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Sport: Sehnsucht nach Sonne

Günter Herith hatte seine Arbeit getan, gewissenhaft wie immer. Er führt bei den Heimspielen des SC Charlottenburg, wie vom Deutschen Volleyball-Verband gefordert, die Statistik.

Von Karsten Doneck, dpa

Günter Herith hatte seine Arbeit getan, gewissenhaft wie immer. Er führt bei den Heimspielen des SC Charlottenburg, wie vom Deutschen Volleyball-Verband gefordert, die Statistik. Was da am Ende herauskam, interessierte Michael Mayer nur kurz. Der Diagonalspieler des TSV Unterhaching warf nach der 1:3-Niederlage im ersten Play-off-Halbfinale beim SCC einen schnellen Blick auf den Zettel, legte ihn dann achtlos, aber nicht kommentarlos beiseite. "Sechs Aufschlagfehler, das ist ganz, ganz schlecht", wertete er. Und weil Mayer, wieder einmal Hachings Bester, schon einmal bei Selbstkritik war, klagte er sich selbst auch noch an: "Die letzten drei Bälle des Spiels, da war ich jedesmal beteiligt. So etwas darf mir nicht passieren." Jene Bälle führten jeweils zu Punkten für den SC Charlottenburg - und zum Sieg der Gastgeber.

Trotzdem, Mayer ist der Star von Unterhaching. Die Erfolge des Vereins - die Mannschaft wurde in der Bundesliga-Normalrunde sensationell Zweiter - entspringen seiner Klasse. Mit seinen 21 Jahren ist er längst Nationalspieler. Als "die Entdeckung der Saison" preist ihn Kaweh Niroomand, der SCC-Manager.

So einer spielt also in Unterhaching. Beim Zweiten. Und nicht beim Ersten, beim VfB Friedrichshafen also, der im deutschen Männer-Volleyball das Maß aller Dinge darstellt. Stelian Moculescu, sowohl Trainer des VfB als auch der Nationalmannschaft, soll mal nachgefragt haben, ob Mayer nicht Lust hätte, nach Friedrichshafen zu wechseln. "Was soll ich da?" sagt Mayer heute rückblickend, "dort prügeln sich drei junge deutsche Spieler um eine Position." Nein, Mayer will dorthin, wo alle Volleyballer hinwollen - nach Italien, auf die Sonnenseite dieses Sports. "Es wird klappen, nach dieser Saison", sagt Mayer.

Er war noch sehr unerfahren, als er in Unterhaching seine Unterschrift unter einen Dreijahresvertrag setzte. Seine Gage fürs Volleyballspielen ist deshalb nur ein Taschengeld. Bundesliga-Volleyball - das ist für ihn keine reizvolle Alternative mehr. "Der VfB Friedrichshafen wird doch sowieso Meister", sagt er und sieht Langeweile aufziehen: "Die Friedsrichshafener überfahren langsam die ganze Bundesliga."

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