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Sport: Sieg der Leidenschaft

Mexiko gewinnt nach überzeugender Vorstellung 2:1 gegen lustlos wirkende Japaner

Die Ansetzung in Hannover hieß Mexiko gegen Japan, aber irgendwie war es auch ein Duell zwischen Brasilien und Argentinien. Auf der Trainerbank. So gesehen ging der Sieg im Auftaktspiel der Vorrundengruppe B im Confed-Cup an Argentinien und die von Ricardo La Volpe betreuten Mexikaner, die in Hannover vor 24 036 Zuschauern 2:1 (1:1) gegen eine enttäuschende japanische Mannschaft gewannen. La Volpe, der in Mexiko nicht sonderlich populäre Mann mit dem eindrucksvollen Schnauzbart, gehörte 1978 als dritter Torhüter zum Kader des argentinischen Weltmeister-Teams. Das ist wenig sportlicher Ruhm im Vergleich zu Japans Trainer Zico. Der brasilianische Weltstar der Achtzigerjahre hat seine Karriere in Fernost ausklingen lassen, und die Japaner verehren seine Spielkunst immer noch so sehr, dass sie ihn vor dem Stadion von Kashima ein Denkmal gebaut haben. An seinem taktischen Geschick aber gibt es Zweifel, die aber nur so leise geäußert werden, wie es sich für die höflichen Japaner gehört.

Nun lag es aber nicht an strategischem Unvermögen des japanischen Trainers, dass es nichts wurde mit dem eingeplanten Auftaktsieg des Asienmeisters gegen den Außenseiter aus Mexiko. Im Gegenteil, die blaue Armee, wie die Japaner ihre Nationalmannschaft nennen, hinterließ ein sehr viel geordneteren Eindruck als der Gegner, zudem hatte sie mit Nakata, Miyamoto oder Ogasawara auch die besseren Individualisten. Das Führungstor der Japaner entsprang denn auch dem schönsten Zug des gesamten Spiels. Ogasawara hatte auf der linken Seite steil in den Lauf von Kaji gepasst, dessen halbhohe Eingabe Yanagisawa mit der Fußspitze irgendwie an seinen Bewacher Osorio und Torhüter Sanchez vorbei in die lange Ecke bugsierte. Da waren gerade zwölf Minuten gespielt. Besser hätte es für die Japaner gar nicht beginnen können.

Was ihnen fehlte, war die Begeisterung, die Leidenschaft, mit der sie noch vor drei Jahren bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land aufgetreten waren. Die Japaner wirkten in schwächeren Phasen beinahe lustlos, was sich vor allem im Spiel des begnadeten Künstlers Hidetoshi Nakata spiegelte. Der japanische Spielmacher ist in den vergangenen Monaten bei seinem Klub Florenz kaum zum Einsatz gekommen, und es soll in der Mannschaft auf einiges Unverständnis stoßen, dass sein Status als die das Spiel prägende Persönlichkeit bei Zico tabu ist. Nakata wirkt durch seine negative Körpersprache, seine abwertenden Gesten und Blicke wie ein Solitär im mannschaftlichen Gefüge. Mit so einer Führungsfigur lässt sich schwerlich Leidenschaft entfachen.

Das sah bei den Mexikanern ganz anders aus, obwohl doch bei denen in den vergangenen Tagen einiges durcheinander gegangen war. Vier Spieler hatten noch am Dienstag im Halbfinale der großen Copa Libertadores, der südamerikanischen Champions League, gegen die Argentinier Boca Juniors gekickt. Diese Partie musste nach Zuschauerausschreitungen abgebrochen werden, und man darf davon ausgehen, dass die vier nachgereisten Mexikaner reichlich erschöpft zu ihrer Mannschaft stießen. Dennoch standen zwei von ihnen, Torwart Sanchez und Verteidiger Salcido, in der Anfangself. Das steht symbolisch für den Einsatzwillen der Mexikaner, die auch nach dem Rückstand munter nach vorn spielten und kurz vor der Pause doch zum Ausgleich kamen, wenn auch ein wenig glücklich. Zinhas Schuss aus gut 20 Meter Torentfernung war nicht platziert, flatterte gut sichtbar durch die Luft und war doch ein unlösbares Problem für Torhüter Kawaguchi, was wohl vor allem daran lag, dass der Mann nur 1,79 Meter groß ist.

Nach dem Ausgleich hatten die Japaner wenig zuzusetzen. Mexiko erspielte sich in der zweiten Halbzeit Chance um Chance, besonders bei hohen Flanken ging es turbulent zu im japanischen Strafraum. Fonseca gelang das überfällige Tor zum 2:1. Natürlich per Kopf, natürlich nach einer hohen Flanke. Trainer Zico gab zu, „dass wir mit dieser Niederlage nicht gerechnet haben“. Woran es gelegen hat? „Wir hatten bei hohen Bällen unsere Probleme“, sagte Zico. „Daran müssen wir arbeiten.“ Ob er dabei an die Anschaffung einer Streckbank gedacht hat?

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