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SEITEN Wechsel: Aus einer anderen Zeit Tennisspieler Rafael Nadal beschreibt seinen Aufstieg

Rafael Nadal hat seine Autobiografie vorgelegt. Es gibt keine Enthüllungen wie in „Open“, Andre Agassis eigenwilliger Abrechnung mit dem Tenniszirkus.

Rafael Nadal hat seine Autobiografie vorgelegt. Es gibt keine Enthüllungen wie in „Open“, Andre Agassis eigenwilliger Abrechnung mit dem Tenniszirkus. Der Mallorquiner arbeitet sich durch das Buch, wie er es auf dem Platz tut: mit großer Akribie, aber nur wenigen Überraschungen. Sozusagen als Doppelpartner fungiert der britische Journalist John Carlin, der von außen einen Einblick in das Binnenklima der Nadals gibt. Denn die Entwicklung von Rafael Nadal zum besten Spieler der Welt ist zuallererst eine Familiengeschichte, das ist auf den 256 Seiten stets präsent.

Erklommen hat Nadal den Gipfel 2008 in Wimbledon, durch einen Finalsieg im vielleicht besten Tennisspiel aller Zeiten gegen Roger Federer. Dieses Spiel bildet im ersten Teil des Buches den Rahmen, zwischen den Ballwechseln beschreibt Nadal seinen Werdegang. Der Leser erfährt, dass Nadal lieber Fußballprofi geworden wäre, so wie sein Onkel Miguel Angel, zu seiner aktiven Zeit ein Star beim FC Barcelona. Zu seinem Tennisglück gezwungen werden musste Rafael aber nicht. Mit großem Fleiß, enormen Willen, der Unterstützung seiner Eltern und nicht zuletzt dem harten Training unter Toni Nadal sammelt er bald einen Grand-Slam-Titel nach dem anderen.

Die Beziehung zu diesem, seinem anderen Onkel, ist der spannendste Part des Buches. Nadal beschreibt sich dabei als folgsamen Schüler, der sich gern auflehnen würde gegen die Regentschaft seines Trainers – es aber nicht tut, weil der Erfolg den Methoden seines Onkels recht gibt. Toni erzieht ihn zu Bescheidenheit, ja fast Demut. Und schärft Rafa ständig ein, dass er nicht so viel Talent hat wie andere Spieler und deswegen besonders hart arbeiten muss.

Immer wieder wird Nadal durch Verletzungen zurückgeworfen. Wenn er bei der Behandlung wie im Buch beschrieben, ohne Betäubung Spritzen ins Knie erhält, tut das sogar beim Lesen weh. Auch an der Trennung seiner Eltern hat er schwer zu knabbern, braucht dafür beinahe die gesamte Saison 2009. Ein Jahr später holt Nadal im Finale der US Open gegen Novak Djokovic den letzten noch fehlenden Grand-Slam-Titel. Dieses Spiel bildet den Rahmen im zweiten Teil des Buches – und den Schluss. Dass es der bislang letzte große Sieg Nadals gegen den Serben war, lässt die Autobiografie letztlich fast wie ein Dokument aus einer vergangenen Zeit erscheinen. Jörg Leopold

Rafael Nadal und

John Carlin:

Rafa – Mein Weg an die Spitze. Verlag Edel Hamburg, 256 Seiten, 19,95 Euro.

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