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Sport: Sieben Minuten machen den Unterschied

Die Eisbären deklassieren die Frankfurt Lions im Spitzenspiel, weil sie ausgeglichener besetzt sind und jeder Spieler für ein Tor gut ist

Von Katrin Schulze

Berlin - Die Frankfurt Lions wollten niemanden sehen und hören. Während die Spieler der Eisbären Berlin unter ungeheuerlichem Lärm eine Ehrenrunde nach der anderen drehten, verschanzte sich die Mannschaft von Trainer Rich Chernomaz in den Katakomben des Sportforums Hohenschönhausen. „Arschloch, hast du denn keinen Respekt vor der Gastmannschaft?“, schallte es aus der Kabine der Frankfurter, als ein Ordner den Trainer zur Pressekonferenz bitten wollte. Es war nicht nur die klare 3:8-Niederlage, durch die die Hessen ihre Tabellenführung wieder an die Eisbären verloren hatten. Vor allem die Art, wie die Mannschaft im Spitzenspiel der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) von den Berlinern vorgeführt worden war, löste den Frust der Lions aus. Als sich der Manager der Frankfurter, Dwayne Norris, dann endlich doch aus seiner Festung wagte, gratulierte er Eisbären-Trainer Don Jackson zwar vorschriftsmäßig zum Sieg, konnte aber seine Verzweiflung nur schwer verbergen. „Unser Trainer hat noch eine Sitzung mit der Mannschaft und muss sich entschuldigen“, sagte Norris.

Normalerweise ist es Don Jackson, der sich nach einem Spiel immer besonders viel Zeit lässt, bevor er sich zur Spielanalyse bequemt. Am Freitag allerdings war er sofort gesprächsbereit. Kein Wunder, denn ähnlich selbstbewusst wie der US-Amerikaner hatte sich zuvor auch seine Mannschaft präsentiert. Nachdem sich beide Teams über 30 Minuten ein ausgeglichenes Spitzenspiel geliefert hatten, zeigten die Eisbären im Mitteldrittel eindrucksvoll, wie simpel Eishockey funktionieren kann. In nur sieben Minuten machten sie da aus einem 2:2 ein 8:2: Jeder Schuss ein Treffer. „Diese paar Minuten waren der Unterschied“, sagte Jackson. War der Sieg somit nur das Ergebnis einer kurzen Schwächephase der Hessen? Wohl kaum, denn in der gesamten Begegnung waren die Berliner den Lions überlegen, sie spielten konzentrierter, schneller und vor allem kombinationssicherer. „Man darf einem so talentiertem Team wie den Berlinern nicht so viel Raum lassen“, sagte Norris. „Das nutzen sie sofort aus“. Gerade die erste Sturmformation mit den Topscorern Steve Walker und Nathan Robinson sowie Center Denis Pederson tat dies gegen Frankfurt.

Im Gegensatz zum ersatzgeschwächten und in den hinteren Reihen eher durchschnittlich besetzten Kader der Hessen können die Eisbären aus einem großen, annähernd gleich starken Spielerfeld schöpfen. Das zeigte sich auch am Freitag in der Torschützenliste, auf der sich wieder mal sieben verschiedene Namen wiederfanden, unter anderem die der jungen deutschen Nationalspieler Florian Busch und Alexander Weiß. Sie hatten einen großen Anteil an der Wiedergutmachung für die 0:4-Pleite der Eisbären im ersten Spiel gegen Frankfurt. „Wir haben uns damals so gefühlt wie Frankfurt heute“, sagte Trainer Don Jackson. Beim Spiel in Wolfsburg wolle man am Sonntag (Beginn 14.30 Uhr) so weiter machen wie gegen Frankfurt.

Am Freitagabend wollte Lions-Trainer Rich Chernomaz übrigens doch noch jemanden sehen. Als der Lions-Manager schon alles gesagt hatte, kam er mit einem süffisanten Lächeln aus der Kabine.

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