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Sport: Sieger im Chaos

Hertha BSC behält in einem turbulenten Spiel den Überblick und gewinnt beim SC Freiburg 3:1

Es sprudelte Fröhlichkeit und Erleichterung aus den Berlinern, nach dem 3:1 (1:1)-Sieg in Freiburg. Fröhlichkeit, weil die Mannschaft beherzt gekämpft und vor allem gespielt hatte, weil sie nach dem unvermittelten Rückstand gezeigt habe, „dass wir eine Truppe sind“, wie Arne Friedrich sagte. Der Kapitän hatte nicht nur mit dem Abstauber zum vorentscheidenden 3:1 einen maßgeblichen Anteil am zweiten Auswärtssieg.

Erleichterung herrschte, weil die Mannschaft sich nach der Freiburger Führung durch Ellery Cairo nicht aus der Bahn werfen ließ und schnell mit dem Ausgleich reagieren konnte, „denn sonst wären wir wie schon in den vergangenen Spielen erneut hinterhergerannt“, sagte Manager Dieter Hoeneß. Und Trainer Falko Götz berichtete von der Lagebesprechung zur Pause: „Ich musste gar nicht viel sagen, weil die Mannschaft gespürt hat, dass hier etwas zu holen ist.“

So blieb der groteske Platzverweis für Alexander Madlung das einzig Negative, eine Entscheidung allerdings, die keine Folgen nach sich ziehen dürfte, wenn das DFB-Sportgericht die Fernsehbilder anschauen wird. Schiedsrichter Wolfgang Stark, der mit seinem Gespann einen ziemlich chaotischen Nachmittag veranstaltete, räumte nach erster Inaugenscheinnahme schon einmal den Fehler ein. Nach einem Gerangel zwischen Dick van Burik und Régis Dorn krümmte sich Freiburgs Stürmer in der 80. Minute theatralisch auf dem Rasen. Ungewöhnlich war, dass der vierte Mann, Josef Webers, zunächst bei Assistent Harald Sather intervenierte und dieser aus reichlich großer Entfernung eine falsche Täterbeschreibung abgab.

Nach Falko Götz’ Beobachtung war es aber nicht nur der falsche Spieler, sondern auch das falsche Urteil: „Das war keine Rote Karte.“ Bei Hertha BSC wird man sich rasch auf die positiven Merkmale dieses Erfolgs zurückziehen können. „Wenn man so viele hundertprozentige Chancen herausspielt, kann man nicht wirklich schlecht gespielt haben“, sagte Dick van Burik.

Tatsächlich vermittelten die Berliner den 23 000 Zuschauern im Badenova-Stadion das Gefühl, entschlossen auf Sieg zu spielen. Die personell ausgedünnte Freiburger Defensive konnte froh sein, dass die viel diskutierte Abschlussschwäche der Berliner zunächst anhielt.

Es war die Vorarbeit von Gilberto und Marcelinho, die Nando Rafael den Ausgleich und damit dessen ersten Saisontreffer ermöglichte. Der fiel auf die Knie, feierte mit zum Himmel gefalteten Händen. Ein bisschen überrascht sei er von seinem Einsatz von Beginn an gewesen, weswegen Fredi Bobic die Bank drückte. „Wenn wir unsere Leistung bringen, dann kommen die Tore von selbst“, sagte Nando Rafael später, „wir haben es in den vergangenen Wochen schwer gehabt, und ich wünsche mir, dass wir jetzt gegen Bremen den nächsten Schritt machen.“

Die Freiburger haderten zwar, dass Gilberto die Berliner Führung aus abseitsverdächtiger Position erzielte; sie lagen mit dem Schiedsrichter endgültig quer, als dieser Schumanns Foul an Gilberto innerhalb des Strafraums verortete. Doch Richard Golz parierte den Strafstoß von Marcelinho. Kurz darauf köpfte Madlung einen Freistoß von Marcelinho an die Lattenunterkante, den Rest erledigte Friedrich.

Vor einem Jahr schon feierte Berlin als Tabellenletzter im Breisgau einen wegweisenden Auswärtssieg. Vielleicht dient er dieses Mal auch als Signal zum Aufbruch. Hoeneß sagte: „Es gibt derzeit genügend Beispiele in der Liga, wo man mit einer kleiner Serie stehen kann.“

Christoph Kieslich[Freiburg]

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