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Sport: Seit 1986 wartet man in "down-under" auf einen Sieg im Nationenwettbewerb

Gastgeber und Gegner Frankreich hofft auf eine Wiederholung des Erfolgs von 1991Jörg Allmeroth Der alte Haudegen mit dem markanten Schnauzbart, in seiner Zeit einer der Größten der Tennis-Welt, spricht nichts als Klartext: "Auf diesen Pokal werden keine französischen Namen eingraviert", behauptet John Newcombe, der Kapitän des australischen Davis-Cup-Teams, "uns wird niemand aufhalten." Der volkstümliche Mannschaftsführer, der noch nie als großer Diplomat aufgefallen ist, macht dem Gegner vor dem Davis-Cup-Finale von heute bis Sonntag keine Komplimente, sondern eröffnet das Scharmützel der wenig schmeichelhaften Worte: "Wir sind das bessere Team, wir haben die besseren Leute.

Gastgeber und Gegner Frankreich hofft auf eine Wiederholung des Erfolgs von 1991Jörg Allmeroth

Der alte Haudegen mit dem markanten Schnauzbart, in seiner Zeit einer der Größten der Tennis-Welt, spricht nichts als Klartext: "Auf diesen Pokal werden keine französischen Namen eingraviert", behauptet John Newcombe, der Kapitän des australischen Davis-Cup-Teams, "uns wird niemand aufhalten." Der volkstümliche Mannschaftsführer, der noch nie als großer Diplomat aufgefallen ist, macht dem Gegner vor dem Davis-Cup-Finale von heute bis Sonntag keine Komplimente, sondern eröffnet das Scharmützel der wenig schmeichelhaften Worte: "Wir sind das bessere Team, wir haben die besseren Leute. Also werden wir auch gewinnen", erklärt Newcombe. Wer auf dem Weg ins Finale die USA und Russland geschlagen habe, "der fürchtet sich vor nichts und niemandem".

Seit dem Jahr 1986 und den längst vergangenen Zeiten des rauhbeinigen Pat Cash muss Australien nun schon auf den Gewinn des Davis-Cups warten. An diesem Wochenende soll die "verfluchte Durststrecke" (Newcombe), die ausdauerndste für Australien in diesem Tennis-Jahrhundert, endlich überwunden sein: Im "Acropolis Palais Des Espositions" von Nizza wollen Mark Philipoussis, Lleyton Hewitt und das Doppel Mark Woodforde und Todd Woodbridge erfolgreich die Hand zur hässlichsten Trophäe der Welt recken, dem überdimensionalen Davis-Cup. Australiens Bester, der zweifache US-Open-Champion und ehemalige Weltranglisten-Erste Patrick Rafter, fehlt beim Showdown in der seit Wochen ausverkauften Arena noch immer wegen seiner Schulterverletzung. Für Frankreich treten im Einzel der erfahrene Cedric Pioline und Sebastian Grosjean an, dazu kommen im Doppel vermutlich Fabrice Santoro und Olivier Delaitre.

Es wäre am Mittelmeer bereits der 27. Triumph Australiens, das bis zur modernen Profi-Ära Anfang der siebziger Jahre die beherrschende Macht in diesem großen Nationenwettbewerb war. In den Zeiten der Lavers, Newcombes, Roches oder Emersons ging der Silberpott vierzehnmal auf das Eiland am anderen Ende der Welt: 1950 bis 1953, 1955 bis 1957, 1959 bis 1962 und 1964 bis 1967. Der vorerst letzte Anlauf des zweitbesten Davis-Cup-Landes nach den USA scheiterte 1993 in Düsseldorf 1:4 an Gastgeber Deutschland - damals mit Michael Stich in der Führungsrolle.

"So etwas wird uns mit Sicherheit nicht wieder passieren", sagt Tony Roche, der zweite australische Kapitän, der besonders auf den unbändigen Ehrgeiz und Behauptungswillen seines zweiten Einzelmannes Lleyton Hewitt setzt. Hewitt zählt mit seinem aktuellen Ranglistenplatz 22 nicht nur zu den größten Aufsteigern der ATP Tour und zu den meistgelobten jungen Talenten der Szene. Er gehörte auch schon zu jenem Überraschungsteam, das stark ersatzgeschwächt im September den Favoriten Russland in Brisbane ausschaltete. Den entscheidenden Zähler lieferte im Duell mit Jewgeni Kafelnikow kein anderer als Hewitt, ein Spieler mit explosiver Mischung aus spieltechnischer Raffinesse und leidenschaftlicher Kampfbereitschaft. Der unberechenbare Linkshänder Wayne Arthurs, der in Brisbane Philipoussis vertrat, musste fürs Finalspektakel seinen Platz wieder räumen. Als Zuschauer will er sein Team gleichwohl unterstützen in Nizza.

Währenddessen hofft Gastgeber Frankreich auf ein ähnliches rauschhaftes Tennis-Erlebnis wie 1991 in Lyon, beim historischen Endspielsieg gegen die USA mit Henri Leconte auf dem Platz - und Yannick Noah als Kapitän daneben. "Australien ist nur auf dem Papier der Favorit", sagt Teamboss Guy Forget, der große Freude daran hätte, "ein so großes und prestigereiches Tennis-Land wie Australien zu schlagen." 9:3 steht es im direkten Duell zwischen Franzosen und Australiern, und ein Duell wird von den französischen Statistikern dieser Tage besonders gern herangezogen. Der Sieg des Jahres 1991, auf Sand. Vor dem späteren Davis-Cup-Triumph der Extraklasse. Newcombe interessiert das nicht. Der Mann aus "down under" kitzelt die Franzosen im Umkehrschluss mit einer erst kürzlich erlittenen Niederlage: "Sie werden gegen uns genau so erfolgreich sein wie im Rugby-WM-Finale." Das verlor die "Grande Nation" vor knapp vier Wochen empfindlich klar.

Jörg Allmeroth

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