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Felix Fischer will noch einmal mit den Volleys ein Spiel gewinnen - was auch den Meistertitel bedeuten würde.

© dpa

Sieg gegen Friedrichshafen: BR Volleys: Alles auf null

Die BR Volleys können doch noch gegen Friedrichshafen gewinnen - am Sonntag sogar die Meisterschaft.

Von Johannes Nedo

Es gab keine Jubeltänze, keine triumphalen Gesten – nachdem Ruben Schott am Mittwochabend den Matchball zum 3:1-Sieg der BR Volleys verwandelt hatte und die mehr als 7800 Zuschauer in der Max-Schmeling-Halle um ihn und seine Teamkollegen herum ekstatisch aufschrien, blieben die Berliner Spieler ganz ruhig. Sie bildeten einen Kreis, klatschten sich kurz ab und blickten sich entschlossen an. So erleichtert sie darüber waren, dass die Saison nicht mit der sechsten Niederlage gegen den VfB Friedrichshafen zu Ende gegangen war und sie nicht der Meisterfeier des Rivalen in eigener Halle beiwohnen mussten, so strahlten sie auch neu gewonnenen Mut aus.

„Jetzt ist alles auf null und wir fahren mit Selbstvertrauen an den Bodensee", sagte Mittelblocker Felix Fischer. Genau genommen steht es nun 1:1 in der Play-off-Finalserie „Best of three“. Doch Fischer hat natürlich recht, am Sonntag kommt es in Friedrichshafen zum entscheidenden Spiel um die deutsche Volleyball-Meisterschaft.

Wie die Berliner dies erzwungen hatten, beeindruckte sie selbst auch ein wenig. Es lief zunächst wie immer in dieser Saison gegen das Team von Trainer Vital Heynen. Es ging eng zu, die Volleys vergaben gute Chancen und dann setzte sich Friedrichshafen durch. Doch dieses Mal verunsicherte auch der verlorene erste Satz die Berliner nicht. „Wir sind zusammengeblieben“, sagte Diagonalangreifer Paul Carroll. „Wir haben gegen den VfB endlich mal unser Champions-League-Gesicht gezeigt“, betonte Fischer.

Graham Vigrass mit überragender Vorstellung

So fokussiert und unerschrocken wie die Mannschaft von Trainer Roberto Serniotti in dieser Saison gegen Europas Spitzenteams gespielt hatte, agierte sie nun auch gegen Friedrichshafen – in allen Bereichen. Das verleitete Manager Kaweh Niroomand sogar zu einem Sonderlob für Serniotti, mit dem er zuletzt nicht immer einer Meinung gewesen war. „Es war genial, dass er Sebastian Kühner von Beginn an aufgestellt hat“, sagte Niroomand. „Kühner hat viel Energie gebracht.“ Für ihn übernahm ab Mitte des zweiten Satzes dann Tsimafei Zhukouski auf der Zuspielerposition mit ebenso viel Übersicht und Entschlossenheit.

Überhaupt blockten die Berliner dieses Mal stark und wehrten viele Bälle im Feld ab. Und auch im Angriff waren sie kaum zu stoppen. Besonders Mittelblocker Graham Vigrass spielte überragend. Der Kanadier hatte im Angriff eine Erfolgsquote von sagenhaften 86 Prozent. Mit 16 Punkten war er zweitbester Angreifer seiner Mannschaft.

Weil die Leistungsträger Robert Kromm (15) und Caroll (17) auch in schwierigen Situationen verlässlich punkteten und Außenangreifer Schott (15) ebenfalls eine sehr starke Leistung zeigte, entwickelten die Berliner eine für den Gegner unberechenbare Wucht, mit der auch Kromm so nicht gerechnet hatte. „Nach den letzten zwei Tagen im Training dachte ich, es wird gar nichts mehr“, sagte der Kapitän. „Das Team wirkte so ausgelaugt nach dem Final Four in Rom.“

Darum führte Niroomand den Erfolg auch auf einen anderen Faktor zurück. „Solche Spiele werden mental gewonnen“, betonte er. In diesem Bereich zeigten die Friedrichshafener zum ersten Mal Schwächen im Duell mit den Volleys. Je länger das Spiel dauerte, desto unkonzentrierter wurden sie – und desto mehr eigene Fehler produzierten sie. Das wollen die Volleys nun auch in der letzten Partie der Saison nutzen. „Zu Hause den Titel zu holen, ist schwer“, sagte Kromm. „Die Erwartungen sind hoch. Das ist ein kleiner Vorteil für uns.“ Zusätzlich befreite Niroomand das Team von großem Druck: „Der Sonntag wird unser Fazit nicht beeinflussen. Egal wie es ausgeht, wir haben eine tolle Saison gespielt.“

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