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Julia Görges

© dpa

Sieg in Stuttgart: Julia Görges gewinnt Stuttgarter Tennis-Turnier

Tennisspielerin Julia Görges hat völlig überraschend das internationale Hallen-Turnier in Stuttgart gewonnen. Damit steigt die 22-Jährige in der Weltrangliste um fünf Plätze auf und rangiert nun auf Platz 27.

Julia Görges warf sich vor Freude bäuchlings auf den Boden. Von oben bis unten mit rotem Sand versehen fiel sie danach ihrem Trainer um den Hals. Die deutsche Tennisspielerin hat am Sonntag völlig überraschend das internationale Hallen-Turnier in Stuttgart gewonnen und dabei im Endspiel auch noch die Weltranglisten-Erste Caroline Wozniacki aus Dänemark mit 7:6 (7:3), 6:3 besiegt. „Ich weiß nur, dass ich gewonnen habe. Wie ich das gemacht habe, weiß ich nicht. Gegen Caroline zu spielen, ist wie ein hoher Berg, den man erklimmen muss“, meinte die 22-Jährige aus Bad Oldesloe nach dem bislang größten Erfolg ihrer Karriere.

Als bislang letzte deutsche Spielerin hatte Anke Huber diese Traditions-Veranstaltung 1996 gewonnen. Görges verdiente sich durch ihren zweiten Turniersieg nach Bad Gastein (2010) den Sprung vom 32.

auf den 27. Platz der Weltrangliste, ein Preisgeld von 111 000 Dollar (76 200 Euro) sowie einen 400 PS starken Sportwagen des Turniersponsors. „Jeden Tag bin ich an diesem Auto vorbei zum Training gegangen. Aber ich konnte mir nie vorstellen, dass ich es auch fahren werde“, sagte sie.

Görges zeigte vor der Nummer eins der Tennis-Welt keinen Respekt. Wozniacki hatte zuvor noch keinen Satz abgegeben in diesem Turnier und auch kein Match auf Sand verloren in diesem Jahr. Aber die Außenseiterin setzte sie mit ihrem selbstbewussten und risikoreichen Spiel aus harten Aufschlägen und zahlreichen direkten „Winnern“ stark unter Druck. Den Tie-Break des ersten Satzes gewann Görges klar. Im zweiten Durchgang nahm sie der 20 Jahre alten Favoritin sofort den Aufschlag ab und wehrte beim Stand von 3:1 auch noch nervenstark drei Breakbälle ab. „Julia hat sehr gut und sehr aggressiv gespielt. Ich war heute nicht gut genug“, räumte die Verliererin fair ein.

Die Woche von Stuttgart war sowohl für Görges als auch für das deutsche Damen-Tennis ein großer Erfolg. Begonnen hatte sie als „Eine-Frau-Show“ von Andrea Petkovic. Doch im weiteren Verlauf erreichten erstmals seit 1984 wieder vier deutsche Spielerinnen das Viertelfinale. Als Lohn für diesen nun auch in der Breite deutlich sichtbaren Aufschwung werden ab Montag in Petkovic und Görges wieder zwei von ihnen zu den Top 30 der Weltrangliste gehören. Das gab es zuletzt im August 1999. „Dieses Turnier war in diesem Jahr fast eine deutsche Meisterschaft mit internationaler Beteiligung“, sagte die sportlich Leiterin des Weltverbandes WTA, Laura Ceccarelli.

Görges hatte schon am Samstag im Halbfinale beim 6:4, 3:6, 7:5-Sieg gegen die Vorjahresfinalistin Samantha Stosur eine Weltklasse-Leistung gezeigt. „Noch vor einiger Zeit habe ich gedacht: Huch, da steht eine Top-Spielerin auf der anderen Seite. Was soll ich hier? Aber das hat sich geändert“, erklärte sie.

Einen Anteil daran hatten auch Petkovic' vorangegangene Erfolge bei den Australien Open und in Miami. „Jeder ist auf seine eigene Art motiviert. Aber zu sehen, dass Andi zuletzt all diese Top-Leute geschlagen hat, gab uns anderen Spielerinnen auch Mut“, sagte Görges. Die deutschen Spielerinnen pushen sich gegenseitig - und verstehen sich dabei immer noch gut. Zu Görges' ersten Gratulantinnen gehörte die künftig vom ehemaligen Steffi-Graf-Trainer Heinz Günthardt beratene Petkovic. Sie schickte ihrer Freundin gleich eine SMS.

Wozniacki verpasste am Sonntag ihren vierten Turniersieg in dieser Saison und den 16. Titelgewinn ihrer Karriere. Allerdings war sie in den Jahren zuvor in Stuttgart nie über die zweite Runde hinausgekommen. „Hoffentlich bin ich im nächsten Jahr diejenige, die mit dem Porsche wegfährt. Und nicht mehr Julia“, sagte sie. (dpa)

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