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Sport: Senat bewilligt Mittel für Sanierung der "Alten Försterei"

Er sah aus wie nach der gewonnen Deutschen Meisterschaft. Unions Präsident Heiner Bertram hatte eine gute Entschuldigung für sein Zuspätkommen.

Er sah aus wie nach der gewonnen Deutschen Meisterschaft. Unions Präsident Heiner Bertram hatte eine gute Entschuldigung für sein Zuspätkommen. "Ich habe gerade noch mit Herrn Böger telefoniert", sagte ein lächelnder Bertram und eröffnete eine für den 1. FC Union nicht ganz unwichtige Pressekonferenz. Den Grund für seine Gefühlsregung verriet er aber erst später. Bertram hatte zu diesem außerordentlichen Treffen geladen, um Aufmerksamkeit zu erregen. Ziemlich clever und, wie sich zeigen sollte, auch erfolgreich.

Seit Herbst 1999 liefen die Planungen für einen bescheidenen Umbau der "Alten Försterei", das Stadion des Regionalligisten. Es steht, da der Verein den Aufstieg in die Zweite Fußballbundesliga vor Augen hat, eine "Kleinstsanierung" an, um die Auflagen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zu erfüllen. Für entsprechende Umbauten wurden beim Senat drei Millionen Mark beantragt. Eberhard Diepgen, selbst bekennender Fußballfan, gab damals die mündliche Zusage. Unklar war lange Zeit, ob das Geld aus Haushalts- oder Lottomitteln zu erbringen wäre. Man ahnte in Köpenick nichts Böses. Der Bezirk, Eigentümer des Stadions und somit "Ausrichter" der Sanierung, hatte - ganz arglose - bereits Aufträge an diverse Firmen vergeben. Die Baumaßnahmen sollten flott beginnen können. Vergangenen Donnerstag setzte aber die Senatsverwaltung für Bildung und Sport "auf bornierte Art" (Bertram), die Finanzierung aus. Union habe noch Unterlagen nachzureichen, die veranschlagte Summe sei ohnehin unrealistisch und im Übrigen könne man schließlich im sanierten Jahnsportpark spielen.

Union im ehemaligen Stadion des BFC Dynamo (zu DDR-Zeiten saß dort Erich Mielke auf der Tribüne) - das ist so undenkbar wie etwa der Einzug des Senats in den Palast der Republik. Letztlich, so der Inhalt des Briefes des Senats, habe der Verein noch Verbindlichkeiten aus dessen unrühmlicher Vergangenheit. Dies betraf die vorletzte Vereinsführung unter Manfred Albrecht, der den Verein Mitte der Neunziger mit teilweise kriminellen Machenschaften an den Rand des Ruins brachte. "Seitdem haben wir erheblich bezahlt für die Altsünden", sagte Bertram. Sämtliche Verbindlichkeiten seien beglichen. Wohl auch ein Ergebnis des Engagements der Kinowelt-AG im März 1998.

Zurück zum jetzigen Präsidenten und seinem Plausch mit Senator Böger. Offensichtlich im Wissen um die Pressekonferenz versprach der Senator die beantragten Mittel und sagte, er wisse, dass Union an der Alten Försterei zu spielen habe. Er selbst werde sich um alles kümmern. Das sei selbstverständlich. Dann muss vorher wohl ein mittlerer Beamter zu mutig Eigenverantwortung wahrgenommen haben.

Wolfram Göschel

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