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Sport: Schwimm-WM: "Jetzt nur nicht Letzter werden"

Die überraschende Bronzemedaille im Rennen über 4 x 100 Meter Freistil hat den deutschen Schwimmern offenbar Flügel verliehen. Jahrelang kämpften die Sprinter des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) mit der 50-Sekunden-Grenze über die 100-Meter-Strecke und blieben, wenn überhaupt, nur denkbar knapp darunter.

Die überraschende Bronzemedaille im Rennen über 4 x 100 Meter Freistil hat den deutschen Schwimmern offenbar Flügel verliehen. Jahrelang kämpften die Sprinter des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) mit der 50-Sekunden-Grenze über die 100-Meter-Strecke und blieben, wenn überhaupt, nur denkbar knapp darunter. Bis dann bei den Weltmeisterschaften in dieser Woche in Fukuoka Torsten Spanneberg auf den Startblock kletterte und nach 49,40 Sekunden am Ziel anschlug. Der Berliner von der SG Neukölln wusste selbst nicht so recht, wie ihm da im Vorlauf geschehen war. Eine Zeit, die zugleich Deutschen Rekord bedeutete, den seit fast genau zehn Jahren der Hamburger Niels Rudolph mit 49,52 Sekunden gehalten hatte.

"Einmal musste es ja klappen, es war ja an der Zeit, dass der Rekord einmal fällt", hatte der 26 Jahre alte Student vor seinem Einzelstart in Fukuoka gesagt. Es war sein Auftritt in der Staffel, der ihn zum Rekord trieb. Beim fliegenden Start war Spanneberg auf 48,86 Sekunden gekommen - eine überragende Leistung. Sein Erfolgsgeheimnis? Ganz einfach. "Endlich einmal bin ich in einer Saison von Verletzungen verschont geblieben", sagte der Berliner. Früher hatte er sich sogar mal mit einer Hausmüll-Allergie geplagt. 1995 war er als EM-Zweiter von Wien hinter dem Russen Alexander Popow schon als ambitioniertester deutscher Sprinter gehandelt worden. Jetzt hat er den Anschluss an die Weltklasse wieder geschafft. Sein konsequentes Trainingsprogramm bescherte ihm nun in Fukuoka einen Platz neben den ganz Großen des Schwimmsports. In den Vorläufen schwamm Spanneberg hinter den Topstars Pieter van den Hoogenband (Niederlande), Anthony Ervin (USA) und Ian Thorpe (Australien) die viertschnellste Zeit.

Im Halbfinale konnte er mit 49,60 Sekunden seine neue Bestmarke nicht verbessern, aber es reichte immerhin für einen Finalplatz. Den hatte beim DSV niemand so recht eingeplant. "Jetzt nur nicht Letzter werden", sagt Spanneberg vor dem heutigen Finale. Zuletzt stand der Münchner Christian Tröger 1994 bei der Weltmeisterschaft in Rom im Finale und wurde damals Fünfter. "Ich werde mich noch einmal voll konzentrieren. Und wer weiß, vielleicht kann ich dann den Rekord noch einmal verbessern", sagte Spanneberg. Für ihn kommt es in Fukuoka in den letzten WM-Tagen noch einmal knüppeldick. Nach dem 100-Meter-Finale am Freitag kommt er am Samstag noch in der 4 x 100-Meter-Lagenstaffel des DSV zum Einsatz.

Hans-Peter Sick

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