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Nicht zum Hingucken: Die Reaktion der Franzosen nach der schlimmen Verletzung von Samir Ait Said.

© REUTERS

Schwere Verletzung beim Turnen: Medien-Porno bei Olympia

Das Bild vom entstellten Unterschenkel des Turners Samir Ait Said ging um die Welt - häufiger und expliziter, als es einem lieb sein kann. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Schon beim Lesen wird einem anders: Der französische Kunstturner Samir Ait Said zog sich bei der Landung im Sprungwettbewerb bei den Olympischen Spielen einen Komplettdurchbruch des linken Unterschenkels zu. Eindringlicher als das geschriebene Wort ist aber das Bild, und viele, die die Bilder des Turnunfalls von Said gesehen haben, werden sie womöglich ihr ganzes Leben nicht mehr vergessen.

Im Sport gibt es viele dieser Bilder, die auf schlimme Weise unvergesslich sind. Der ehemalige Fußballer und heutige Trainer Ewald Lienen etwa ist vor allem bekannt für seine Fleischwunde, die ein Stollenschuh in den achtziger Jahren in seinen Oberschenkel riss. Die Frage ist nun, wie man mit solchen Bildern umgehen sollte. Die ARD zeigte in einer Wiederholung die schreckliche Verletzung explizit, und noch viel expliziter taten es viele Medienportale. Dort wurde die stark abgewinkelte Bruchstelle in Großaufnahme gezeigt.

Es wäre gut, wenn die Lieferanten solcher Bilder verantwortungsvoller mit ihrem Material umgehen, ohne dabei zensorisch zu sein. Den verunglückten Sprung von Said hätte man auch zeigen können, ohne die Grenzen des Erträglichen zu überschreiten. So aber wirkte der Umgang mit dem Unfall vonseiten großer Teile der Medien wie ein billiger Porno: unästhetisch und auf den maximalen Effekt getrimmt.

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