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Silbernes Lorbeerblatt für Nationalmannschaft: Bundestrainer Joachim Löw nominiert Malik Fathi

Die Nationalelf nimmt das Silberne Lorbeerblatt entgegen – der Bundestrainer nominiert Malik Fathi

Berlin – Malik Fathi saß gerade auf der Couch und zappte durchs Fernsehprogramm, als sein Handy plötzlich aufblinkte: „Rufnummer unterdrückt“ stand auf dem hell erleuchteten Display, es war kurz nach 15 Uhr. „Ich wollte gar nicht rangehen“, erzählt Fathi. Doch dann drückte er doch auf die grüne Taste – und am anderen Ende meldete sich ein Mann, der sich mit „Joachim Löw“ vorstellte. Der neue Bundestrainer nominierte den Abwehrspieler von Hertha BSC just in jener Sekunde für das Länderspiel am Mittwoch gegen Schweden.

Eine knappe halbe Stunde später ist Fathi noch immer ein bisschen perplex. „So einen Anruf erwartest du ja nicht alle fünf Sekunden“, sagt er. Statt auf der Couch seines Kollegen Sofian Chahed sitzt er längst im Auto, „ich muss meine Klamotten packen, ich soll um 19 Uhr ins Mannschaftshotel“. Am frühen Abend traf Malik Fathi, der im Oktober seinen 23. Geburtstag feiert, dann im Hyatt-Hotel am Potsdamer Platz ein und reist heute mit dem Nationalteam weiter nach Dortmund, wo der DFB in der Nacht vor dem ersten Länderspiel nach der Fußball-WM Quartier beziehen wird. „Ich bin einfach überglücklich“, sagt Fathi, „auch wenn ich weiß, dass ich so spontan nur aufgrund von Verletzungen der anderen Spieler dabei bin.“

Löw hatte rund vier Stunden vor der Nominierung Fathis erfahren, dass neben Robert Huth (FC Chelsea) und Per Mertesacker (Werder Bremen) auch Christoph Metzelder (Borussia Dortmund) gegen Schweden ausfallen würde. „Nee, es geht leider nicht“, sagte Metzelder im Schloss Bellevue, wo die WM-Spieler der Nationalmannschaft von Bundespräsident Horst Köhler gestern das Silberne Lorbeerblatt – die höchste Sportauszeichnung – überreicht bekamen. In Metzelders Knie hatte sich Wasser gebildet, er trat deshalb die Reise zurück nach Dortmund an, um sich behandeln zu lassen.

Die drei Abwehrspieler sind nicht die einzigen, die gegen Schweden fehlen: Sebastian Kehl hatte sich am ersten Spieltag eine Risswunde am Knie zugezogen und wird wohl drei Wochen ausfallen. Wie lange Kapitän Michael Ballack nicht spielen kann, sollte eine Untersuchung am Nachmittag bei den Ärzten des FC Chelsea ergeben. Gegen Schweden wird er defintiv ausfallen. Fathi rechnet sich nun – neben Manuel Friedrich von Mainz 05 – eine kleine Chance aus, vielleicht zunächst einmal für einige Minuten das Trikot mit dem Bundesadler auf der Brust zu tragen. 18 Länderspiele hat er auf der linken Abwehrseite für die U 21absolviert, „das Trikot sieht genauso aus, hat die gleiche Größe – ist aber doch ein bisschen was anderes, oder?“, sagt Fathi.

Fathis Vorname Malik ist arabisch und bedeutet zu deutsch so viel wie „König“. Er ist Sohn eines Türken und einer Deutschen. Die beiden haben sich jedoch früh getrennt, so dass Fathi bei seiner Mutter in Zehlendorf und später in Kleinmachnow aufwuchs. In den Neunzigerjahren feierte er schon einmal einen Deutschen Meistertitel – als er noch in der Rugbymannschaft des Berliner RC aktiv war.

Über die Stationen Hertha 03 Zehlendorf und Tennis Borussia landete er schließlich 2001 in der Jugendakademie von Hertha BSC und wurde zwei Jahre später vom damaligen Trainer Huub Stevens zu den Profis berufen. Mittlerweile hat er es auf 71 Bundesligaspiele gebracht, zu seinen Schwächen zählt noch immer das Offensivspiel. Als er beispielsweise in der vergangenen Saison erstmals in einem Pflichtspiel ein Tor erzielte (im DFB-Pokal) lief Fathi ziemlich ratlos über den Platz, „weil ich ja gar nicht wusste, wie ich bei einem Tor jubeln sollte“, hat er hinterher einmal gesagt. Dennoch muss Löw die Entwicklung des Spielers gefallen haben: „Der Bundestrainer hat mir gesagt, dass man mich seit geraumer Zeit beobachtet hat und ich dabei konstante Leitungen gebracht hätte“, sagt Fathi. „Ich schnuppere da jetzt einfach mal rein.“

Neben Arne Friedrich – Rechtsverteidiger – ist Fathi der zweite Nationalspieler aus dem aktuellen Kader von Hertha BSC. Irgendwie passte es auch gut ins Bild, dass zeitgleich am Mittag Bernhard Peters, einst Kandidat für den Posten des Sportdirektors beim Deutschen Fußball- Bund, in der Jugendakademie des Berliner Klubs vorbeischaute. Er wolle sich einmal über die Nachwuchsarbeit informieren, sagte er (siehe Interview).

Die Nationalspieler hatten zu diesem Zeitpunkt bei Gurken-Dipp und Möhren mit dem Bundespräsidenten zusammengesessen. Es war der erste gemeinsame Auftritt nach dem Finaltag der WM am 9. Juli 2006, als die Nationalspieler sich von den Fans am Brandenburger Tor verabschiedet hatten. „Für uns beginnt jetzt der Alltag“, sagte Metzelder, „die Euphorie der WM ist fast weg. Es gibt keine Fanmeile mehr und auch nicht mehr nur Heimspiele.“ An das Länderspiel könne man mit einer gewissen Gelassenheit rangehen, „ernst wird es gegen Irland“, zweieinhalb Wochen später. Das ist das Auftaktspiel zur Qualifikation zur EM 2008.

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