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Schwimmen: Der Preis der Einheitsbadehose

Aus dem eigentlich herrlich unkomplizierten Schwimmsport wird ein Wettrennen der Forschungslabors. Lars Spannagel ärgert sich über die Materialschlacht im Becken.

Ein Ausrüster-Streit in einer Sportart, für die man keine Ausrüstung braucht, sollte einen eigentlich stutzig machen. Kaum ein Sport ist so kinderleicht zu verstehen und auszuüben wie das Schwimmen. Wer mit der Kraft seiner Arme und Beine zuerst ankommt, hat gewonnen, ganz ohne Material. Das macht das Schwimmen so reizvoll und unterscheidet es von fast allen anderen Disziplinen, für die man Schläger, Bälle, Spezialschuhe, Skier, ein Fahrrad oder noch viel mehr Ausrüstung braucht. Doch aus dem herrlich eindeutigen Wettstreit zwischen zwei Menschen wird immer mehr ein Wettrennen der Forschungslabors und Sponsorenverträge. Durch die Materialschlacht um High-Tech-Schwimmanzüge mit Namen wie „LZR Racer“, die mit den Effekten des „Ultrasonic Line Bonding“ werben, geht viel vom Reiz des Schwimmens verloren.

Doch wie alle Sportarten ist auch das Schwimmen von Sponsoren abhängig. Die genormte Einheitsbadehose würde Weltkonzerne wie Adidas wohl schlagartig aus dem Schwimmen vertreiben. Die Sportart würde einen Schritt in ihrer Professionalisierung zurück machen – wer weniger Geld hat, muss im Zweifelsfall erst arbeiten und dann trainieren, ein Jahr mit so vielen Weltrekorden wie 2008 würde es wohl kaum noch einmal geben.

Der Weltschwimmverband muss nun abwägen, wie er seinem Sport am wenigsten Schaden zufügt: Entweder er greift regulierend in das Anzug-Wettrennen ein und riskiert, Sponsoren zu vergraulen. Oder er opfert die schöne Schlichtheit seines Sports zugunsten von Geld und Weltrekorden. Keine leichte Wahl.

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