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Baden in Vereinsfarben. Seattles Malcolm Smith schwimmt in Konfetti. Der Linebacker der Seahawks wurde zum wertvollsten Spieler der Partie gewählt.

© Reuters

Seahawks siegen im Super Bowl: Champions schon zur Halbzeit

Die Seattle Seahawks besiegen die Denver Broncos 43:8 und gewinnen somit zum ersten Mal den Super Bowl. "Wir haben am Ende der Saison den besten Football gespielt – so gewinnt man Meisterschaften", sagt Quarterback Russel Wilson.

Oben auf der Ehrentribüne machten die Baseball-Kappen mit dem Logo der Seattle Seahawks ihre Runde, auch Klubeigner Paul Allen griff sich eines der Exemplare mit der Aufschrift „Champions“. Unten neben dem Spielfeld holte sich Seattles Coach Pete Carroll zeitgleich eine aus Erfrischungsgetränken bestehende Dusche ab, die ihm seine Spieler in den Nacken schütteten.

Nun gehören Meistermützen und patschnasse Trainer in der US-amerikanischen National Football League (NFL) zum Standardrepertoire jeder großen Siegesfeier. Das Außergewöhnliche bestand am Sonntagabend (Ortszeit) in der Beobachtung, dass sich all die schönen und sinnlosen Bräuche bereits lange vor Ablauf der Uhr abspielten: weil die 48. Auflage des Super Bowls zwischen den Seattle Seahawks und den Denver Broncos als eines der einseitigsten Endspiele in die Geschichte eingehen sollte. Vor 82.529 Zuschauern im Stadion von New Jersey setzten sich die Seahawks mit 43:8 gegen die bei den Buchmachern leicht favorisierten Broncos durch. Im Grunde hätten sie schon mit ihren Mützen aus der Halbzeitpause (22:0) kommen können.

„Wir haben am Ende der Saison den besten Football gespielt – so gewinnt man Meisterschaften“, sagte Seattles Quarterback Russel Wilson. Der 25-Jährige erzielte in seinem ersten NFL-Endspiel höchst solide Statistiken, er warf Pässe für einen Raumgewinn von 206 Yards, erlief selbst noch 26 Yards und – viel wichtiger – leistete sich keinen Ballverlust. Gleichwohl bewies Wilson ein erfreuliches Maß an Demut, er wusste ganz genau, bei wem er sich zu bedanken hatte: „Unsere Defense war wieder einmal unfassbar gut.“

Das war die eigentliche Geschichte des Abends: Gegen die statistisch beste Offensive der NFL-Geschichte ließ Seattles Verteidigung ganze acht Pünktchen zu, in der regulären Saison hatte der Schnitt der Broncos noch bei 38 pro Begegnung gelegen. „Seattle hatte das Momentum von Beginn an auf seiner Seite“, sagte Denvers Trainer John Fox. Bereits im ersten Spielzug verlor Broncos-Quarterback Peyton Manning die Kontrolle über das eiförmige Spielgerät, es sollte eine bezeichnende Szene für das gesamte Match sein. Bis zum letzten Viertel lief in der Offensive der Broncos gar nichts zusammen, zur Halbzeit hatte Denvers Angriff lächerliche elf Yards Raumgewinn erzielt. Manning, am Tag zuvor zum fünften Mal zum wertvollsten Spieler der regulären Saison gewählt, hatte zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Interceptions auf dem Konto. Zum Vergleich: In 18 Spielen zuvor waren es lediglich derer zehn gewesen.

Broncos-Quarterback Peyton Manning in der Kritik

Nach der Pause entschied Seattles Percy Harvin das Spiel mit der spektakulärsten Aktion des Abends: Harvin trug den Kick Off über das ganze Feld und vorbei an einer Reihe Gegenspieler zum zwischenzeitlichen 29:0 in die Endzone. Dass Manning im weiteren Verlauf wenigstens noch einen Tochdownpass erzielte, konnte allerdings auch nichts mehr an der Debatte ändern, die unmittelbar nach dem Spiel begann: Sie drehte sich natürlich um den unterlegenen Spielmacher. Obwohl der 37-Jährige einen Super-Bowl-Titel sein eigen nennen darf und in seiner großen Karriere zahlreiche Fabelrekorde gebrochen hat, stellten die Berichterstatter vor Ort sein Vermächtnis in- frage.

Weil er die historische Chance verpasst hatte, den Titel als erster Quarterback mit verschiedenen Teams zu holen. Weil er jetzt zwei seiner drei Super Bowls verloren hat. Und weil Mannings Statistik in K.-o.-Spielen (elf Siege, zwölf Niederlagen) nicht unbedingt repräsentativ für seine sportliche Klasse steht. „Wenn ich es mir aussuchen darf, soll mein Vermächtnis darin bestehen, dass ich mir für jede meiner Mannschaften den Hintern aufgerissen habe, dass ich ein guter Kollege war und immer alles getan habe, um zu gewinnen“, sagte Manning. „Darum geht es mir.“ Auch sein Trainer John Fox fand es „aberwitzig, dass darüber überhaupt diskutiert wird“. Das kann Manning seinen Kritikern in der kommenden Spielzeit beweisen. „Unabhängig vom Ausgang des Super Bowls war für mich klar, dass ich weitermache“, sagte Manning. Das war vor allem deshalb interessant, weil er es so deutlich nie zuvor formuliert hatte.

Während bei den Broncos Analysebedarf herrschte, stieg auf der Fanmeile in New York eine große Party, auch in Seattle bejubelten zehntausende Anhänger den ersten Super-Bowl-Sieg ihres Vereins. In der sportverrückten Stadt im Nordwesten der USA hatten sie 35 Jahre auf einen Titel in einer der großen Sportarten gewartet, zuletzt gewannen die Supersonics 1979 die Basketball-Meisterschaft. Die Baseball-Kappen mit dem Meister-Schriftzug werden reißenden Absatz finden.

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