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Sport: Sein Geld wert

Beim langweiligen 0:0 zwischen Eintracht Frankfurt und Hannover 96 überzeugt nur Torwart Robert Enke

Manchmal fragt man sich schon, warum die Fußball-Bundesliga so viel Geld wert sein soll; dass die Liga künftig pro Saison 500 Millionen Euro teuer wird, wenn Spiele solcher Qualität im Angebot sind wie das Duell Eintracht Frankfurt gegen Hannover 96. Ein langweiliges 0:0 als erschreckende Ansammlung von Verunsicherung und Hilflosigkeit und als Beleg grundlegender fußballerischer und technischer Defizite. Der Gipfel der Anmaßung: Zwei Trainer, Friedhelm Funkel und Dieter Hecking, die sich für ihre Angsthasen-Taktik auch noch feierten und innig umarmten. Dabei hatten selbst die Spieler Mitleid mit den Zuschauern, die das Ganze sogar noch mit einer erstaunlichen Geduld ertrugen. „Wenn ich Zuschauer gewesen wäre, hätte ich auch gepfiffen“, gestand Frankfurts Mittelfeldspieler Albert Streit.

So strahlte denn nur einer nach dem Spiel. Robert Enke, der nicht nur wegen seiner ungewohnten grellgelben Oberbekleidung auffiel: Abgeklärt fing Hannovers Torhüter die Flanken, sicher wie effektiv war sein gesamtes Auftreten, fabelhaft alle Abschläge und Abwürfe, spektakulär die Glanzparade gegen Ioannis Amanatidis eine knappe Viertelstunde vor Schluss. Gesamteindruck: tadellos. „Mit Verlaub: So spiele ich ja öfter“, sagte Enke und grinste. Der Mann, der der einzige Gewinner des Spiels war, weiß ja, worüber das Land gerade diskutiert – über nervöse oder nervenschwache Torwarttalente wie Manuel Neuer und Michael Rensing oder in die Reserve zurückversetzte Nationaltorhüter wie Jens Lehmann und Timo Hildebrand. Brisant ist, dass Enke schon am Dienstag im DFB-Pokal in Schalke spielt. Dort, wo Manuel Neuer gerade eine Schwächephase erlebt. „Das ist bei einem jungen Torwart normal. Es ist besonders schwierig, wenn man wie Manuel Neuer erst hochgelobt und dann eingestampft wird“, sagt Enke.

Er selbst kennt das aus seiner Zeit bei Borussia Mönchengladbach, er hat das Auf und Ab bei Benfica Lissabon, FC Barcelona, Fenerbahce Istanbul und CD Teneriffa erlebt, ehe er endlich 2004 in Hannover ankam. Seitdem ist er „der beste deutsche Torwart, der sich vor keinem verstecken muss“, sagt Hannovers Sportdirektor Christian Hochstätter. Wie zur Bestätigung küren ihn die Bundesligaprofis regelmäßig zum besten Torwart der Liga. Ist Robert Enke am Ende der lachende Dritte in der unendlichen Nummer-Eins-Debatte? „Ich kenne meinen Stellenwert bei der Nationalmannschaft“, antwortet er lapidar. Flotte Sprüche oder vorlaute Ansagen gibt es von ihm nicht.

Nach dem Tod seiner an einem unheilbaren Herzfehler leidenden Tochter Lara haben sich seine Prioritäten verschoben. Er engagiert sich für den Tierschutz, besucht herzkranke Kinder. Enke weiß, für den Fußball die richtigen Relationen zu finden. Nicht umsonst ist er seit dieser Saison bei den Niedersachsen der Kapitän. Und mancher wettet mittlerweile auch außerhalb von Hannover darauf, dass nicht Jens Lehmann, Timo Hildebrand oder Manuel Neuer bei der EM 2008 das deutsche Tor hüten, sondern Robert Enke. Schade nur, dass Joachim Löw in Frankfurt nicht zugeschaut hat – aber vielleicht hatte der Bundestrainer geahnt, was der Bundesligaalltag den Zuschauern mitunter zumutet.

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