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Sebastian Kehl, 32, war 2006 gegen Italien dabei, als das Sommermärchen platzte. Trotzdem ist er optimistisch.

© dpa

Sebastian Kehl im Interview: "Pirlo war schon 2006 so elegant und lässig"

Dortmunds Kapitän Sebastian Kehl spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über das Besondere von Halbfinalspielen gegen Italien.

Sebastian Kehl, wo schauen Sie die Europameisterschaft?

In Spanien. Ich bin noch im Urlaub.

Und, wie gefiel Ihnen das Viertelfinale Italien gegen England?

Die bessere Mannschaft hat gewonnen, ganz eindeutig. Nach gut einer Stunde sind die Engländer ja immer müder geworden, die Italiener waren nicht nur konditionell viel besser drauf. Gut für Italien, schlecht für uns.

Wieso?

Ich hätte mir die Engländer als Halbfinal-Gegner gewünscht, die wären leichter zu schlagen gewesen. Mit Italien wartet ein schwerer Brocken.

Sie kennen sich aus mit Halbfinal-Spielen gegen Italien. Bei der WM 2006 standen Sie gegen die Italiener in der Startelf, weil Torsten Frings nach dem Viertelfinale gegen Argentinien gesperrt wurde. Welche Erinnerungen haben Sie an dieses Spiel?

Keine wirklich guten. Ich erinnere mich an ein gutes Spiel von uns mit zum Teil richtig guten Chancen. Aber vor allem an den Moment, als Fabio Grosso das 1:0 erzielt. Da war plötzlich nichts, nur Leere und Stille. Und die Gewissheit, dass unser Ziel und der große Traum soeben zerplatzt waren.

Den entscheidenden Pass auf Grosso gab damals Andrea Pirlo.

Pirlo war schon damals ein großartiger Spieler. So elegant und vor allem: so lässig. Pirlo hat eine unglaubliche Ausstrahlung und Ruhe am Ball. Wie erfahren und cool er ist, hat er nicht nur mit seinem Elfer gegen England bewiesen.

Sind die Italiener stark genug, Deutschland aus dem Turnier zu schmeißen?

Jeder der vier Halbfinalteilnehmer ist in der Lage, Europameister zu werden. Ich denke allerdings, dass unsere Mannschaft die Qualität hat, auch gegen Italien zu bestehen.

Wie hat Ihnen die DFB-Auswahl bislang gefallen?

Die ersten Spiele waren noch recht zerfahren, aber gegen Griechenland stand eine Mannschaft auf dem Platz, die ganz genau wusste, was sie tat. Sie wird von Spiel zu Spiel besser. Es ist so wie mit der gesamten EM: Zu Beginn des Turniers hat man viele relativ uninteressante und teilweise schlechte Spiele gesehen. Jetzt sind in Spanien, Portugal, Italien und Deutschland die vier besten Mannschaften im Halbfinale. Ich erwarte große Spiele.

Ärgert es Sie, dass Ihre BVB-Teamkollegen so selten zum Einsatz kommen?

Joachim Löw ist für die Aufstellung verantwortlich. Er wird schon wissen, was er da tut und hat bis dato auch ein glückliches Händchen bewiesen. Grundsätzlich bin ich fest davon überzeugt, dass unsere Jungs vom BVB gerade in den entscheidenden Spielen eine ganz wichtige Rolle spielen können – wenn man sie spielen lässt. Das beweist ja Mats Hummels, der spielt bislang eine sensationelle EM.

Was erwarten Sie vom Halbfinale?

Aus der deutschen Mannschaft von 2006 sind noch fünf Spieler im aktuellen Kader vertreten. Die haben noch eine Rechnung mit Italien offen. Deutschland wird gewinnen.

Und wer wird Europameister?

Ich gehe davon aus, dass Deutschland im Finale auf Spanien trifft. 2008 und 2010 hatten die Spanier das bessere Ende. Diesmal sind wir dran.

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