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Sport: Siege für Millionen

Der VfB Stuttgart hat durch die Erfolge in der Champions League plötzlich wieder Geld

Stuttgart. Es ist ein leichter Anflug von Panik, der sich in den Gesichtern der Frauen und Männer des Fanshops gleich neben der Klubzentrale des VfB Stuttgart widerspiegelt. Der Laden ist voll, die Regale sind leer, die Euro rollen. Der Shopleiter grinst die Mitarbeiter regelmäßig kurz vor der Mittagspause flehentlich an, und dann wissen sie alle, dass das Mittagessen in der Vereinsgaststätte um die Ecke ausfallen muss. Das Weihnachtsgeschäft, die Fußball-Champions-League, die Euphorie, dies alles zahlt sich jetzt auch im Fanshop finanziell aus. Der Umsatz, hat der Chef des Ladens schon verkündet, hat sich verglichen zum Vorjahr bereits verdoppelt.

Beim VfB Stuttgart nehmen sie zurzeit viel mehr Geld ein, als sie zu Saisonbeginn erwartet hatten. Der Klub will die Hochphase weitgehend zur Entschuldung nutzen. Vereinspräsident Erwin Staudt bastelt an einer Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung in eine Kapitalgesellschaft und sucht dafür noch „drei bis vier Premiumpartner“. Die 16,6 Millionen Schulden des Vereins sollen in das neue Gebilde einfließen. Noch zögern mögliche Kandidaten, aber Staudt sagt: „Ich bin guter Dinge, dass sich das spätestens im Frühjahr ändert.“

Die Mannschaft mit ihrem Trainer Felix Magath kletterte gestern in den Flieger nach Manchester zum letzten Gruppenspiel der Champions League am heutigen Dienstag (Beginn 20.45 Uhr; live bei Premiere), „in dem wir uns Platz eins sichern wollen“ (Magath). Dazu reicht ein Unentschieden. Als sei die Reise nach England ein Betriebsausflug, verkündet Magath lächelnd, „dass viele Spielerfrauen mitkommen und sich das Stadion in Manchester ansehen“.

15 Millionen Euro aus den Gruppenspielen hat der VfB bisher eingenommen, 2,2 Millionen Euro kommen im Achtelfinale dazu, für das Stuttgart bereits qualifiziert ist. 1,32 Millionen Euro Prämien haben sich die Profis erspielt. Bleibt der Zuschauerschnitt bei mehr als 40000 Zuschauern pro Heimspiel, kämen die Schwaben auf Mehreinnahmen von rund zwei Millionen Euro zum Saisonende. 300000 Euro spülen die 7500 neuen Mitglieder, die seit Sommer 2002 zum VfB gehören, in die Kasse. „Nach zwei sehr schlechten Jahren erleben wir hier einen Boom. Wir sind jetzt mit 15000 Mitgliedern der mitgliederstärkste Verein in Baden-Württemberg“, sagt VfB-Chef Staudt stolz. Nur beim Dauerkartenverkauf hinken die Schwaben nach. Nicht 15000 Fans, wie der Verein erhofft hatte, sondern nur 13000 haben sich ein Saisonticket gekauft. Schwaben schauen halt trotz allem genau aufs Geld und setzen ungern aufs Prinzip Hoffnung. Wer weiß denn, wie lange der Erfolg anhält? Aber so etwas lasse sich verschmerzen, sagt VfB-Präsident Staudt. Solange das Team siegt, würden die Leute ins Stadion strömen. Der ehemalige IBM-Chef redet munter weiter von seinen Plänen und träumt von einer „Totalvermarktung" der Arena. Im Stadion will er den Kurven die Namen neuer Sponsoren geben und jede Fläche nutzen. In den nächsten Monaten „gelingt es uns sicher, einiges auf die Beine zu stellen“, sagt Staudt.

Genauso wie die Spieler war auch Staudt natürlich schon im Fanshop. Mitleid haben der Chef und die Profis mit den dortigen Kollegen aber nicht. Schließlich müsse in Stuttgart jetzt jeder alles geben. Die einen in Manchester, die anderen in der Mittagspause an der Ladentheke.

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