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Sport: Sebastian Deisler

Wie der Münchner das 2:0 gegen Freiburg erlebte

Um 15 Uhr läuft Sebastian Deisler mit der Startfelf ins Olympiastadion ein – zum ersten Mal seit dem 8. November 2003 wird er wieder von Beginn an für die Bayern spielen. Der Anpfiff verzögert sich. Es wird Abschied genommen, und Sebastian Deisler applaudiert Ottmar Hitzfeld. Und der Lörracher sagt über den Lörracher: „Es ist traurig für mich, dass er geht. Und für viele andere auch. Er ist wahrscheinlich der beste deutsche Trainer.“ Sebastian Deisler, wahrscheinlich einer der besten kreativen Mittelfeldspieler Deutschlands, ist von 15.32 Uhr an dran. Es ist erst sein 19. Bundesligaspiel in den zwei Münchner Jahren mit der November-Depression als Tiefpunkt seiner Karriere.

Nach 40 Sekunden der erste Ballkontakt und der erste Ballverlust gegen den Freiburger Berner, in der zweiten Minute der erste ansatzlose Steilpass, in der vierten Minute das erste erfolgreiche Dribbling. Eine weitere Minute später ein doppelter Doppelpass mit Claudio Pizarro, und ein Raunen im Stadion. Die ersten Minuten zeigen einen aktiven Deisler. Mit Willy Sagnol bildet er das Pärchen auf der rechten Seite. Dann eine kleine Rochade mit Zé Roberto. Als Deisler in der 18. Minute wieder auf seinen rechten Flügel zurückkehrt, wird er von Michael Ballack angespielt. Deisler schüttelt Berner ab, zieht nach innen und schießt mit links. Diarra streckt seinen Kopf in die Flugbahn und fälscht den Ball unhaltbar ab. 1:0 für die Bayern. Es ist Deislers 14. Bundesligator, sein viertes im Bayern-Trikot und ein ungemein wichtiges obendrein. Jetzt sieht Deislers Spiel locker aus, fast schon wieder leichtfüßig. Die Freiburger machen es ihm und den Bayern aber auch nicht schwer. In der 28. Minute rasselt er mit Berner zusammen. Deisler fasst sich kurz ans Knie. Er tritt fünf Ecken, kurz vor der Pause streift ein Ballack-Kopfball nach Deisler-Flanke übers Tor. Gefühlter Statistikwert: Deisler hatte in diesen 45 Minuten die meisten Ballkontakte aller Spieler.

Halbzeit. Deisler schlendert vom Rasen. Er kommt nicht mehr zurück. Knieprobleme, sagt Hitzfeld, nichts ernsthaftes. „Schade, dass die Saison vorbei ist“, sagt Deisler. Und sagt mit fester Stimme: „Ich werde definitiv nicht zur EM fahren. Ich habe mit Rudi Völler telefoniert. Wir sind zu der Überzeugung gekommen: Es hat keinen Sinn.“

Christoph Kieslich

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