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Philip Heintz bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio.

© Michael Kappeler/dpa

Schwimmer Philip Heintz: Mit neuem Job und neuer Motivation zur deutschen Meisterschaft

Nach Platz sechs in Rio dachte Philip Heintz über sein Karriereende nach und kritisierte die Strukturen im deutschen Schwimmen. Nun ist er wieder voll dabei – auch wenn die Probleme immer noch da sind.

Es ist nicht einmal ein Jahr her, da stellte Philip Heintz vieles in Frage: die Spitzensportförderung, das deutsche Schwimmen, ja sogar die eigene Karriere. Der in Heidelberg trainierende Schwimmer hatte bei den Olympischen Spielen in Rio mit Platz sechs über 200 Meter Lagen gerade eines der wenigen positiven Ergebnisse des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) erreicht. Freuen wollte er sich über seine Leistung und den deutschen Rekord aber nicht. Zu groß war seine Enttäuschung – über die verpasste Medaille und die Schwierigkeiten im deutschen Schwimmen.

Die Gedankenspiele über ein frühzeitiges Karriereende hat der 26-Jährige schnell verworfen. Und am Freitag geht er bei den deutschen Meisterschaften in Berlin über seine Paradedisziplin als großer Favorit an den Start. Mit den jüngsten Reformen im DSV, über die zuletzt hitzig gestritten wurde, hat sein Umdenken aber nichts zu tun. „Das ändert doch alles nichts an dem Grundproblem der Strukturen“, sagt Heintz. Dass der Verband auf die schwachen Ergebnisse der vergangenen Jahre reagiert, sei keine schlechte Idee. Die Schwierigkeiten, den Schwimmsport in Deutschland professionell auszuüben, blieben aber bestehen. Von dem Geld der Sportförderung könne man kaum leben. „Auf höchstem Niveau funktioniert es nur, wenn die Uni oder der Arbeitgeber mitspielen“, sagt er.

Heintz, der ein Studium der Geowissenschaften abgebrochen hat und nun ein Fernstudium in BWL macht, hat einen Arbeitgeber gefunden, der ihn im Finanzwesen ausbildet und ihm alle Freiheiten lässt. „Während der intensiven Trainings- und Wettkampfphase arbeite ich eine Stunde am Tag“, sagt Heintz. So könne er sich voll auf den Sport konzentrieren. Das wichtigste sei jedoch, dass er die Zusage habe, nach der Karriere weiter in der Firma arbeiten zu können. „Ohne die neue Arbeitsstelle hätte ich wahrscheinlich mit dem Schwimmen aufgehört“, sagt Heintz.

Das hängt vor allem mit seinem Ehrgeiz zusammen. Das olympische Motto, dabei sein ist alles, reicht Heintz nicht mehr aus. Als Lohn für viele Jahre der Vorbereitung und der Entbehrungen will Heintz 2020 in Tokio nicht erneut nur Sechster werden. „Ich bin mit dem Sport noch nicht fertig“, sagt er. Das Rennen von Rio habe er sich „hunderttausend Mal“ angeschaut und dabei viel Verbesserungspotenzial entdeckt. Deshalb hat Heintz sein Training etwas umgestellt. Er hat die Distanzen reduziert, dafür die Intensität erhöht. „Ich schwimme jetzt mehr in Renngeschwindigkeit und bin in guter Verfassung.“ Dennoch hinterfragt sich Heintz weiter regelmäßig. „Wenn ich 2019 merke, dass ich in Hinblick auf Tokio nicht auf dem richtigen Weg bin, höre ich vielleicht schon auf.“ Einen Arbeitgeber für die Zeit nach der Karriere hat er immerhin schon.

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