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Welch’ ein Ausblick, welch’ ein Name. Von der Rukatunturi-Schanze können die Skispringer bestens auf die Landschaft rund um Kuusamo schauen – wenn denn mal die Sonne im Winter scheint.

© imago/GEPA pictures

Serie: Winterreise: Kuusamo: Mit Stirnlampe zu den Rentieren

In Kuusamo ist es kalt und dunkel – dennoch fühlt sich dort nicht nur Skispringer Richard Freitag wohl. Der Auftakt unserer Serie "Winterreise".

Von Johannes Nedo

Für die meisten Menschen sind es keine Sehnsuchtsorte – doch unter Wintersport-Fans sind ihre Namen so bekannt wie Metropolen: Kuusamo, Pokljuka, Chanty-Mansijsk. Sie sind gerade den Fernsehzuschauern so vertraut, weil hier jedes Jahr Weltcups stattfinden. In unserer Serie erzählen deutsche Athleten, wie es dort wirklich aussieht. Folge 1: Kuusamo. 15 000 Einwohner, 200 Schneetage, Jahresdurchschnittstemperatur –0,3 Grad Celsius.

Wie wichtig den Finnen das Skispringen ist, hat Richard Freitag erst so richtig in einem Pub in Kuusamo gemerkt. Jedes Jahr lassen die deutschen Athleten dort das Weltcup-Wochenende ausklingen. „So gediegen wie möglich“, sagt Freitag und grinst. Im vergangenen Jahr spielte Matti Nykänen, in den Achtzigerjahren der große Konkurrent von Jens Weißflog, mit seiner Band an diesem Abend in dem Pub. Und Freitag merkte schnell, dass Nykänen für die Finnen mehr ist als ein großer Skispringer. Er ist für sie eine lebende Legende. „Das Publikum hat ihn verehrt“, sagt der 24-Jährige – und er ist sicher, dass er diese besondere Stimmung so nur in Kuusamo erleben konnte.

Kuusamo ist ein kleiner Ort im Norden Finnlands, genauer gesagt in der Region Nordösterbotten, in der Nähe der russischen Grenze. In Kuusamo leben etwa 15 000 Menschen und wohl genauso viele Rentiere. Überhaupt gibt es in der dünn besiedelten Gegend vor allem wilde Natur. Und weil das Städtchen nur 60 Kilometer südlich des Polarkreises liegt, ist es dort vor allem kalt, sehr kalt. Und es liegt sehr viel Schnee. Noch bis Sonntag gehen die Skispringer, Langläufer und Kombinierer dort wieder ihren Wettkämpfen nach, auch wenn das Freitagsspringen wegen starken Windes abgesagt wurde. Aber was zeichnet Kuusamo jenseits der Schanzen und Loipen aus?

Das Städtchen selbst ist nicht unbedingt eine Winterreise wert. „Im Ortskern muss man nicht gewesen sein“, sagt Richard Freitag. Umso schöner sei Ruka, das Wintersportzentrum bei Kuusamo. Dort steht die Skisprungschanze mit dem wundervollen Namen Rukatunturi neben Strecken für Langläufer und Kombinierer. „Das Coole daran ist“, sagt Freitag, „alles ist in diesem kleinen Ski-Ort nah zusammen.“

Besonders schwärmt der Skispringer von der Schanze. Wenn man dort hinaufklettere, habe man bei Sonnenschein einen wunderbaren Ausblick auf die traumhafte Landschaft, sagt er. „Man kann dann ewig weit schauen. Mit Sonne ist das echt schick.“ Das Problem ist nur: Die Sonne scheint kaum. Meistens ist es windig und kalt. Und weil es in dieser Jahreszeit eben so wenig Tageslicht gibt, sei eine Stirnlampe im Alltag Pflicht, betont Freitag.

Dafür gebe es dort allerdings oft Polarlichter – wobei der Sachse zugeben muss: Wenn die Skispringer im November dort sind, habe er noch keine gesehen. Die Hochzeit dafür gehe erst ab Dezember richtig los. So verbringen die Athleten nach Training und Wettkampf viel Zeit drinnen im Warmen. Und das sei auch sehr angenehm, schließlich seien die Finnen hervorragende Gastgeber und gar nicht so schweigsam, wie viele dächten, sagt Freitag. „So, wie es hineinschallt, kommt es zurück.“ Kulinarisch hätten sie ebenfalls einiges zu bieten. Oft kommt Rentier auf den Tisch. „Das schmeckt mit guter Soße ein bisschen wie Geschnetzeltes“, sagt Freitag. „Auch der Fisch ist wirklich lecker.“ Ansonsten gebe es in Ruka noch eine sehr gute Pizzeria.

Auch im Sommer war Richard Freitag mit den deutschen Skispringern schon für ein Trainingslager in Kuusamo. Zu dieser Zeit sei die Region fast noch empfehlenswerter. „Besonders für Naturburschen“, sagt er. Man könne in der Umgebung wunderbar wandern und angeln. Im Sommer hatten einige Trainer auch ihre Angeln mitgenommen. An dem kleinen See am Fuße der Schanze, wo sie angelten, hätten Freitag und seine Teamkollegen allerdings nur in der Sonne gelegen und entspannt. Sehr lässig sei das gewesen, sagt Freitag. „Das ist ein richtig lässiger Ort.“

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