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Sport: Showdown mit Platzpatronen

Bei der Murcia-Rundfahrt trifft Jan Ullrich auf Lance Armstrong und fährt erstmals wieder mit Erik Zabel

Frankfurt. Ab sofort wird über das große Duell nicht mehr nur geredet. Jetzt wird Rad gefahren. Lance Armstrong und Jan Ullrich treffen sich in der kommenden Woche bei der Murcia-Rundfahrt. Das Duell in der südostspanischen Provinz wird voraussichtlich das einzige bis zum Showdown bleiben, bis zur Tour de France im Juli. Als wollte er nicht ohne einen Rennkilometer in den Beinen dem Rivalen begegnen, hat Herausforderer Ullrich seine Saisonpremiere um drei Tage vorgezogen.

Bei der Clasica de Almeria, einem flachen Eintagesrennen über 187 km, steigt Jan Ullrich am Sonntag in den Rennbetrieb ein. Aus Ungeduld, wie er angibt. Es ist sein erster Auftritt im magentafarbenen Trikot nach der Rückkehr zu seinem früheren Bonner Rennstall, der jetzt nicht mehr Team Telekom heißt, sondern T-Mobile-Team. Den Ton bei diesem ersten Auftritt gibt allerdings nicht Jan Ullrich an, sondern sein alter Weggefährte Erik Zabel. Der Deutsche Meister hat bereits einen Sieg in Andalusien und jede Menge gute Plätze im Februar in Spanien erspurtet. Lohn dafür ist Platz eins in der Weltrangliste.

Dennoch schaut alles auf Jan Ullrich, und der baut schon mal allzu großen Erwartungen vor: „Wunderdinge darf man vom mir nicht erwarten.“ Seine Vorbereitung auf den Ausflug nach Spanien verlief alles andere als optimal. Wegen schlechten Wetters wurde das private Trainingslager in der Toskana am vergangenen Wochenende vorzeitig abgebrochen. Zu Hause am Bodensee war wegen des Wintereinbruchs kaum Training im Freien möglich. Seit Donnerstag radelt der Tour-Sieger von 1997 zusammen mit seinem Kumpel Tobias Steinhauser nun durch die Gegend um Almeria an der Südküste Spaniens. „Einrollen. Mitfahren, ohne große Ambitionen“, heißt das Motto.

Ein Vergleich vor allem beim 21,3 km langen Zeitfahren schon auf der zweiten Etappe der Vuelta Ciclista a Murcia bleibt allerdings unvermeidlich, so abwegig eine Beurteilung so früh auch sein mag. Armstrong ist anderthalb Wochen früher in die Saison gestartet und hat bereits 700 Rennkilometer in den Beinen. Bei der Algarve-Rundfahrt gewann der fünfmalige Tour-Sieger sogar das eigens seinetwegen eingebaute Zeitfahren über 24 km. Den Rundfahrtsieg schenkte er seinem Freund Floyd Landis. Armstrong wurde immerhin Fünfter. „Ich schaue nicht, was andere machen“, sagt Ullrich. Armstrong interessiere ihn jetzt noch nicht. Diese Auseinandersetzung kommt erst bei der Tour de France im Juli, wenn Ullrich, der ewige Zweite, den fünffachen Tour-Sieger Armstrong ein weiteres Mal herausfordert.

In Almeria wird Ullrich noch ohne Armstrong alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Erik Zabel, der schon seit vier Wochen im Wettkampf auf Achse ist , wird erleben, wie zu Ullrichs ersten Fahrten im Rennsattel wieder alle Augen und Kameras auf den Superstar, den alten, neuen Teamkollegen gerichtet sein werden. Ärgert ihn das? „Grundsätzlich fahre ich natürlich lieber mit Jan als ohne ihn“, heißt eine von zwei Standardantworten auf derlei Fragen, „diese Sätze sind seit langem auf meiner Festplatte gespeichert.“ Zabels zweite Antwort lautet so: „Wenn du gegen ihn fährst, kannst du nur schlecht aussehen. Da kannst du machen, was du willst, Paris – Tours oder zwei Etappen bei der Vuelta gewinnen. Das interessiert kaum jemanden, wenn es etwas Neues von Jan gibt. Da haben wir ihn doch viel lieber im Boot.“

Hartmut Scherzer

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