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Sport: Schwimm-WM: 36 Jahre und noch ein bisschen schneller

Der Australier Ian Thorpe hat seine Jagd nach sieben Titeln bei den Schwimm-Weltmeisterschaften in Fukuoka (Japan) mit einem Coup über 400 m Freistil und zweimal Gold eröffnet. Erst jagte Thorpe in der Weltrekordzeit von 3:40,17 Minuten zum Sieg, danach triumphierte er mit der 4 x 100-m-Freistilstaffel.

Der Australier Ian Thorpe hat seine Jagd nach sieben Titeln bei den Schwimm-Weltmeisterschaften in Fukuoka (Japan) mit einem Coup über 400 m Freistil und zweimal Gold eröffnet. Erst jagte Thorpe in der Weltrekordzeit von 3:40,17 Minuten zum Sieg, danach triumphierte er mit der 4 x 100-m-Freistilstaffel. Die deutsche Staffel (3:17,52) holte nach der Disqualifikation der USA die Bronzemedaille.

Wer diese Platzierung für Stefan Herbst (Leutzsch), Torsten Spanneberg (Berlin), Lars Conrad (Hannover) und Sven Lodziewski (Berlin) vorhergesagt hätte, wäre beim Deutschen Schwimm-Verband (DSV) sicher als Phantast abgestempelt worden. "Es hat sich gezeigt, dass es richtig war, auf diese Vier zu setzen", sagte Ralf Beckmann, der Sportdirektor Schwimmen im DSV. "Sie haben gezeigt, dass man auch etwas reißen kann, wenn es einem niemand zutraut."

Im Prinzip sprang allerdings nur Platz vier heraus. Denn die USA wurden als Zweiter disqualifiziert, da sie die gemeldete Aufstellung nicht eingehalten hatten. Was der Freude bei der deutschen Staffel keinen Abbruch tat. "Ich habe vielleicht davon geträumt. Aber dass wir hier mit Bronze das Bad verlassen, daran haben wir nicht geglaubt", sagte Sven Lodziewski. Dabei war es gerade der Berliner, der Unmögliches möglich machte. Mit 36 Jahren gilt er als Schwimm-Methusalem, doch mit beachtlichem Kampfgeist pflügte er als Schlussschwimmer in 49,04 Sekunden durchs Wasser. "So schnell bin ich selbst beim Europameistertitel 1987 nicht geschwommen", stellte er fest.

13 Jahre nach seinem Abschied vom internationalen Schwimmsport mit Silber bei Olympia 1988 in Seoul über 4 x 200 m Freistil für die DDR kehrte er zurück. In der Stunde des Triumphes dachte Lodziewski schon weiter. "Die EM im nächsten Jahr in meiner Heimatstadt Berlin ist jetzt sicher ein Thema", sagte er nach der Siegerehrung.

1987 hatte Lodziewski seine Berufsausbildung zum Arzt begonnen, arbeitete zuletzt am Herzzentrum in Berlin. Erst vor vier Jahren hatte er wieder angefangen, ernsthaft zu trainieren. Den letzten Motivationsschub gab es im Winter, als er auf der Kurzbahn die 100 m in 49,28 Sekunden schwamm. "Da dachte ich, Japan könnte interessant sein." Für seine Weiterbildung zum Internisten wechselt er nun am 1. August ins Klinikum Greifswald. "Ich denke, dass ich dort genügend Zeit zum Training habe, außerdem ist es nicht weit nach Rostock", meint er. In Rostock könnte er unter anderem mit Zehn-Kilometer-Weltmeisterin Peggy Büchse seine Trainingsbahnen ziehen.

Auf die Frage nach seinem Geheimnis, wie er es schafft, in diesem Alter noch Bestzeiten zu schwimmen, antwortet er nüchtern: "Es hat eben einfach noch niemand versucht."

Hans-Peter Sick

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