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Sport: Schwer erziehbar

Der HSV sucht einen General – Stevens? Olsen?

Das Argument, er kenne den Hamburger SV, passt bei genauerem Hinsehen nicht. Als Huub Stevens den HSV im Sommer 2008 verließ, hatte er Stars und Kerle in der Mannschaft – Rafael van der Vaart, Nigel de Jong, Frank Rost, Joris Mathijsen. Der Vorsitzende hieß Bernd Hoffmann, der Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Das Feld war bestellt, nachdem Stevens auf Thomas Doll gefolgt war und den HSV in seinem ersten Halbjahr vor dem Abstieg bewahrt und in seiner vollen Spielzeit 2007/2008 auf Platz vier geführt hatte.

Aus privaten Gründen verließ Stevens damals die Hamburger; es folgten Jol, Labbadia, Veh und Oenning auf dem Cheftrainerposten. Nun plötzlich scheint der niederländische Schleifer wieder die Nummer eins auf der Liste möglicher HSV-Trainer zu sein. Oder zumindest: einer derjenigen, die am leichtesten zu bekommen wären. Denn der 57 Jahre alte Holländer ist arbeitslos, seit RB Salzburg ihn im April entließ. In einigen Interviews hat Stevens das Interesse an „seinem HSV“ schon bekundet, allerdings auch gesagt, dass weder Sportchef Frank Arnesen noch Vorstand Carl Jarchow ihn bislang angerufen hätten.

Die Mannschaft verlangt nach einem Trainer der Marke General. „Wir brauchen einen stabilen Trainer, einen echten Typen“, sagt Kapitän Heiko Westermann. Offenbar stuft die Mannschaft sich selbst als schwer erziehbar ein – kein Wunder bei einem Team, das ligaweit die meisten Gegentore nach ruhenden Bällen bekommen und die meisten Treffer in den letzten Minuten kassiert hat. Harte Hand statt warmer Worte.

Huub Stevens steht für schmucklosen Defensivfußball. Frank Arnesen zieht jemanden vor, der ein Team entwickeln kann. Dazu zählt er den Landsmann Michael Laudrup, der aber inzwischen abgesagt hat und lieber RCD Mallorca trainieren will. Auch seine Lieblingsoption Morten Olsen hält sich Arnesen offen – der 62 Jahre alte Däne verantwortet die dänische Nationalmannschaft. Arnesen könnte sich im Gegensatz zu Vorstandschef Jarchow eine Doppelfunktion Olsens vorstellen. Allerdings schränkte Arnesen ein: „Ich brauche jemanden, der sofort vor Ort ist. Das ist bei Morten nicht so.“ Vielleicht aber soll auch nur eine Spur verwischt werden, denn Olsen äußerte sich in dänischen Zeitungen weniger zurückhaltend.

Arnesens Vorstandskollegen Jarchow und Joachim Hilke kleben an ihrer Vorstellung, einen deutschsprachigen Trainer mit Bundesligaerfahrung einzustellen. Dazu gehört für sie auch Horst Hrubesch, obwohl der nur mal kurz Mitte der neunziger Jahre Dynamo Dresden und Hansa Rostock trainierte. Arnesen hingegen sondiert den europäischen Markt und denkt auch über Marco van Basten nach. Dessen Berater sagt, man sei offen für alles. Ähnliches hätte wohl auch Lothar Matthäus nach seinem Rauswurf in Bulgarien angemerkt. Doch er ist gar nicht erst gefragt worden. „Ich sehe ihn nicht als realistische Möglichkeit für uns", sagte Jarchow. Alles scheint offen mit guten Chancen für Stevens oder Olsen: klar ist bis auf Weiteres nur, dass heute beim VfB Stuttgart Rodolfo Cardoso auf der Bank sitzt.

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