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Sport: Sieben positive Tests

Neue Indizien belasten Radprofi Floyd Landis schwer – doch er kämpft weiter

Eines muss man Floyd Landis lassen: Seine Verteidigung ist ausgesprochen professionell. So vertut der kalifornische Radprofi keine Zeit, bevor er zu Dopingvorwürfen und neuen Indizien Stellung bezieht. Nur wenige Stunden nachdem bekannt wurde, dass sieben weitere seiner Urinproben von der letzten Tour de France Hinweise auf Testosteron-Doping enthalten, berief Landis eine Telefonpressekonferenz ein. Dabei saßen die Anwälte und PR-Berater von Landis vor den Freisprechanlagen ihrer Büros in New York und Los Angeles und trugen derart aggressiv und überzeugt Erklärungen und Ausflüchte vor, dass man als Zuhörer beinahe hätte ins Grübeln geraten können. Dabei sind die neuen Fakten eindeutig.

Im Grunde belegen sie, dass sich der US-Amerikaner Floyd Landis den Tour-Sieg 2006 erschlichen haben dürfte. Wer bislang seinen Behauptungen geglaubt haben sollte, dass seine positive Probe auf einen zufälligen oder gar böswilligen Verfahrensfehler des Labors zurückzuführen war, wird durch die sieben neuen Tests eines Besseren belehrt. Einmal kann in einem Labor gepfuscht worden sein. Aber sieben Mal? Die sieben im französischen Antidopinglabor von Chatenay- Malabry untersuchten Proben waren auf Wunsch der amerikanischen Antidopingagentur Usada erneut begutachtet worden. Während der vergangenen Tour waren diese Proben unauffällig gewesen, allerdings nur deshalb, weil im ersten Testdurchlauf routinemäßig bei sämtlichen Dopingproben lediglich nach ersten Hinweisen auf die Einnahme bestimmter Mittel gesucht wird. Screening heißt dieses Verfahren. Erst wenn sich ein Verdacht ergibt, werden die Proben genauer unter die Lupe genommen. Landis hatte sich gegen die erneute Untersuchung der Proben gewehrt. Er wusste wohl warum: Das Ergebnis legt nahe, dass der Amerikaner nicht nur am Tag seines furiosen Comebacks sowie seines positiven Tests auf der 17. Etappe der letzten Tour mit Testosteron hantiert hat, sondern während der kompletten Rundfahrt. Ausreden wie das Glas Whiskey, das angeblich zu dem zu hohen Wert geführt haben soll, sind hinfällig.

Und doch finden die Juristen und PR-Strategen des „Floyd Fairness Fund“ – der Stiftung zur Landis’ Ehrenrettung – weiterhin Wege, ihren Klienten herauszureden. Abgesehen davon, dass sie die Wiederbegutachtung der Proben für unrechtmäßig halten, beklagen sie die Art und Weise, wie die Neubegutachtung ablief. Während die Offiziellen der Antidopingagentur Usada im Verlauf der Testprozedur ständig dabei gewesen seien, seien die Experten von Landis’ Team zu bestimmten Zeiten ausgesperrt worden, klagte dessen Anwalt Maurice Suh. „Wir hatten keine Möglichkeit, zu überprüfen, was da letztlich analysiert wird und mit welchen Methoden.“

Die Tatsache, dass die französische Sportzeitung L’Equipe schon am Montag von den positiven Tests berichtet habe, lasse den Schluss zu, dass ein Tester die Identität des Getesteten gekannt habe, sagt Suh. Das aber ist gegen die Regularien bei Dopingtests. Dieser Dunkelmann habe die Zeitung informiert, und wer weiß, was der Unbekannte noch alles mit den Proben angestellt habe. Den Grund, warum man seinem Klienten übel mitspielen will, glaubt Suh zu kennen. Die Usada – die Behörde, die ab 14. Mai über eine Sperre zu befinden hat – versuche wie auch die Welt-Antidopingagentur Wada über prominente positive Fälle eine Erhöhung ihrer Fördermittel zu bewirken.

Kurzfristig soll die Verteidigungsstrategie das Verfahren gegen Landis hinauszögern. Es wird immer wahrscheinlicher, dass es zum Start der Tour 2007 noch keinen Vorjahressieger gibt.

Sebastian Moll[New York]

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