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Gut gelaufen. Der europäische Jahresbeste Markus Deibler qualifizierte sich am Dienstag hinter Favorit Laszlo Cseh (Ungarn) in 1:59,60 als Gesamt-Zweiter für das Halbfinale.

© dpa

Schwimm-EM: Markus Deibler betreibt neben dem Sport eine Eisdiele

Kinderschokoladeneis im Angebot: Schwimmer Markus Deibler, der am Dienstag erreichte das Halbfinale über 200 Meter erreichte, betreibt neben seinem Sport eine Eisdiele.

Ein paar Kleinigkeiten im „Luicella’s“ sind wirklich besonders. Streusel, bunte und Schoko, gibt es gratis. Die Kinderkugel kostet nur 90 Cent und ist so portioniert, dass auch noch eine zweite in kleine Bäuche passt, ohne dass die Hälfte schmilzt und im Müll landet. Nur zehn täglich wechselnde Sorten erleichtern die Wahl und verkürzen die Wartezeit. Und dazu rühren auf der Empore im hinteren Ladenteil alte italienische Eismaschinen für alle Kunden sichtbar frische Ware an. „Wir machen wirklich alles selbst“, sagt Markus Deibler. Er hört aufmerksam zu. So, als notiere er im Kopf mit. Das Schokoeis war für Kinderaugen zu dunkel? „Dafür haben wir auch Kinderschokoladeneis im Angebot, das ist heller“, erwidert er. Mehr als 100 Sorten gab es schon.

Seit einem guten Jahr ist der 24 Jahre alte Schwimmer nicht nur Profi im Wasser, sondern auch Chef der Eisdiele. Zusammen mit Luisa Mentele, der früheren Freundin seines schwimmenden Bruders Steffen, arbeitet Markus Deibler in der kleinen Eisdiele im Stadtteil St. Pauli, nur 100 Meter von der Reeperbahn entfernt.

Hinter dem Tresen steht er selten; das übernehmen seine freundlichen und aufmerksamen Angestellten. Deibler kümmert sich um das Geschäftliche, für alle Fragen rund ums Eis ist Mentele zuständig. Sie hat ihr Interesse für Eiscreme während eines Auslandssemesters in Bologna vertieft. Die Arbeitsteilung klappt. Die täglichen Umsatzzahlen, die Deibler abends auf seinem iPad prüft, sind gut derzeit. „Ich sehe an den Zahlen, ob in Hamburg die Sonne scheint“, sagt Deibler. Konkreter möchte er nicht werden.

Hinter dem Tresen steht Markus Deibler selten

Im Kern ihres Geschäftsmodells sind sich die beiden Jungunternehmer einig: Sie wollen Qualität selbst produzieren. „Billig bringt’s nicht“, sagt Deibler – obwohl er inzwischen versteht, dass es einen großen Unterschied macht, ob man italienisches Pistazienmark für 70 Euro à fünf Liter besorgt oder für 20 Euro. Ob man 100-prozentiges Haselnussmark kauft, oder eines, das mit der Hälfte an Naturprodukt auskommt. „Jeder behauptet, dass er beste Zutaten verwendet. Das ist leider eine leere Phrase geworden“, sagt Deibler. „Wir wollen nach Möglichkeit auch regional sein.“ Die Milch kommt deshalb von einem Hof im Hamburger Südosten. Auf Zusatzstoffe, Aromen, Geschmacksverstärker verzichtet „Luicella’s“. Bioware ist für Deibler kein Muss; er sagt: „Wenn es bio ist, aber nicht schmeckt, bringt es auch nichts.“

Etwas Schokoladiges haben sie immer im Angebot, mal pur, mal mit viel Kakao, mal mit Salz. Ein Renner, und auch seine Lieblingssorte, ist Cheesecake. Freunden des Fruchteises sei Himbeere empfohlen und Kirsche; beide schmecken wie die reine Frucht und nicht wie reine Kunst.

Bis 2016 wird er seine beiden Berufe teilen müssen

Deibler hat viele Ideen. Schon gibt es sein Eis in ausgewählten Hamburger Supermärkten in der Tiefkühltruhe. Auch Hotels wollen beliefert werden. Eine Filiale würde er gern eröffnen. Und zwar eine mit mehr Sonne als der schattige Stammladen. Noch macht die Kugel-Ware einen Großteil des Umsatzes aus.

Bis 2016 wird er seine beiden Berufe teilen müssen. Derzeit weilt Deibler öfter am Olympiastützpunkt in Dulsberg als in seinem Eisladen. Sein Karriereplan ist auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro ausgerichtet: Medaille holen, Karriere beenden, so ist es gedacht. „Es gibt ein Leben ohne Leistungssport“, sagt Markus Deibler. „Ich hätte richtig Lust, mich zu 100 Prozent im Eisladen reinzuhauen.“ Doch bevor es so weit ist, möchte der Profischwimmer aus Biberach Europameister in Berlin werden: Am Dienstag sprang er im Vorlauf über 200 Meter Lagen im Velodrom ins Wasser, er qualifizierte sich als Gesamt-Zweiter für das Halbfinale.

Nach einer Verletzung ist die Form ordentlich, behauptet er. Das gerade beendete Trainingslager auf Sardinien hat ihn in dieser Einschätzung bekräftigt. Eistechnisch war die Reise ins Heimatland des Gelato eine Enttäuschung: „Wir waren zweimal am Strand, da gab es nur Stiel-Eis“, sagt Markus Deibler. Und das hat seiner Meinung nach mit richtigem Eis nichts zu tun.

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