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Sport: Sicherheitsrisiko in kurzen Hosen (Kommentar)

In einer Zeit der schlechten Nachrichten die frohe Botschaft gleich vorneweg: In diesem Jahrtausend wird es kein Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mehr geben, wenn wir denn mal populärwissenschaftlich den 31. Dezember 1999 als letzten Tag des zweiten Jahrtausends bezeichnen dürfen.

In einer Zeit der schlechten Nachrichten die frohe Botschaft gleich vorneweg: In diesem Jahrtausend wird es kein Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mehr geben, wenn wir denn mal populärwissenschaftlich den 31. Dezember 1999 als letzten Tag des zweiten Jahrtausends bezeichnen dürfen. Erst am 23. Februar 2000 ist es soweit, dann spielt Deutschland in Amsterdam gegen die Niederlande. Das ist noch ein Weilchen hin, und so lange dürfen wir uns jetzt von Teamchef Erich Ribbeck und seinen Spielern anhören, auf welch gutem Wege die deutsche Nationalmannschaft im Hinblick auf die Europameisterschaft sei. Die erste Halbzeit am Sonntag in Oslo gegen Norwegen - na gut, lief nicht ganz nach Wunsch. Aber dann: Bei einer Spitzenmannschaft, die vorher schon Brasilien, England und Frankreich geschlagen hat, habe man schließlich nach einer deutlichen Steigerung mit 1:0 gewonnen.

Leider. Denn dieses Resultat führt zu fataler Augenwischerei und völlig unangebrachten Selbstzufriedenheit. Nach dem glücklichen 0:0 gegen die Türkei, durch das die direkte EM-Qualifikation gesichert wurde, als Zugabe vor der nationalmannschaftlichen Winterpause noch ein unverdientes 1:0 in Norwegen - nun wird wieder ganz schnell vergessen, wie hilflos das DFB-Team gegen die Türken und zumindest eine Halbzeit lang gegen Norwegen war. In der Deckung überfordert, mit einem Sicherheitsrisiko in kurzen Hosen namens Markus Babbel, dessen Auswechslung in der 68. Minute zu den positiven Höhepunkten aus deutscher Sicht gehörte. Im Mittelfeld fehlte wie so oft eine ordnende Hand. Die Stürmer, die sich zudem selbst im Weg standen, warteten vergeblich auf Zuspiele. Öffnende Pässe kommen nur von Lothar Matthäus, wenn er es denn vor lauter Löcherstopfen hinten überhaupt möglich machen kann. Nach ordentlichen 45 Minuten mit ein paar guten Pässen werden Dariusz Wosz und Dietmar Hamann gleich als Matchwinner gefeiert. Das sagt alles über die Lage der Fußballnation im Mittelfeld.

Die Stimmung im Team ist zwar viel besser geworden, seit Erich Ribbeck vor 14 Monaten die Mannschaft übernommen hat. Und das Produkt Fußball-Nationalmannschaft wird durch den eloquenten Teamchef allemal professioneller und positiver dargestellt als früher. Aber so richtig besser Fußball gespielt wird auch nicht im Vergleich zu vorher. War Berti Vogts etwa doch nicht an allem Schuld?

seb

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