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Sport: Schweizer Rollstuhl-Legende Frei feiert den zwölften Erfolg in Berlin

Das Rekordfieber begleitete jeden Wettbewerb beim 26. Berlin-Marathon: Weltbestzeit bei den Läuferinnen, Streckenrekorde bei den Skaterinnen und Skatern.

Das Rekordfieber begleitete jeden Wettbewerb beim 26. Berlin-Marathon: Weltbestzeit bei den Läuferinnen, Streckenrekorde bei den Skaterinnen und Skatern. Da lag die die Frage nahe, weshalb die "Rollies", die Rollstuhlfahrer, nicht mit einer Rekordmarke aufwarten konnten? Der Sieger Heinz Frei hatte nach 1:23:57 Stunden die Lichtschranke passiert. 1997 war er an gleicher Stelle mit 1:21:39 Weltrekord gefahren. "Es war diesmal mehr ein Taktikrennen", erklärte der Schweizer. "Es wäre für mich gefährlich geworden, die ganze Distanz im Höchsttempo von der Spitze zu fahren. Zwei Kontrahenten waren einfach nicht abzuschütteln. Sie hätten in meinem Windschatten viel Kraft gespart und mich vielleicht am Ende abgefangen." Also ging Frei auch mal unterwegs aus der Führung, nahm das Tempo raus und und konnte im Endspurt den Franzosen Joel Jeannot und den Russen Wladimir Kisseljew um Sekundenbruchteile auf die folgenden Ränge verweisen. Es war insgesamt der zwölfte Erfolg für den 41-jährigen Frei, dessen Meriten bei Weltmeisterschaften und den Paralympics fast nicht mehr zu zählen sind.

Anne Titze aus Bayreuth, obwohl erst 27 und Diplom-Sportlehrerin, könnte auch bereits ein kleines Museum füllen mit ihren Trophäen und Plaketten: Dreimal war die Inline-Skaterin Weltmeisterin und hat inzwischen 54 Medaillen allein von Europa- und Weltmeisterschaften gehortet. Gestern drückte sie die Streckenbestzeit um fast fünf Minuten auf nunmehr 1:09:29,5 Stunden und zeigte der Gegnerschaft die Hacken. "Ich war vor zwei Jahren hier und bin damals als Fünfte reichlich fünf Minuten langsamer gewesen. Insgesamt waren wir 500 Skater, diesmal aber rund das Achtfache. Die Strecke ist superschnell hier und die Organisation ausgezeichnet." Möglicherweise hätte ihre Siegerzeit noch besser ausfallen können, doch die derzeit beschäftigungslose Sportlerin, die seit Anbeginn 1987 zur deutschen Nationalmannschaft zählt, achtet prinzipiell wenig auf die Zeit: "Da die Besten meistens im Pulk unterwegs sind, hat die Taktik Vorrang. Nur, wenn man da alles richtig macht, kann man gewinnen."

Eine spezielle Strategie hatten sich zwei Franzosen bei den Skatern ausgedacht. Und die lautete die Gegner mit Teamarbeit zermürben und gemeinsam die Ziellinie passieren. Tristan Loy und Cedric Michaud vom Profiteam Salomon gelang das perfekt. Unterwegs schüttelten sie ihre beiden Landsleute Alban Cherdel, den Vorjahresersten Johann Langenberg und den besten Deutschen, Ralf Göthling ab und rauschten dann Hand in Hand durch den Zielbogen. Mit Streckenrekord von 1:01:09,0 Stunden (bisher Langenberg 1:07:32,0/1998). Erst wurde Michaud als Sieger verkündet, dann Loy. "Ich bin gelernter Bademeister und seit zwei Jahren Profi in einer Gruppe von acht Sportlern aus drei Nationen", so der 26-Jährige aus Rennes. Nun freut er sich auf ein richtiges Marathonrennen über 86 Meilen (rund 130 km) in zwei Wochen in Atlanta.

Ernst Podeswa

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