zum Hauptinhalt
Staffel

© dpa

Schwimm-WM: Britta Steffen holt Staffel-Bronze - und ruht in sich

Britta Steffen führt die Lagen-Staffel bei der Schwimm-WM zu Bronze und erklärt, warum diesmal alles einfacher für sie ist als in Peking.

Diesmal glitt Britta Steffen rüber zu Lisbeth Trickett, fiel ihr um den Hals und gratulierte. Die australische Lagenstaffel, mit Trickett als Schlussschwimmerin hatte bei der WM in Rom zwar Gold verpasst – Weltmeister wurde China in Weltrekordzeit (3:52,19 Minuten) –, aber das Quartett war schneller als die Deutschen. Die deutsche Staffel gewann Bronze, aber mit Europarekord (3:55,79). Deshalb gratulierte Steffen. Nach dem 100-Meter-Freistil-Finale noch war Trickett ihrer sportlichen Freundin aus Berlin um den Hals gefallen. Steffen hatte Gold geholt. Trickett wurde Dritte.

Gestern war an Gold nicht zu denken. Rückenschwimmerin Daniela Samulski lieferte zwar eine gute Zeit, trotzdem sprang Sarah Poewe nur als Fünfte ins Wasser. Und die Brustschwimmerin war nicht so schnell unterwegs wie erhofft. Dafür glänzte Annika Mehlhorn. Als sie anschlug und Britta Steffen ins Wasser sprang, da betrug der Rückstand auf China und Australien zwar vier Längen, aber die Deutschen lagen gut im Kampf um Platz drei.

Und Steffen war stark wie erwartet. Kurz nachdem sie problemlos das heutige Finale über 50 Meter Freistil erreicht hatte, schwamm sie – mit fliegendem Wechsel – knapp unter 52 Sekunden. Damit sicherte sie der deutschen Staffel souverän den dritten Platz. Sie war nervenstark, wie die ganzen Tage bei der WM. „Wir haben es alle zusammen durchgeknallt“, sagte Poewe. Will sagen: Der Teamgeist war ausgeprägt. Das passt ins Gesamtbild. Die deutschen Schwimmer, bei der WM 2007 und den Olympischen Spielen 2008 noch nervenschwach, geben sich bei der WM psychisch robust.

Im Herbst wird Steffen ein paar Wochen in Brisbane trainieren, mit Cate Campbell, der Australierin, gegen die Steffen am Sonntag im Finale über 50 Meter Freistil schwimmen muss. Für Steffen ist Campbell der „Geheimtipp für die nächsten Jahre“. Denn die 17-Jährige sei groß und dünn, aber trotzdem unglaublich schnell. „Ich bin gespannt“, sagte Steffen, „was für ein Typ sie ist, wie sie trainiert.“

Gespannt ist Britta Steffen aber vor allem, wie es mit ihrem Sport weitergeht. Geradezu eingeladen zu der Flut von Weltrekorden bei der WM hat der Weltverband Fina, indem er Blutkontrollen in Rom gar nicht erst eingeplant hatte. Es gibt Experten, die mahnen, die Anzüge könnten jetzt die Dopingdiskussion überdecken, und das High-Tech-Material könne als Alibi für auffällige Leistungssprünge dienen. Immerhin: Das Material wird ab 2010 verboten. Das ist der letzte Stand. Aber bei der Fina weiß man nie.

Auch Steffen hat Zweifel. „Keine Ahnung, wie das weitergeht“, sagt die Studentin. Was sie dagegen weiß: „Olympia war wahnsinnig emotional für mich. Hier dagegen konnte ich meinen Sieg über 100 Meter Freistil mehr genießen als in Peking.“ Und dann formuliert sie den vielsagenden Satz: „Insgesamt bin ich viel aufnahmefähiger als in Peking.“

Das liegt daran, dass Britta Steffen inzwischen stärker in sich ruht und sich nicht mehr so sehr auf andere Personen verlässt. „Sie hat mental sehr viel gelernt und kann vieles nun ohne Hilfe abrufen“, sagt ihr Heimtrainer Norbert Warnatzsch. Diese neu gewonnene Erkenntnis zeige sich inzwischen auch im Alltag in der Schwimmhalle in Berlin. „Sie trainiert inzwischen fast völlig selbstständig“, sagt der Coach.

In Peking habe sie laut Warnatzsch noch „Augenkontakt“ mit ihm gebraucht, nun schaue Britta Steffen vor allem auf sich. „Die Mentaltechniken, die ich beigebracht bekommen habe“, erklärt die 25-Jährige lächelnd zu dieser Entwicklung, „die sind ja auch dazu gedacht, dass man sie irgendwann einmal selbst anwendet.“

Zur Startseite