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Sport: Signal an alle

Alba Berlin ist wieder von sich und dem achten Basketball-Meistertitel in Folge überzeugt

Berlin. Die meisten Berliner Basketballer standen nach dem 100:79 im letzten Hauptrundenspiel gegen Braunschweig längst unter der Dusche, die Werbebanden wurden abgebaut, der Würstchenstand in der Max-Schmeling-Halle hatte längst zugemacht. Doch mehrere Hundert Fans harren aus und starren gebannt auf den Livescore an der Anzeigetafel. Sie verfolgen ein Spiel ohne Spieler. 43 Sekunden noch, 89:87 führt Bamberg gegen Bonn in der zweiten Verlängerung. Als der Bamberger Sieg feststeht, löst sich die Anspannung in Jubel, die Fans schwenken ihre Fahnen. Die Niederlage der Telekom Baskets Bonn bedeutet, dass Alba als Tabellenerster in die Play-offs einzieht und bis zu einem möglichen Finale in mehr Spielen Heimrecht hat. Das erste Play-off-Viertelfinale findet in zwei Wochen in der Max-Schmeling-Halle statt.

Doch der erste Platz soll nur eine Zwischenstation sein. „Für den ersten Platz kann man sich nicht so viel kaufen“, sagte Spielmacher Mithat Demirel, „letztes Jahr ist Bonn als Erster in die Play-offs gegangen und im Halbfinale ausgeschieden.“ Alba war nach der Hauptrunde nur Fünfter – und verteidigte seinen Titel. Topscorer John Best (17 Punkte) hingegen sagte, „wir brauchen den Heimvorteil, weil wir auswärts so oft verloren haben.“ In der Bundesliga gewann Alba nur sieben von 14 Auswärtsspielen, in eigener Halle dagegen 13 von 14 Partien.

Der erste Platz „ist auch wichtig wegen der Punkte für die Euroleague“, sagt Trainer Emir Mutapcic. In der Europaliga startet nicht automatisch der Meister, sondern das Team, das in dieser und der vergangenen Spielzeit die meisten Zähler gesammelt hat in einem von der Basketball-Bundesliga ausgearbeiteten Punktesystem. Und da bekommt der Hauptrunden-Erste mehr Punkte als der Zweite oder Dritte. Zudem sei die Tabellenführung „hoffentlich ein Signal an alle in Deutschland“, sagt Mutapcic. Alba hat bisher eine durchwachsene Saison gespielt, ist in der Europaliga früh gescheitert und hat im Pokalviertelfinale vor eigenem Publikum gegen Frankfurt ein Debakel erlebt (56:75). Doch jetzt, wo es darauf ankommt, sind nicht nur alle kranken und verletzten Spieler gesund, sondern die Berliner zeigen auch, dass sie nach wie vor das dominierende Team des Landes sind. Sie glauben wieder an sich, gegen die allerdings schwachen Braunschweiger demonstrierten sie viel Spielwitz.

Im Play-off-Viertelfinale nach dem Modus „Best of five“ wird Köln, Leverkusen, Quakenbrück oder Karlsruhe der Gegner sein. „Wer es ist, ist egal“, sagt Demirel, „wir haben so viel Selbstvertrauen, dass wir jeden schlagen können. Es muss erst einmal ein Team geben, dass uns dreimal besiegt.“ Während die Konkurrenz am Wochenende die übrigen Plätze ausspielt, hat Alba zwei Wochen Pause. Im Trainingslager in Bad Saarow und in zwei Testspielen gegen Bonn soll das Selbstbewusstsein weiter gestärkt und Kondition getankt werden.

Vizepräsident Marco Baldi warnt allerdings vor Übermut. „Wir haben noch gar nichts erreicht in dieser Saison. Es gibt nichts, worauf wir stolz sein können. Wir sind der Favorit, und wir wollen Meister werden.“ Wie schnell der Favorit zum Außenseiter werden kann, ist derzeit bei den Eishockeyprofis der Eisbären zu sehen.

Helen Ruwald

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