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Daniel Didavi (VfB Stuttgart, li.) jubelt nach sein Treffer zum 1:0.

© APF - Agentur fuer professionelle Fotografie

Update

Sieg gegen den Hamburger SV: Artem Krawez lässt den VfB Stuttgart jubeln

Der VfB Stuttgart spielte gegen den HSV wie unter Zorniger. Nur mit dem Unterschied, dass er die Partie gewann.

Dass in Stuttgart wieder so etwas wie Fußball-Euphorie aufkommen könnte, hat man vor einigen Monaten noch für unmöglich gehalten. Alexander Zorniger war mit seiner „alternativlosen“ Offensivtaktik gescheitert, Wunschnachfolger Lucien Favre gab den Schwaben einen Korb und so übernahm Ende November 2015 gezwungener Maßen ein Mann den Cheftrainerposten, dem nicht viele zutrauten, die Wende zu schaffen. Heute reden sie in Stuttgart nach drei Siegen und zwei Unentschieden von Cheftrainer Jürgen Kramny wieder vorsichtig von Euphorie. Zur zarten Aufbruchstimmung in Schwaben wird auch der 2:1 (0:0)-Sieg im Heimspiel gegen den Hamburger SV beitragen, den der bisherige Amateur-Trainer des VfB am Samstagabend einfuhr.

Bevor die 42000 Zuschauer in der Stuttgarter Arena aber den sechsten Saisonsieg bejubeln konnten, musste Kramny kräftig zittern. Der lange chancenlose HSV hatte nur mit viel Glück (und Stuttgarter Abschluss-Unvermögen) ein Debakel verhindert, als der eingewechselte Artjoms Rudnevs in der 75. Minute mit der zweiten HSV-Chance überhaupt das 1:1 nach Daniel Didavis Führung knapp zehn Minuten zuvor gelang. In der letzten Viertelstunde einer zuvor einseitigen Partie schien der HSV den Spielverlauf (mit nicht weniger als 13 Stuttgarter Chancen) auf den Kopf stellen zu können. Erst der Winterpauseneinkauf aus Kiew, Artem Krawez, bescherte mit dem 2:1 zwei Minuten vor Schluss seinem neuen Klub drei wichtige Punkte im Abstiegskampf. An den wird sich der HSV nach drei Niederlagen in Folge spätestens jetzt gewöhnen müssen.

„Rückschläge werfen uns nicht mehr aus der Bahn“, sagte Christian Gentner. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, so der Stuttgarter Kapitän. Das bekam lange auch der HSV zu spüren. Die Stuttgarter beherrschten bis auf zehn Minuten (zwischen der 75. und 85. Minute) die Partie und zeigten in der schwierigen Schlussphase Kampfgeist. Mit Kramnys stabilerem System kommt der VfB wesentlich besser zurecht als unter Zorniger. Fast allerdings wäre die Sache gegen den HSV noch schief gegangen, weil die Stuttgarter zuvor nicht weniger als neun Großchancen ausließen. „Wir hätten am Ende auch das 1:2 kriegen können. Aber das Team hat eine Wahnsinns-Mentalität gezeigt“, sagte Kramny, der beim Jubeln nach dem Siegtreffer stolperte und hinfiel. Dass ihm sofort einige VfB-Betreuer wieder auf die Beine halfen, taugt als Sinnbild des neuen VfB.

Timo Werner vergab etliche Chancen gegen den HSV.
Timo Werner vergab etliche Chancen gegen den HSV.

© dpa

Der hat nach dem verdienten Heimsieg Anschluss ans Mittelfeld gefunden. Vor Kurzem zierten die Stuttgarter noch das Tabellenende. Kramny hat die Talfahrt aufhalten können. Dieses Mal aber hat Kramny seine Nerven einem Belastungstest aussetzen müssen. Dass die Stuttgarter Torchancen im Akkord vergaben, erinnerte an dunkle Tage unter Alexander Zorniger. Seit Kramny hat Schludrigkeit vor dem Tor nur nicht mehr zwangsläufig Niederlagen zu Folge.

„Vielleicht war dies das beste Spiel der Saison“, jubelte Didavi, der sich langsam auf die Liste von Bundestrainer Joachim Löw spielen dürfte, wenn er weiter so auffällig agiert. „Wir sind von der ersten bis zur letzten Minute marschiert, das ist sehr positiv, ein überragendes Spiel“, sagte Didavi. Der HSV dagegen lieferte – bis auf das kurze Zwischenhoch in der Schlussphase – eine erschreckend schwache Partie ab. Die Hanseaten konnten kaum einmal Druck entwickeln und boten in der Abwehr eine alles andere als bundesligareife Vorstellung. „Wir sind extrem enttäuscht, dass wir nicht wenigstens einen Punkt geholt haben. Der VfB-Sieg war nicht unverdient. Wir haben heute zu viele Bälle verloren“, klagte Hamburgs Trainer Bruno Labbadia.

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