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Die Ex. Gabi Dörries gab als Präsidentin des DSV auf.

© Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Schwimmen: Warum die Präsidentin Gabi Dörries aufgab

Gabi Dörries ist nicht mehr länger Schwimmverbands-Präsidentin. Das finden verdiente Funktionäre schade.

Während am vergangenen Wochenende in der Schwimmhalle an der Landsberger alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Deutschen Kurzbahnmeisterschaften ihre Bahnen zogen, wurden in den Katakomben die Scherben des letzten Verbandstages zusammengekehrt. „Ich bekomme hier gar nicht so viel mit, weil ich nur von einem Gespräch ins nächste hechele“, sagt Tjark Schroeder, Vorsitzender der Fachsparte Schwimmen im Deutschen Schwimmverband (DSV). Nicht nur bei Athleten und Trainern, auch bei altgedienten DSV-Funktionären wie Schroeder sitzt der Schock tief. Der Pensionär baut seit einigen Jahren ein junges Team um sich herum auf. „Mit denen musste ich hier auch viel reden in den letzten Tagen – nach dem Verbandstag waren die jungen Leute doch etwas frustriert. Wäre ich auch, wenn ich das als junger Mann mitbekommen hätte.“

„Frustriert“ beschreibt die allgemeine Stimmung ganz gut. Darüber, wie der Verbandstag abgelaufen ist – und natürlich darüber, dass Gabi Dörries nicht mehr dabei ist. Die Ex-Präsidentin des DSV hat in ihren zwei Jahren im Amt einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Egal, mit wem man spricht – alle waren begeistert von Dörries und ihren Visionen und Anstößen. „Sie hat uns immer wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht“, sagt auch Beate Ludewig. Die umtriebige und meinungsstarke Berlinerin mischt seit Jahrzehnten im Deutschen Schwimmsport mit, ist beim Bundesstützpunkt und im DOSB aktiv, war bis zur Rente hauptamtliche Trainerin, zuletzt für den Nachwuchs. Und sie regt sich furchtbar auf über die „Wohnzimmerfunktionäre“. So nennt Ludewig diejenigen in den Landesverbänden, die verhindert haben, dass auf dem Verbandstag über die von Dörries geplante Anhebung der Mitgliedsbeiträge beraten wurde – und die so den Rücktritt der Präsidentin provozierten. „Die kommen nicht aus dem Sport, die sitzen da aus anderen Motiven und die haben keinen Teamgeist“, wettert Ludewig.

Der nächste Verbandstag soll im kommenden Mai stattfinden

Sowohl Ludewig als auch Schroeder waren bei der denkwürdigen Versammlung dabei. Ihnen zufolge waren es nur wenige, aber dafür mitglieds- und somit stimmstarke westdeutsche Verbände, die die Reform verhindert haben. Alle anderen hätten mitgezogen. Beide heben auch hervor, dass Dörries nicht nur mehr Geld für den klammen Verband eintreiben wollte – sie habe auch sehr viel eingespart. „Früher ist das Präsidium erste Klasse gefahren und hat teilweise in Suiten gewohnt – das gibt’s nicht mehr“, erzählt Ludewig. „Und wenigstens konnte Gabi noch die Satzungsänderung durchbringen, dafür hat sie meinen vollen Respekt.“ Diese Änderung besagt vor allem, dass der Leistungssport im DSV künftig von Hauptamtlichen betreut wird. „In der Fachsparte Schwimmen, die übrigens in der neuen Satzung ‚Abteilung Schwimmen’ heißt, haben wir uns schon vor Jahren darauf verständigt“, sagt Schroeder, „aber es ist gut, das jetzt für den gesamten DSV sicher zu haben.“ Und es war nötig, denn eine solche Professionalisierung verlangen der Deutsche Olympische Sportbund und das Bundesinnenministerium.

Der nächste Verbandstag soll im kommenden Mai stattfinden. Ob dann das Thema Beitragserhöhung noch einmal auf den Tisch kommt, ob ein neuer Präsident oder eine neue Präsidentin gewählt wird, und wenn ja, wer? „Keine Ahnung“, heißt es sowohl von Ludewig als auch von Schroeder. Aber für beide ist klar: Es geht weiter, es geht immer irgendwie weiter. Es hätte nur deutlich leichter sein können – auch und vor allem mit Blick auf die Vorbereitung für die Olympischen Sommerspiele 2020.

Catharina Hopp

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