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Schwimm-WM: Mit 35 zum Titel

Mark Warnecke hat sich als ältester Weltmeister der Schwimmgeschichte verewigt. Der Essener holte bei der Schwimm-WM in Montréal über 50 Meter Brust Gold.

Montréal (28.07.2005, 09:28 Uhr) - Mark Warnecke hat sich mit 35 Jahren ein Denkmal gesetzt: Sensationell schwamm er am Mittwoch (Ortszeit) bei den Weltmeisterschaften in Montréal über 50 Meter Brust mit 27,63 Sekunden zu Gold. «Wenn ich mal aufhöre, aber das dauert ja noch, dann wird das eine Medaille sein, auf die ich sehr stolz sein werde», sagte Warnecke nach seinem Welt bewegenden Sprint über 50 Meter Brust in Montréal. «Es ist schön, ich freue mich sehr.» Der Essener konnte sich vor lauter Kameras und Mikrofonen kaum retten. Die ganze Welt wollte den «Alterspräsidenten» sprechen. Christa Thiel, Chefin des Deutschen Schwimm-Verbandes, fand es «sensationell», für Cheftrainer Ralf Beckmann war es der «reine Wahnsinn, das überstrahlt alles».

Arzt Warnecke war indes mehr mit der Analyse des Rennens beschäftigt. «Das war heute harte Kopfgeschichte», stellte der Hobby-Rennfahrer fest, «ich denke, die Erfahrung hat mir den Sieg gebracht.» Warnecke hatte im Regen von Montréal «die Kontrolle behalten». Die Zeit war nicht gerade berauschend. «Ich konnte eigentlich nicht das umsetzen, was der Körper hergibt.» Bei seinem deutschen Rekord (27,44) im Mai in Berlin war der 28fache deutsche Meister, der vor einem Jahr die Olympia-Qualifikation für Athen verpasste, deutlich schneller gewesen.

Als «ganz entscheidend» bezeichnete er die Gewichtsabnahme. «Mit 16 Kilogramm mehr hätte ich hier gar nicht anzutreten brauchen», stellte Warnecke fest. «Die Startblöcke werden ja auch immer zierlicher, da traue ich mich ja sonst gar nicht mehr rauf.» Montréal bei Nacht wollte er nach seinem unvergleichlichen Rennen nicht genießen. «Ich werde früh ins Bett gehen und meinen Siegesrausch ausschlafen. Ich bin 35, da kann ich nicht mehr auf die Rolle gehen.»

«Er hat es der Welt gezeigt - er hat es vor allen den Jungen gezeigt», stellte Christa Thiel fest. Die zwölf und dreizehn Jahre jüngeren Mark Gangloff (USA/27,71) und Kosuke Kitajima (Japan/27,78), die sich mit Silber und Bronze begnügen mussten, hatten keine Chance. Und sie müssen weiter mit dem «Oldie» aus Deutschland rechnen. «Ich bin schon 15 Jahre abgeschrieben worden - und immer wiedergekommen.»

Warnecke-Trainer Horst Melzer war in Gedanken schon bei Olympia 2008 in Peking: «Der Olympiasieg fehlt eigentlich noch.» Jetzt gehe es darum, Beruf und Leistungssport vereinbar zu gestalten. Zwei Stunden und vier Kilometer im Wasser täglich reichten Warnecke für Gold in Montréal. Der Mediziner durfte seine 24. internationale Medaille feiern. Die bisherige Krönung des viermaligen Olympia-Teilnehmers war Olympia-Bronze 1996 in Atlanta. 1995 war er schon Kurzbahn-Weltmeister über 100 Meter Brust, 2000 über 50 Meter Brust.

Antje Buschschulte nahm nach Silber mit der Freistil-Staffel und über 100 Meter Rücken ihre dritte Medaille in Angriff. Als Halbfinal-Fünfte zog die Magdeburgerin ebenso wie Weltrekordhalterin Janine Pietsch aus Ingolstadt als Sechste in das Finale über 50 Meter Rücken ein. «Ich bin beim Start abgerutscht und dachte schon, es klappt nicht mehr», sagte Antje Buschschulte. Janine Pietsch war mit sich und der Welt unzufrieden: «Ich weiß auch nicht, was los ist, ich fühle mich sehr schlapp.» Annika Mehlhorn (Baunatal) zog in das Finale über 200 Meter Schmetterling ein.

Im Warnecke-Fieber ging der Weltrekord des Australiers Grant Hackett, der über 800 Meter Freistil in 7:38,65 Minuten die Bestmarke seines Landsmanns Ian Thorpe von 2001 in die Vergangenheit schickte, fast unter. Im Sog des Weltmeisters verbesserte der Russe Juri Prilukow seinen Europarekord auf 7:46,64 Minuten. (Von Richard Janssen und Dietmar Fuchs, dpa)

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