mischung aus Schweinchen Dick und Al Capone. Zum Glück wurde aber dann Atletico auf mich aufmerksam.

Sie sind der erste Fußballer, der auf allen Kontinenten gearbeitet hat, und der erste deutsche Profi in Brasilien.

Richtig. Es gab zwar schon deutschstämmige Spieler, aber noch nie einen mit deutschem Pass. Und Lothar Matthäus war ja lediglich Trainer in Paranaense. Ich habe jetzt sogar schon meine Arbeitserlaubnis.

War es schwer, die als Fußballer zu bekommen?

Es ist alles sehr kompliziert, sehr bürokratisch – um einiges schlimmer als in Deutschland.

Wie erklären Sie es sich, dass so viele Brasilianer nach Deutschland wechseln, Sie aber nun der erste Deutsche in Brasilien sind?

Ich denke, Brasilien hat es einfach nicht nötig, ausländische Profis in die Liga zu holen. Und selbst wenn ein Spieler gut genug wäre, könnte ein brasilianischer Verein nicht die Gehälter zahlen, die in Europa gezahlt werden. Brasilien ist eben ein Fußball-Exportland.

Was haben Sie für einen Eindruck vom brasilianischen Fußball?

Es ist alles anders als in Europa. Der Fußball ist schon gut, aber die meisten Vereine kaufen und entlassen ihre Spieler ständig. Mein Verein etwa hat vor der Saison 26 neue Spieler verpflichtet und alle bis auf einen wieder entlassen. So ist es natürlich schwer, einen Rhythmus zu finden. Das Problem ist, dass die Saison Mitte des Jahres vorbei ist, aber die Vereine die Spieler nicht ein ganzes Jahr bezahlen wollen.

Haben Sie schon für Atletico gespielt?

Nein, habe ich noch nicht. Aber meine Freigabe aus Vancouver ist gerade angekommen. In der kommenden Woche bin ich spielberechtigt.

Mal ganz ehrlich: Wann wechseln Sie den Verein wieder?

Das kann ich Ihnen schon sagen. Mein Vertrag läuft hier bis Mai.

Nur bis Mai?

Die Saison ist dann eben vorbei. Und ich habe keine Lust, ein halbes Jahr lang faul herumzusitzen. Ich spiele dann lieber in einer Liga, deren Saison dann beginnt.

Können Sie irgendwo sesshaft werden?

Das glaube ich nicht. Es werden schon noch ein paar exotische Dinge folgen.

Das Gespräch führte Max Pribilla.

Lutz Pfannenstiel, 34, ist der erste deutsche Fußballprofi in Brasilien. Der Torwart wechselte zum zweitklassigen Clube Atletico Hermann Aichinger. Er hat auf allen Kontinenten gespielt.

Zur Startseite